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Kolumne

Schreibtisch-Rehe

Dienstag, 8. April 2014 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Letzte Woche war nicht leicht. Eine Schockmeldung nach der anderen galt es zu verkraften. Erst kam diese ´rein: Bernd und Karl-Heinz Ulrich hatten irgendwo auf einer norddeutschen Bundesstraße einen schweren Verkehrsunfall mit ihrem eigenen PKW. Am Wagen entstand Totalschaden, aber die beiden Brüder kamen mit dem Schrecken davon.

Letzte Woche war nicht leicht. Eine Schockmeldung nach der anderen galt es zu verkraften. Erst kam diese ´rein: Bernd und Karl-Heinz Ulrich hatten irgendwo auf einer norddeutschen Bundesstraße einen schweren Verkehrsunfall mit ihrem eigenen PKW. Am Wagen entstand Totalschaden, aber die beiden Brüder kamen mit dem Schrecken davon. „Mein Bruder Karl-Heinz saß am Steuer“, sagte Bernd Ulrich anschließend, „wir hatten 160 Sachen drauf. Plötzlich stand dieses Reh quer und unbeweglich wie ein Schreibtisch auf unserer Spur. Wir sahen es noch mit großen Augen im Lichtkegel der Scheinwerfer, dann gab´s einen ohrenbetäubenden Knall.“ Wer auch immer da jetzt die großen Augen hatte, aber ein Reh wie ein Schreibtisch – da muss man natürlich erstmal drauf kommen. Doch die Ulrichs sind ja Kreative. Wer ohne Unterlass Songperlen wie „Das Korallenriff von San Fernando“, „Frieden für diese Welt“ oder „Doch dann spür´ ich Heimatluft“ aus dem Ärmel schüttelt, hat es einfach drauf. Nie gehört, diese Hits? Schon klar. Und Die Amigos kennen Sie natürlich auch nicht. Gilt ja auch als besonders cool, sich nicht um´s deutsche Liedgut zu kümmern. Zugegeben, ich persönlich besitze jetzt auch keinen Tonträger dieses erfolgreichsten heimischen Duos seit Fix & Foxy, aber seit ich mal einen Werbespot für eine CD-Box mit den (mindestens) 145 größten Hits der Amigos gesehen habe, kann ich gar nicht genug von ihnen bekommen.

Papa und Onkel am Arm

Ich finde Bernd und Karl-Heinz super. Schon, weil sie die definitiv schärfsten Bühnen-Fummel seit Abba tragen und ihr zurückgehendes Haupthaar nicht mit irgendwelchen Extensions kaschieren, sondern der Misere tapfer mit der ordentlichen Verteilung der natürlichen Restbestände Richtung Stirn begegnen. Und wenn ich mir die Discographie der Amigos so anschaue, machen die in ihren Texten keineswegs nur auf heile Welt. Von wegen Eskapismus für schlichte Gemüter! Die packen mutig die Probleme der Neuzeit an. Oder was wollen uns diese Titel sagen? „Stau auf der Autobahn“ (Verkehrsinfarkt?), „Der alte Mann auf der Parkbank“ (demographischer Wandel, Rentenmisere, Mietwucher?) und „Ulrichstein im Schnee“ (Klimawandel?). Und dann der Hammer-Song „Ave Maria“ aus dem Erfolgsalbum „Bis ans Ende der Zeit“ von 2012. Offizieller Titel des Liedes in voller Länge: „Ave Maria (gegen Kindermissbrauch)“! Das muss man einfach gehört und (als Video) gesehen haben! In jeder Hinsicht erschütternd. Ich glaube, die Ulrichs sind grundehrliche Häute. Die meinen das genau so, wie sie es sagen, resp. singen Wo wir gerade bei Kindsmissbrauch sind: Karl-Heinz´ Sohn Mario hat, wie ich der Super-Illu entnehme, die Konterfeis von Papa und Onkel Bernd als Tattoo auf dem Oberarm. Aber der ist schon volljährig und soll das freiwillig gemacht haben. Sollte mein Junior irgendwann mal mit einem ähnlichen Ansinnen an mich herantreten, ich würd´ mich freuen wie Bolle. Große Hoffnungen mache ich mir in dieser Hinsicht allerdings nicht.

Flügellahmer Disco-Engel

Aber noch mal zurück zum schrecklichen Autounfall. Dass sie ihn unbeschadet überlebt haben, soll, da sind sich die Amigos sicher, mit himmlischen Mächten zusammenhängen. Weiß zumindest die Agenturmeldung: „Denn ein silberner Schutzengel am Steuerknüppel, den sie vor einigen Jahren von Fans geschenkt bekommen haben, ist immer mit dabei, wenn die Sänger mit dem Auto unterwegs sind.“ Wobei ich mich natürlich frage, was die Helden für ein Auto fahren, das mit einem Steuerknüppel bewegt wird. Einen umgebauten Tornado mit Straßenzulassung oder was? Kann eigentlich nicht sein. Denn auch die Ehefrauen von Karl-Heinz und Bernd sollen mit an Bord gewesen sein. Und ein Tornado ist kein Viersitzer. Jedenfalls sind auch die Gattinnen wohlauf. Nur dem Reh hat seine Schreibtisch-Robustheit wenig geholfen. Das Tier hat das Treffen mit den berühmten Volkstümlern mit dem Leben bezahlt. Hatte vermutlich keinen Engel am Steuerknüppel. Womöglich werden ihm Die Amigos zum Gedenken einen Song schreiben. Brauchen sie aber vielleicht gar nicht mehr. Schon auf ihrem 94er Album „Sehnsucht in ihrem Herzen“ findet sich der Song „Wie ein Engel ohne Flügel“. Müsste doch irgendwie passen. Zum toten Reh und den Engeln. Dachte ich jedenfalls. Passt aber nicht. Ich hab´s mir angehört. Der fluguntaugliche Himmelsvogel bei den Amigos ist eine querschnittsgelähmte junge Frau („unbeschreiblich schön“), die im Rollstuhl in der Disco am Tresen sitzt und ganz viel Kummer hat. Wahnsinn.

Zentraltannen

Ausgerechnet am 1. April dann die zweite Schockmeldung der Woche. Thomas „Rups“ Unger hat, nach Mitteilung seines Managers, „nach langer Bedenkzeit“ beschlossen, sich von Michael „Michl“ Rostig und Thomas „Lauti“ Lauterbach zu trennen, um sich künftig Solo-Projekten zu widmen. Und dann hat de Manager noch gesagt, dass es sich bei der Mitteilung nicht um einen Aprilscherz handle. So ist es also wahr, dass Unger mit seinem Ego-Trip die Randfichten gefällt hat. Schwupps, einfach so. Randfichten? Nie gehört? Doch, doch. 2004 hat das Trio aus dem Erzgebirge den Mega-Hit „Lebt denn d`r alte Holzmichl noch?“ ´rausgehauen. Die meistverkaufte Single des Jahres und über Jahre ein Abräumer auf allen Schützenfesten, bei Möbelhaus-Eröffnungen und auch in Funk- und Fernsehen ein Dauerbrenner. Ursprünglich hießen die Fichten ja mal sächselnd „De Randfichten“, aber mit dem „Holzmichl“ haben sie dann natürlich den gesamtdeutschen Sprachraum erobert und sich in „Randfichten“ umbenannt. Was ja mal ein echt cleverer Schachzug war. Oder doch eher Verrat an der Heimat? Man weiß es nicht. Jedenfalls hat´s im Fichtenforst nach dem Monster-Kracher nicht mehr so richtig gerauscht. 2005 gab´s noch mal einen 6. Platz beim Bundesvision Song Contest mit „Jetzt geht die Party richtig los“, aber Titel wie „Crottendorfer Raacherkerzllied“ und „Du kleine Fliege“ waren dann irgendwie nicht mehr so die Bringer. Letztlich kann man den “Rups“ Unger ja schon verstehen. Zehn Jahre lang jeden Abend auf der Bühne den „Holzmichl“ machen – das kann den stärksten Holzfäller umhauen. Doch letztlich sollen Ausstieg auch hier wieder himmlische Mächte ihre Finger im Spiel gehabt haben. Unger ist nämlich schwer dem Christentum zugetan und hat vor zwei Jahren schon die Solo-Scheibe „Alles was ich brauch´“ mit Songs wie „Meine Zeit steht in deinen Händen“ und „Komm zu Jesus“ auf den Markt gebracht. Sind auf Schützenfesten aber nicht so gut gelaufen. Doch der Manager hat dann am Ende der Meldung von der Auflösung doch noch allen Fans ein wenig Hoffnung gemacht. Die beiden Rest-Fichten, hat er gesagt, würden auf jeden Fall weiter schöne Musik machen. Man arbeite aber noch an einem Konzept. Womöglich sieht man sie ja irgendwann als Zentraltannen im Stadl.

Gar nicht wieder zusammenkommen sollen hingegen Die Flippers. Hat jetzt Olaf Malolepski in einem Interview ausgeplaudert, der 40 Jahre der lange Dünne des Trios war und jetzt auch an seiner Solo-Karriere schraubt. (Etwa als Olaf Malolepski?). Den Flippers war ich nie so zugetan wie den Amigos. Höchstens 1970 mal, als sie mit „Weine nicht, kleine Eva“ ihren ersten Hit hatten. Ich war damals mal ziemlich verschossen in eine Eva. Ob die klein war, weiß ich nicht mehr. Noch weniger als das mit den „Flippers“ berührt mich das Aus für „Wetten, dass…?“. Die Show war doch schon tot, als Tausendsassa Wolfgang Lippert Anfang der 90er seinen Hut nehmen musste.

 

 

Titel Bild: Dario Ackermann/CC-BY-3.0

Text: Reinhard Lüke

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