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Südstadt

Eine Stunde mit dem Köbes

Donnerstag, 3. Juli 2014 | Text: Jasmin Klein | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der ältere Herr kam in einem dicken Mercedes. Neben ihm eine aufgemotzte Frau. Sie setzten sich ins Lokal. Der ältere Herr sagte zu ihm: „Ein Schuss und ein Drecksack!“ ?Daniel antwortete: „Das seh ich, und was wollt Ihr trinken?“

Daniel Schmitz ist 32 Jahre alt und gerne Köbes. Denn als Köbes darf man Sachen, die man als Kellner nicht darf.

Der Name Köbes (Mehrzahl: Köbesse) ist die kölsche Form von Jakob (Jakobus). Es gibt einige Theorien, wie der Köbes zu seinem Namen kam. Daniel versteht sich als Kellner in einem kölschen Brauhaus. Seit sechs Jahren arbeitet er nun im Früh em Veedel am Chlodwigplatz.

Jeden Tag um 11 Uhr öffnet er das Lokal. Zum Mittagstisch kommen meist ältere Herrschaften. Eine Dame im Rollstuhl wird von zwei älteren Herren begleitet, man isst zu Mittag. Drei Reibekuchen mit Apfelkompott für 4,50€. Am Rollstuhl hängt eine Tasche in Deutschlandfarben. Es ist WM.

Während der Arbeit wird exakt nichts getrunken. Klar, Wasser ist erlaubt, aber das Früh hat die Parole ausgegeben: Null Promille. Das ist in anderen Brauhäusern anders, aber das Früh fährt damit gut. Daniel kann das egal sein. Er macht sich sowieso nichts aus Alkohol.

Als Köbes arbeitet es sich entspannter. Wenn er an den Tisch kommt, hat er seinen Auftritt. Er möchte einen guten Service bieten und darf individueller sein, auch mit dem Gast scherzen.
Dass ein Köbes unfreundlich sein muss, ist nur noch ein Klischee. Im Früh wird aufgepasst, dass ein Köbes nicht unangenehm auffällt und mit dem Gast gut umgeht. Die ganz urigen, knorrigen Köbesse sterben buchstäblich aus.

 

Es ist zudem aber auch ein hartes Geschäft. Kaum ein Köbes ist über 50. Daniel arbeitet, wenn andere feiern gehen. Abends und am Freitag, Samstag, Sonntag, denn da ist am meisten los. Die Berufstätigen finden den Weg ins Lokal, sitzen im Schankraum an der Bar beim Zappes, unterhalten sich und leben kölsche Veedelskultur. Da kommen schon mal 5-6 Stunden zusammen, die man an der Theke verbringt. Es geht da nicht nur ums Trinken und Essen, sondern um Unterhaltung, Kommunikation, Austausch.
Klar, da trinkt auch mal einer in 2-3 Stunden seine 20 Kölsch weg. Daniel erinnert sich noch an einen Gast, der in 6 Stunden 45 Kölsch vernichtet hat. Er lief sogar noch gerade aus dem Laden raus. Erstaunlich. Sollte man aber nicht nachmachen. Was gegen Kater hilft? Gleich das richtige Kölsch trinken. Früh natürlich.

Im Früh em Veedel geht es viel ruhiger und familiärer zu als im Haupthaus am Dom. Dort gehen viele Touristen hin. Die Asiaten lieben Schweinshaxe und Hämchen, aber ansonsten wird viel Himmel un Ääd gegessen. Immer wieder gibt es lustige Missverständnisse mit dem Halven Hahn: „Ist der mit Knochen?“

Daniel mag am liebsten Bratwurst mit Sauerkraut und Kartoffelpüree. Das isst er täglich bei der Arbeit.  Tatsächlich darf er auch nur ins Früh kommen, wenn er arbeitet. Privat darf sich kein Köbes im Laden aufhalten. ?
Ab und an verirrt sich auch ein Gast ins Früh, der ein Alt, Pils oder Weizen bestellt. Dem antwortet Daniel: „Sie können gerne ein Altbier haben. Das ist das alte Bier, das seit heute morgen am Fass herunterläuft.“
Manche verstehen seine Witze nicht. Die werden dann unverschämt. Alles, was er dann noch tun kann, ist einen Gang zurück schalten, ruhig bleiben. Manchmal muss er auch den Restaurantleiter rufen, der dann schlichtet.

Zu jeder Situation im Köbes-Alltag gibt es  bestimmt 10-15 Sprüche, die man anbringen kann. Wenn man mit einer Standard-Situation im Service nicht klar kommt, bespricht man sich im Kollegenkreis. Irgendeinem fällt immer ein Spruch ein, den man bringen kann.
Denn jede Situation war so schon einmal da, variiert oder wiederholt sich.

Karneval ist für Daniel das Schönste. Da muss er zwar 14-15 Stunden am Tag arbeiten, aber mit viel Spaß. Er darf mitsingen, und dieses Jahr durfte er sich zum ersten Mal während der Arbeitszeit verkleiden. Da hat er sich jeden Tag anders verkleidet. Wenn er morgens den Laden öffnet, stürmen die Jecken rein und besetzen jede Nische. Die Musik kommt vom Band, und gefeiert wird bis tief in die Nacht.

Zwei Männer kommen rein und bestellen zwei Kölsch. Sie kommen seit 20 Jahren hier her. In den letzten zehn Jahren nicht mehr so häufig, weil sie jetzt weiter weg wohnen, und sie trinken auch nicht mehr so viel, obwohl sie begeisterte Kölschtrinker sind. Im Früh haben sie auch noch nie etwas anderes als Kölsch bestellt. Vielleicht mal einen Metthappen oder Halven Hahn dazu.

Daniel serviert ihnen zwei Kölsch und zwei Halven Hahn. Natürlich ohne Knochen.

Wer sich auch von Daniel bedienen lassen möchte: http://fruehemveedel.de/

Wer mehr über Köbesse wissen möchte: http://de.wikipedia.org/wiki/Köbes
 

Text: Jasmin Klein

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