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Kultur

Cast & Destroy

Donnerstag, 9. Juni 2016 | Text: Jasmin Klein | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Die Abonnenten seines Podcasts „Aethervox Ehrenfeld“ schätzen Christian „Destroy“ Schneider für seine kontroversen Meinungen und seinen Humor. Der selbstständige Marketing- und Kommunikationsmanager spricht mit wechselnden Gesprächspartnern einmal in der Woche 90 Minuten lang über die Welt; er schimpft, analysiert, verzweifelt und unterhält damit eine wachsende Community. So spricht er z.B. mit Kindheitsfreund Claus über die Grundpfeiler menschlicher Erfolglosigkeit, mit Freund Dominic über Friseurbesuche, Beleidigungen und Snapchat, und mit dem Blogger und Comedian Gerd Buurmann über Antisemitismus, Antiamerikanismus, Meinungsfreiheit und Herdenmenschen. Ich treffe ihn in der Bagatelle, um mit ihm über seinen Podcast zu sprechen, der in den iTunes-Charts steht, wo am Donnerstag, den 2. Juni 2016, die 100. Folge hochgeladen wurde.

Meine Südstadt: Was ist ein Podcast?
Christian Schneider: Einfach gesagt: Eine Radiosendung auf iTunes, man kann sie hören, wann und wo man will.

Was macht einen guten Podcast aus?
Es gibt verschiedene Arten von Podcasts, z.B. auch solche über Musik oder Nerd-Themen. Ich mag die, in denen über Alltagsbeobachtungen geredet wird. Wichtig ist: es muss authentische und interessante Unterhaltung sein.

Was macht Deinen Podcast aus?
Genau das! Es ist kein professionelles Medienangebot, sondern zu 100% DIY (= Do it yourself) und total echt.
Jeden Donnerstag geht ein neuer Podcast online: Gossip, Rants und Lebenshilfe aus Köln. Ich unterhalte mich mit einem Freund oder einer anderen, interessanten Persönlichkeit. Manchmal kommt mein Gesprächspartner zu mir nach Hause und wir nehmen das Gespräch dort auf, oder wir skypen.

Was war Deine ursprüngliche Motivation, einen Podcast zu machen?
Wenn ich mir die klassischen Medien-Unterhaltungsangebote angeschaut habe, dachte ich immer: ich bin auch interessant und witzig, ich könnte das mindestens genauso gut. Jetzt gibt es das Internet und Podcasts, da gibts für mich keine Ausreden mehr. Ohne Budget oder Redaktion produziere ich mindestens einmal wöchentlich circa 90 Minuten Unterhaltung und nehme gerade Episode 100 auf. Gleichzeitig hat der Podcast für mich auch noch etwas Therapeutisches, da es offenbar Menschen gibt, die mir bei meiner Selbstzerfleischung zuhören möchten (lacht).

Was war Deine erste Berührung mit einem Podcast?
Vor ein paar Jahren entdeckte ich alte Sendungen der Howard Stern Show auf youtube (US-Radio-Moderator und Medienpersönlichkeit, Anm. des Interviewers) Da konnte ich 30 Jahre Sendungen in mich reinfressen und habe begriffen, wie sehr er sich öffnet und was er da macht: er erfand eine neue Art des Talkradios. Stern machte zwar keinen Podcast, aber er lud Comedians ein, die Podcasts machen, wie Adam Carolla oder Marc Maron. Carolla erzählt in seinem Podcast von seiner Kindheit und Jugend und gibt Überlebenstipps für den Alltag. Auch seine Rants (=Wutreden) haben mich beeindruckt. Mittlerweile haben in den USA viele Schauspieler, Sportler und Comedians eigene Podcasts und umgehen so das Gatekeepertum.

Nach welchen Kriterien suchst Du Deine Gäste aus?
Meine Gäste sind in erster Linie Freunde oder interessante Menschen, die mir diese Freunde vermitteln. Am liebsten hätte ich (nach dem Vorbild Howard Stern) eine Crew aus 2-3 Leuten, die abwechselnd kommen, so dass alle, die mitmachen, auch nicht die Lust am Mitmachen verlieren. Ein häufiger Podcast-Partner ist mein Freund Claus, mit dem ich seit Grundschulzeiten befreundet bin. Oder mein Freund Dominic Pohlmann, den ich aus Köln kenne und der jetzt in Berlin lebt. Es geht immer um mich und meine Freunde; ich interviewe niemanden. Wenn eine interessante Persönlichkeit da ist, versuche ich, mit der eine echte Unterhaltung zu führen und nicht stumpf Interview-Fragen abzuarbeiten.
Wenn ich z.B. mit Max von der Band Drangsal über unsere Erfahrungen mit menschlichen Abgründen spreche, ein Hörer aber lieber etwas über seine Musik erfahren möchte, dann muss der eben ein Interview in einer Musikzeitschrift lesen. Man kann also auch mit jemand Berühmten sprechen, aber das Berühmtsein sollte egal sein. Und dann wird es echt.

Welche anderen Podcasts hörst Du noch?
Es gibt zwei Leute, die ich sehr schätze: Bill Burr und Nick DiPaolo. Die reden eine Stunde ganz alleine mit sich selbst. Das habe ich auch einmal ausprobiert, aber ich war zu nervös und habe zu viel versucht. Vielleicht muss man das einfach üben. Bill Burr macht das genial: einer der besten und erfolgreichsten Comedians der Welt sitzt allein in seinem Hotelzimmer und redet 70 Minuten mit sich selbst.

Gibt es Wunsch-Gesprächspartner?
Nicht direkt. Es müssen einfach Menschen sein, die mich beeindrucken. Dabei ist es mir nicht wichtig, ob jemand prominent ist. Ich bin auch nicht berühmt, und warum sollte man mir zuhören? Ich muss mit Echtheit, Cleverness und Interessant-Sein punkten. Unclevere, uncoole, humorlose Leute langweilen ja nicht nur mich.

Es scheint, Du hast keinerlei Tabus. Du erzählst im Podcast alles.
Ich öffne mich ganz gezielt, ich trau‘ mich da was und bin mir manchmal selbst nicht sicher. Dabei habe ich kein Publikum, bei dem ich im Gesicht lesen kann, wie das, was ich sage, ankommt. Das Gute ist: Die Menschen hören den Podcast alleine, z.B. beim Joggen, und es ist niemand dabei, der sie beim Zuhören verurteilt. Und so können sie sich darauf einlassen. Trotzdem halte selbst ich mich bei gewissen Sachen zurück, um Hörende nicht völlig zu überfordern. Für Kenner/innen des Podcasts mag das absurd klingen.

Wie hat der Podcast Dein Leben verändert?
Es ist eine Katharsis und hat, wie schon gesagt, eine therapeutische Funktion. Mir geht es besser, weil ich reden und gehört werden kann, und weil ich die Menschen in meinem privaten Umfeld nicht mehr mit meinen schrägen Ansichten quälen muss, weil ich meine Ideen jetzt öffentlich im Podcast loswerden kann (lacht). Es tut aber nicht nur meinem privaten Umfeld gut, sondern auch mir, und offensichtlich gefällt es auch denen, die den Podcast abonnieren. Und über den Podcast habe ich Menschen kennen gelernt, die ich vorher nicht kannte.

Was wäre Dir lieber: mehr Geld oder mehr Aufmerksamkeit?

?Ich habe ja einen Beruf und verdiene damit meinen Lebensunterhalt. Mit einem Podcast verdient man ja kein Geld. Und Geld brauche ich für den Podcast auch nicht zwingend. Es gäbe mir natürlich mehr Freiheit und Planungssicherheit.
In erster Linie geht es also um mehr Aufmerksamkeit. Je bekannter der Podcast ist, umso besser kann ich Leute dazu einladen, die sonst nichts von ihm wüssten. Wenn jemand auf der Facebook-Seite von Aethervox Ehrenfeld sieht, dass es (hoffentlich eines Tages) mehrere tausend Follower gibt, dann hat auch der Podcast eine größere Bedeutung.

Drei Dinge, die man beachten sollte, wenn man einen Podcast macht:
1: Regelmäßigkeit!
Ein regelmäßiges Produkt ist wichtig. Man muss sich darauf verlassen können. Man muss das einfach hinkriegen. Und wenn ich einmal die Woche einen Podcast verspreche, muss ich das Versprechen auch einhalten.
2: Echtheit!
Der Podcast muss authentisch und wahrhaftig sein. Es muss um etwas gehen.
3. Guter Ton!
Wenn der Inhalt nicht stimmt, nutzt Dir natürlich der beste Ton nichts. Aber die Menschen haben so viele Möglichkeiten, irgendwo einzuschalten und zuzuhören. Da darf es nicht anstrengend sein, Deinem Podcast akustisch zu folgen. Man muss die Leute davon überzeugen, ihre Zeit und Emotionen zu investieren und einzuschalten.

Gab es je Zweifel?

?Je verkaterter ich bin, desto größer die Zweifel. Es gibt Momente, in denen ich mir denke: was mache ich hier eigentlich? Aber es gibt kein Zurück mehr.

 

Mehr im Netz
Homepage von Christian „Destroy“ Schneider.
Podcast Seite bei iTunes.
 

Text: Jasmin Klein

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