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Südstadt

Ein Mann, ein Mikro – Jan van Weyde

Dienstag, 23. Oktober 2018 | Text: Jasmin Klein | Bild: Oliver Köhler

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Die einen kennen ihn als Xaver Steindl von Sturm der Liebe, die anderen vom Gassigehen in der Südstadt. Heute stellen wir Euch Jan van Weyde, den Stand Up Comedian, vor. Der Südstädter startet nämlich am 28. Oktober sein erstes Solo „Große Klappe – die Erste!“.
Es ist warm, als wir uns im Römerpark-Café treffen. Statt heißem Kaffee gibt es daher eisgekühlten Zitronentee.
Jan van Weyde ist einer der Menschen, die einem gleich sympathisch sind. Besonders erstaunlich: der Bühnenmensch und der Mensch, der vor mir sitzt, sind nahezu identisch. Das ist bei Comedians nicht immer so.

Du warst erst 20 Jahre alt, als Du in Chicago Schauspiel studiert hast. Seit wann hattest Du diesen Wunsch, auf die Bühne zu gehen?

Es ist nicht bei jedem Comedian so, aber ich war schon früh der Klassenclown und habe immer Lust gehabt, in dieser Richtung etwas zu machen. Das waren aber Träume. Und man will ja auch realistisch bleiben und Geld verdienen, und ich hatte keine Ahnung, wie sowas funktioniert. Dann war ich nach der Schule ein Jahr in Amerika als Au Pair und musste parallel Collegekurse absolvieren. Da habe ich einfach einen Schauspielkurs gewählt. Zurück in Deutschland habe ich ein bisschen als Komparse rumgejobbt und parallel meine Schauspielausbildung begonnen. So ging das los. Nach der Ausbildung ging es flott zu „Sturm der Liebe“. Dieser fließende Übergang gefiel meinem Vater sehr gut, der sich das genau so vorgestellt hatte: „So, jetzt ist die Ausbildung vorbei, jetzt kannste Geld verdienen!“. Meine Eltern standen zwar immer hinter dem, was ich mache. Aber mein Vater war Marine Starfighterpilot, meine Mutter immer Hausfrau, mein einer Bruder ist Mathematiker, der andere Bürgermeister von Schongau, nur meine Schwester ist Künstlerin.

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Wie lange warst Du bei „Sturm der Liebe“?

Von 2005-2007 und von 2011-2013. Es gibt ja in einer Telenovela immer das Hauptpaar, das sich am Ende einer Staffel findet, und ich gehörte zu den ganzen Stories drum herum: Der kleine Kobold vom Fürstenhof. Ich war für die lustigen Geschichten zuständig. Zum Glück hatte ich die Freiheit, in meine Texte meinen persönlichen Humor einzubauen. So wurde der Charakter Xaver zu meinem Ding. Das gefiel der Produzentin und auch dem Sender, und ich hatte da eine sehr, sehr gute Zeit.

Warum warst Du zweimal da?

Man läuft als Schauspieler immer Gefahr, in einer Serie zu versacken: Das regelmäßige, feste Gehalt ist sehr einladend und eigentlich das Beste, was einem Schauspieler passieren kann.
Aber ich wollte wieder nach Köln zu meiner Frau. Zwei Jahre Fernbeziehung sind lang, und die Heimat hat mir gefehlt. Ich stieg dann auf eigenen Wunsch aus, aber die Produzentin sagte: „Sag, wenn Du wiederkommen möchtest!“
Als mein Finanzpuffer aufgebraucht war, dachte ich: Ach, ich könnte ja nochmal.

Wie kamst Du auf die Idee, Stand Up zu machen?

Der Comedygedanke war immer da, aber ich hatte richtig lange Schiss. Vor acht Jahren begann ich, Sachen aufzuschreiben und Ideen zu notieren. Ich konnte mir aber einfach nicht vorstellen, auf die Bühne zu gehen. Allein bei dem Gedanken wurde mir kotzschlecht.
Aber viele Freunde und Kollegen sagten, ich solle das machen. Meine Agentin Elena Fingerhuth hat mich dann einfach bei „Kunst gegen Bares“ im Arttheater angemeldet. Ich hatte drei Monate Zeit, mich vorzubereiten, kritzelte meine 10 Minuten Auftritt zusammen und übte ständig zu Hause.

Man könnte meinen, es wäre für einen Schauspieler leicht, Stand Up zu machen?!

Bei Sturm der Liebe hat man einen geschriebenen Text, man macht das, was man machen soll. Beim Stand Up kam die Angst daher, das ist ja quasi die Königsdisziplin: Selbst geschrieben UND lustig! Wenn jemand Poetry Slam macht, kann er ablesen, und es kann auch ruhig traurig sein. Stand Up ist gerade erst auf dem Weg, in Deutschland Anerkennung zu finden. Deutschland ist ja so ein Land, das überzeichnete Charaktere liebt: Die Cindys aus Marzahn, die Paul Panzers, das hat ja auch alles seine Berechtigung, und es funktioniert ja auch total super, aber das war jetzt nicht die Form von Comedy, die ich mir vorgestellt habe. Ich versuche nach dem amerikanischen Vorbild zu arbeiten, weil mir das sehr gut gefällt. Louis CK fand ich ganz toll. Der hat einfach von der Familie erzählt, und der hat ja auch eine ähnliche Thematik wie ich. Er erzählt einfach und macht nicht viel.

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Das war das, was ich so machen wollte, und wenn ich jetzt an die ersten Versuche denke, klang das auch noch sehr auswändig gelernt, weil ich das als Schauspieler auch so kenne. Vermeintliche Sicherheit. Aber bei einem Hänger bist Du total verloren. Das hatte ich mal beim Quatsch Comedy Club in der Talentschmiede, das fühlte sich an wie ein Jahr, war aber nur eine Minute. Ich musste den Auftritt abbrechen, ich war der letzte Stand Up vor der Pause. Ich hatte den Einstieg meines Auftritts kurzfristig geändert, dann kam auf der Bühne das Adrenalin, und vor lauter Auftrittspanik habe ich vor ausverkauftem Haus nur noch meinen Namen sagen können. Der Moderator war verzweifelt und warf mir Wortfetzen zu, an die er sich vom Sound Check erinnern konnte, aber ich war zu verpeilt und musste dann von der Bühne runter. Nach der Pause kam ich dann wieder und wurde am Ende sogar Zweiter. Schlimmer als damals kann es nie wieder werden. Und jetzt habe ich immer Zettelchen in der Hosentasche.
Irgendwann habe ich aufgehört, vorher aufgeregt zu sein. Ich habe eine gesunde Anspannung, aber die Angst ist nicht mehr da. Ich habe so viele Themen und Geschichten zu erzählen.

Was ist das Thema, mit dem Dich die Zuschauer in Verbindung bringen?

Mein Hauptthema ist „der junge Papa“, meine Familie, meine dreijährige Tochter, weißes Truckerkäppi, kariertes Hemd. Ich bin schon ich selbst, und die Geschichten, die ich von meiner Frau und meiner Tochter erzähle, sind natürlich größtenteils aus wahren Erfahrungen geschöpft, aber völlig überspitzt erzählt. Meine Frau ist in meinen Bühnengeschichten wesentlich zickiger und ich wesentlich dümmer als in Wahrheit. Es soll persönlich sein, aber nicht privat. Darum nenne ich auch nie ihre echten Namen, sondern nur von „meiner Frau“ und „meiner Kleinen“, um eine Grenze zu ziehen.
Am wichtigsten ist mir, dass ich den authentischen Ton beibehalte. So wie ich mit Dir jetzt rede, so rede ich auch mit dem Publikum. Das ist das schönste Kompliment, das mir Freunde geben, wenn sie sagen: Es ist so, als ob Du es uns erzählst.
Und das freut mich so, denn in meinen dreieinhalb Jahren, in denen ich jetzt arbeite, war mein Ziel: Weg von dem Gelernten. Der Zuschauer spürt, ob es auswändig gelernt, ob es Kunstsprache ist. Es gibt einige Schauspieler, die Stand Up und Comedy ausprobieren und denken, es wäre leicht. Aber das ist es nicht.
Für mein Solo von 90 Minuten habe ich jetzt zwei Jahre gebraucht. Tipp: Immer jeden Gedanken sofort aufschreiben. Man vergisst die besten Gedanken innerhalb von Minuten.
Ich erlebe etwas, notiere es, und dann gucke ich, ob ich das als Nebensatz oder eigene Nummer einbaue. Das Meiste entsteht auf der Bühne, manchmal erst Monate später. Es ist nie ganz fertig. Die Geschichten an sich sind fertig und rund. Aber ein Rezept habe ich nicht.

Gibt es Comedians, die Du uns empfehlen kannst?

Simon Pearce, David Kebe, Thomas Schmidt, Maxi Gstettenbauer, für den ich manchmal Support mache, oder auch Micha Marx aus Bonn: Der hat eigene Comic-Charaktere erschaffen und beamt Bilder und Cartoons an die Wand.

Was ist das Tolle an dem Beruf, und was nimmt man dafür in Kauf?

Das Reisen nehme ich in Kauf, das Wegsein von der Familie. Und das Tolle ist, wenn das, was ich erzählen will, von den Leuten so aufgenommen wird, wie ich es gemeint habe. Meine Familie ist mein Fundament. Auch nach einem Scheißauftritt habe ich diese Basis. Die sind da. Wenn ich in Köln und Umgebung spiele und danach nach Hause komme, das ist für mich der schönste Moment. Es ist super, dass meine Frau alles mitträgt. Denn die erste Zeit besteht aus unbezahlten Bühnen und Ausprobieren und viel Wegsein und mit-nix-nach-Hause-kommen-als-Erfahrungen, das muss man als Partner erstmal mit stemmen.

Seit wann wohnst Du in der Südstadt?

Ich komme aus Bonn und kam 2001 nach Köln. 2007 sind wir an den Eifelplatz gezogen und 2012 Richtung Römerpark. Ich freue mich immer, nach Hause zu kommen. In der Südstadt helfen sich alle gegenseitig, z.B. als der Bücherschrank abgefackelt wurde. Das war wie eine Wunde, und innerhalb kurzer Zeit war der Wiederaufbau finanziert.
Viele unserer besten Freunde leben in der Südstadt; es ist wie in einem Dorf, das ich mir selbst auch so zusammenstellen würde. Ich lieben den Spirit hier: das Terri, die Ubierschänke, den Coellner. Ich gehe morgens mit dem Hund, dann treffe ich Freunde und Bekannte auf der Straße. Es ist schon fast gruselig harmonisch.

Homepage: janvanweyde.de
Facebook: facebook.com/JanVanWeyde
Tickets: shop.derticketservice.de

Text: Jasmin Klein

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