Wenn Rassismus wieder salonfähig wird und Islamophobie zum Alltag gehört, wenn nationaltrunkene Fahnenschwenker auf den Straßen Hass singen und die Homophobie im Stolzmonat ihre „Normalität“ feiert, dann fühlen gerade wir Deutschen uns an das blutigste und menschenverachtendste Kapitel unserer Geschichte erinnert. Wieder einmal den Sturz einer Demokratie und den Aufstieg eines totalitären Regimes mitzuerleben ist auch das Schicksal des jungen Kölner Neonazis Karl – wenn auch ganz und gar nicht in der Form, die er sich gewünscht hätte. Die beiden Autoren Tom F. und Seán H. schicken den Protagonisten ihres gleichnamigen Romans auf eine wilde Reise durch seine Heimatstadt, bei dem sowohl Karl als auch die Leserschaft mit der verführerischen Versuchung, dem blanken Opportunismus und
dem grenzenlosen Narzissmus des Nationalsozialismus konfrontiert werden. Zum Abschluss ihrer gemeinsamen Lese-Tour kehren die Autoren nach Köln zurück um aus „Karl“ und ihren weiteren Werken zu lesen und dabei einen verdienten literarischen Kübel Spott und Häme auf die Köpfe jener zu schütten, die auch heute wieder Hass und Gewalt auf die
Straße tragen und neidgefütterte Intoleranz predigen.