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Kultur

Pionierin am Controller

Dienstag, 21. Oktober 2014 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Barbara Siewer

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Die Szene der elektronischen Musik in Deutschland und anderswo ist bislang eine Männerdomäne. Das Projekt female:pressure hat sich die Mühe gemacht und mal nachgezählt, zum Beispiel in den Programmen von Festivals und bei den einschlägigen Plattenlabels. Das Ergebnis: acht Prozent Frauen waren da gelistet. Die Südstädterin Sonia Güttler ist genau darum bei female:pressure aktiv. Sie will die Sichtbarkeit der Frauen in der elektronischen Musik verbessern. Sie selbst schreibt und produziert auch Musik – und hat mit Fördergeldern der Stadt Köln ein Konzert auf die Beine gestellt. Am 30. Oktober um 20 Uhr im Heinz Gaul. „Meine Südstadt“ traf Sonia Güttler in der Caffè-Bar am Ubierring.

 

Was ist Dein Eindruck von der Szene?

Es gibt ein beliebtes Stereotyp: Bei gemischten Acts, da machen die Jungs die Sounds, und die Mädels dürfen ein bisschen singen.

 

Frustrierend.

Das weckt Pioniergeist. Das treibt mich eher an. So ein Exotenbonus als Frau, das sorgt auch für einen Ah-Effekt. Dem muss man dann gerecht werden. Wir fragen uns: Gibt es wirklich so wenig Frauen? Stimmen diese Zahlen mit der Wirklichkeit überein? Immerhin sind bei female:pressure 1.500 Frauen registriert. Das heißt, es gibt gar nicht so wenige Frauen in der Szene. Nur dass wenig von ihnen zu sehen, zu hören und zu lesen ist.

 

Wann hat female:pressure angefangen?

Das begann Mitte der Neunziger Jahre, mit Electric Indigo.

 

Das war eine DJane?

(Sonja stöhnt auf) Was für ein Alptraum-Wort, DJane. Das ist fast unverschämt. Ich sage einfach DJ, manchmal DJ-Frau. Also Electric Indigo hat female:pressure gegründet, zusammen mit Acid Maria und Gudrun Gut. Es gibt eine Website mit einer Datenbank. Da trägt sich jede von uns ein, legt ein Profil an.

 

Kann man euch da auch buchen?

Es dient vor allem dazu, Kontakt aufzunehmen. Unser Mailverteiler ist das Kernstück.

 

Wer schreibt an wen?

Alle an alle. Die Frauen geben Bescheid, wenn ein Release ansteht. Wir informieren uns über Workshops und Ausschreibungen für Festivals. Es gibt auch viele Stipendien.

 

Wie veröffentlichst Du in der Szene? Digital? Vinyl?

In der elektronischen Szene geht das weniger über CDs. Es passiert vieles digital.  Und die Schallplatte aus Vinyl kommt wieder, da gab es zuletzt eine Flaute. Die traditionelle Form ist immer noch der Weg über ein Label. Unabhängig davon wählen viele die Selbstveröffentlichung, zum Beispiel über soundcloud. Bei DJ-Mixes ist das allerdings urheberrechtlich nicht unproblematisch.

 

Warum?

Wenn Du einen Mix machst, dann benutzt Du die Musik von anderen dafür. Deswegen gibt es auch das Portal mixcloud, die zahlen Lizenzgebühren.

 

Du nennst Dich sonae (ich spreche es sonääh aus). Warum?

Das war schonmal falsch. Es spricht sich sona-eh. Das ist ein Fantasiename, eine Verbindung von Realität und narrativem Raum. Es ist ein Hauch von Sonia drin, aber dann kann sich jeder etwas eigenes dazu ausdenken.

 

Steht das e in sonae für ‚Elektro‘?

Ich stoße mich an dem Begriff Elektro, wie er heute verwendet wird. In der Musikgeschichte ist das ein Subgenre der elektronischen Musik. Das geht zurück in die Achtziger Jahre und entstand zeitgleich in England und den USA. Das ist ein typisches Phänomen, dass sich Trends in einem globalen Kontext an verschiedenen Orten entwickeln.

 

Also, das Wort ‚Elektro‘ ist nicht so Deins.

Ich hasse den Begriff, weil er für eine Banalisierung steht. Einfach nur ‚Elektro‘, das ist zu einfältig.

Das klingt arrogant.

Noch vor zehn Jahren war für jeden in der Szene klar: Elektro, das ist dieses Subgenre, angelehnt an die bass-music, vor allem an den Miami bass. Heute wissen die Leute das nicht mehr. Heute steht ‚Elektro‘ einfach ganz allgemein für ‚elektronische Musik‘. Die musikgeschichtliche Bedeutung wird ignoriert, und das möchte ich nicht.

 

Was machst Du denn?

Meine Musik bewegt sich zwischen Ambient, Electronica und Experimental.

 

Bitte erklären.

Ambient, das sind Klangkulissen, die ohne Beats funktionieren. Electronica, das ist ein Stil, der über Techno und House hinaus versucht, Ecken und Kanten zu entwickeln, die nicht ins Schema passen. Und drittens: Experimental ist ein Wagnis, über die Klanggrenze hinauszugehen. Da ist Nummer zwei, also Electronica, noch näher dran an dem, was man Clubmusik nennen würde.

 

Wie machst Du Deine Musik?

Ich arbeite mit ‚Ableton Live‘. Das ist ein Computerprogramm. Alle Instrumente sind Teil meiner Software.

 

Wo arbeitest Du?

Ich habe eine Musikecke bei mir im Wohnzimmer. Die habe ich mir selbst gebaut. Zwei Spanholzplatten auf Klappstelzen, das ist mein Studio. Da stehen Boxen drauf, der PC und mein Controller. Ich bin ein bekennender Low-Budget-Mensch. Viele Leute sagen: Ach, ich würde ja so gern Musik machen, aber das Equipment ist so teuer – irgendwann klang das nur noch nach Ausrede. 

 

Was kostet so ein Programm?

Die kleine Version von Ableton so um die 200, 250 Euro.

 

Wie machst Du die Sounds?

Das sind teilweise Instrumente aus dem Programm, und an deren Klang drehe ich dann so lange herum, bis er mir gefällt. Parallel benutze ich externe Samples.

 

Auf wie vielen Tonspuren arbeitest Du bei einem Song?

Zehn sind Minimum. Es können auch mal 20 bis 25 werden.

 

Wie lang sind Deine Stücke?

Zwischen drei und vier Minuten, manchmal auch neun bis zehn Minuten. Da werde ich dann von meinem Label schonmal gebeten, etwas zu kürzen.

 

Wie spielst Du Deine Musik vor?

Ich beschäftige mich vor allem mit dem Controller. Das ist ein Kasten mit vielen Knöpfen und Reglern. Der erlaubt mir, eine komplett Live-Abmischung meiner Töne zu spielen. Der Controller bildet meine Software ab. Ich kann acht Spuren spielen, damit muss ich auskommen. Dazu kommen dann Effekte, Lautstärke, Dynamik, Tonentwicklung. Ich nutze auch Loops und Melodieläufe.

 

Was erleben wir auf Deinem Konzert Ende Oktober?

Das wird ein gemütlicher Abend. Ich selbst mache 40 Minuten warmup. Und dann macht Mimicof eine Stunde Musik. Das ist eine Japanerin, die in Berlin lebt. Sie macht auch beatorientierte Musik, das wäre dann wieder electronica, weil es außergewöhnlich ist. Aber der Abend hat einen konzertösen Rahmen. Das soll mal eine Reihe werden, wenn es klappt. Mit Förderung. Nur Musikerinnen aus dem Netzwerk.

 

Wer hat das gefördert?

Das Popreferat des Kulturamtes Köln. Da habe ich das Konzept hingeschickt mit allem Pi-pa-po. Und es wurde bewilligt. Das hat zwar gedauert, ging dann aber so reibungslos, dass es mich überrollt hat. Ich traf den Pop-Referenten Till Kniola auf einer Veranstaltung. Und er meinte: Du bist Sonja Güttler? Und er zog mein Konzept aus der Tasche. Das war filmreif. So habe ich von der Förderung erfahren. Das war bemerkenswert, weil ich in der Stadt eigentlich noch gar keinen Namen habe.

 

Wie bekannt bist Du denn?

Mich bringt man mit female pressure in Verbindung. Ich habe schon einen Vortrag darüber gehalten. Meine Kolleginnen geben auch einmal im Jahr einen Remix-Workshop, den finanziert der Landesmusikrat NRW. Jetzt steht eine Sommerakademie 2015 zur Debatte.

 

Danke Dir.

 

 

Mehr im Netz:

https://www.facebook.com/events/541469522665666/

http://sonaemusic.net/

http://midorihirano.com/

 

 

 

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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