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Kultur

Oase des Friedens und der Hoffnung

Mittwoch, 15. November 2017 | Text: Jasmin Klein | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Barbara und ich sitzen in der Herbstsonne bei einem Cappuccino, und mir schießen die Tränen in die Augen. Ich bin hartgesotten, aber in diese lachenden Kindergesichter zu blicken und zugleich sowohl die äußeren Narben der Kleinen zu sehen als sich auch ihre inneren zu denken – das raubt mir kurz den Atem. Ich lege Barbaras Buch „Rua Hiroshima – Kinder im Friedensdorf“ zur Seite, und sie erzählt mir, wie es dazu kam, dass sie ein Fotobuch über das Friedensdorf gemacht hat.

Das Friedensdorf entstand 1967 und wurde als Verein von Oberhausener Bürgern anlässlich des Sechs-Tage-Kriegs gegründet. Ziel war und ist es noch heute, verletzte Kinder und Jugendliche, die Opfer sinnloser Kriege oder dramatischer Lebensumstände wurden, aus Krisen- und Kriegsgebieten nach Deutschland einzufliegen, sie hier zu versorgen und nach einem halben Jahr (manchmal später) wieder nach Hause zu bringen. Die Kinderhilfsorganisation sorgt dafür, dass 1500 Kinder pro Jahr in nahe gelegenen Kliniken (in manchen Fällen auch weiter entfernt) operiert werden und anschließend im Friedensdorf genesen können. Die Ärzte arbeiten dabei unentgeltlich.

 


„Eine Freundin erzählte mir vor vier Jahren von der Arbeit des Friedensdorfes.“

Barbara Siewer ist Fotografin, u.a. für Meine Südstadt, und mit ihr habe ich schon viele Reportagen gemeinsam realisiert. Sie hat sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Friedensdorf beschäftigt. Bei den vielen Besuchen (einmal war ich sogar dabei) gewann sie das Vertrauen der Verantwortlichen und das der vielen Kinder, und so entstanden intensive Bilder, die man sich ab sofort in dem Buch „Rua Hiroshima – Kinder im Friedensdorf“ anschauen kann.

„Eine Freundin erzählte mir vor vier Jahren von der Arbeit des Friedensdorfes“, sagt Barbara, „sie organisierte für mich und ein paar gemeinsame Freunde aus der Südstadt einen Besuchertermin im Friedensdorf. Einige Familien haben auch ihre Kinder mitgebracht. Ich war von dem weltweit einzigartigen Hilfskonzept der Kinderhilfsorganisation sofort überzeugt. Seit 50 Jahren wird im Friedensdorf Einzelfallhilfe geleistet.“

Hierher kommen Kinder mit schlecht verheilten Knochenbrüchen, die zu teilweise lebensbedrohlichen Entzündungen geführt haben, mit schlecht verheilten Brandnarben, verursacht durch Bomben oder Gas- und Benzinexplosionen. Kinder, die sonst ihr Leben lang auf fremde Hilfe angewiesen wären und zuhause keine Heilungsmöglichkeit gehabt hätten. Durch die Operationen und die anschließende Behandlung im Friedensdorf bekommen sie hier die Chance auf eine gesunde Zukunft in ihrem Heimatland.

In den Anfängen vom Friedensdorf, zu Zeiten des Vietnamkrieges, konnten manche Kinder nicht mehr nach Hause zurück und blieben in Deutschland. Einige davon arbeiten heute selbst ehrenamtlich im Friedensdorf. „Heute verpflichtet sich Deutschland, grundsätzlich alle Kinder wieder in ihre Heimatländer zurückzugeben. Auch die Heimatländer müssen garantieren, dass die Kinder wieder zurückkehren können. Sie retten ihnen das Leben, aber sie reißen sie nicht aus ihrem Leben“, fasst Barbara die Arbeit vom Friedensdorf zusammen.

 


„Sie retten ihnen das Leben, aber sie reißen sie nicht aus ihrem Leben.“

„Schon während des ersten Besuchs kam in mir die Idee auf, an einer Reportage über das Friedensdorf zu arbeiten. Nach den ersten Fototerminen waren jedoch bereits so viele bewegende Motive entstanden, dass ich ein Fotobuch daraus machen wollte. Auch wenn ich nicht überall fotografieren durfte. Die Privaträume der Kinder sind im Friedensdorf für Besucher und Journalisten absolut tabu.“

Die Eltern übergeben mit ihrer Unterschrift ihre Kinder für die Dauer der Genesung in die Obhut des Friedensdorfs. Und so kommen hier ganz unterschiedliche Kulturen zusammen. Hier begegnen sich [unter anderem] Kinder aus Afghanistan, dem Kaukasus, Angola und Zentralasien. Kinder, die oft noch nie ihr kleines Dorf verlassen haben, erleben hier eine Vielfalt der Kulturen und lernen sich kennen. Das Konzept finanziert sich komplett durch Spenden. 5 Millionen Euro werden jedes Jahr benötigt.

„Die Friedensdorfkinder kommen manchmal wieder zurück ins Dorf, weil weitere Operationen oder Nachuntersuchungen nötig sind. Azinaid, das kleine Mädchen, das an Noma erkrankt ist und dem Bakterien die Weich- und Knochenteile seines Gesichts zerstört haben, wurde schon viermal operiert. Professor Zöller an der Kölner Uni-Klinik wird auch in den nächsten Jahren Korrekturen vornehmen müssen. Alle Kinder haben im Dorf die Möglichkeit, Lesen und Schreiben zu lernen, aber sie bekommen auch Unterricht in Hygiene. Dabei lernen die Kinder, ihre Wunden täglich selbst zu versorgen, was oft nach ihrer Rückkehr ins Heimatland noch nötig ist.“

 

Das Friedensdorf ist die friedliche Antwort auf die Krisen dieser Welt, sagte mal jemand. Barbara Siewer veranschaulicht dies mit ihrem Buch „Rua Hiroshima – Kinder im Friedensdorf“ in sehr einfühlsamer, berührender Form.

„Das Friedensdorf spiegelt das Elend der Welt wider. Aber es ist eine Oase des Friedens und der Hoffnung“, sagt Barbara, „in meinen Bildern geht es nie nur um den sichtbaren Schmerz, den die Verletzungen hinterlassen haben, sondern vor allem um Gefühle, Freundschaft und Zusammenhalt.“
 

Text: Jasmin Klein

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