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Gesellschaft

Ich kann, du kannst, wir können.

Sonntag, 24. Juli 2011 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Meine Südstadt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Manchmal mache ich mir Gedanken über das Geld. Nicht nur darüber, wie viel noch da ist und warum es immer so schnell weg ist, sondern auch darüber, was Geld eigentlich ist.
Irgendwann konnte man nicht mehr das Schwein gegen das Brot tauschen, da musste eben ein Gegenwert her, der nicht materiell ist. Ein Schein im Tausch gegen eine Leistung oder eine Sache. Aber möglich wäre doch auch, dem Schweinebauer anbieten zu können: Ich repariere für das Schwein deinen Traktor. Dann sagt der: „Aber mein Traktor ist doch gar nicht kaputt.“ „Hm, sagt der andere, dann gebe ich dir einen Schein auf dem steht, dass du eine Leistung gut hast. Egal wofür. Vielleicht brauchst du ja mal jemanden, der dir die Haare schneidet. Dann gibst du ihm den Schein, er oder sie schneidet dir die Haare und er oder sie kann mit dem Schein wiederum eine andere Leistung in Anspruch nehmen, zum Beispiel sich mal den müden Rücken massieren lassen.“ Und so funktioniert die Kölner Talentskulptur. Ich gebe zu, ich habe ein Weilchen gebraucht, um die Währung zu verstehen. Das muss man erstmal so verinnerlichen, wie wir die Umstellung auf den Euro verinnerlichen mussten.

Was bedeutet es 20 Talente für die Reparatur eines Fahrrades zu zahlen? Es bedeutet, für eine Stunde Arbeit bekomme ich auf meinem Talentekonto 20 Talente gut geschrieben. Und wenn ich jemand anderen eine Stunde arbeiten lasse, dann bekommt er von meinem Konto auf sein Konto 20 Talente überwiesen. Aber eine Stunde lang eine Internetseite einrichten, bedarf doch viel mehr Kompetenz als eine Stunde lang den Hund auszuführen? „Nein,“ sagt mir Eva Overzier, aus dem Kernteam der Talentskulptur, „eine Stunde meiner Zeit ist genauso viel wert wie eine Stunde deiner Zeit!“

Mir eröffnen sich neue Möglichkeiten. Ich denke daran, bald eine Wohnung zu renovieren. Ich habe aber gerade nicht viel auf dem Konto. Wenn ich mich bei der Talentskulptur anmelde, für einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 15 Euro und 60 Talente, dann kann ich sozusagen durch meine Dienste sparen auf meine Renovierung. Was kann ich denn? frage ich mich, und blättere dabei in den regelmäßig erscheinenden „Gelben TalentSeiten“. Hier lese ich Angebote wie „Fetenhilfe“, „Tarotkarten legen“, Ich singe für euch“, „Begleitung zu Arztbesuchen“, „Fahrten zum Einkaufen“, „Buchhaltungshilfe“, „Ferienwohnung auf Lanzarote“, „Fastenwandern“, … Wahnsinn, was hier alles angeboten wird! Und ich kann auch schon mit eigentlich unspektakulärem Wissen etwas leisten.
Besonders begehrt sind die Angebote für Autofahrten (zum Beispiel morgens früh zum Düsseldorfer Flughafen) die Fetenhilfe, Umzugshilfe und PC-Hilfe. Weniger gefragt dagegen sind Nachhilfe, Übersetzungen oder Gästezimmerangebote. Was auch immer gut läuft, und viele Talente einbringt, ist, wenn Menschen Selbstgemachtes anbieten. Wenn auf den, jeweils am vierten Samsag im Monat stattfindenden „Tauschrausch“-Treffen hausgemachtes Pesto, Marmelade oder sonstiges angeboten wird, dann bringt das oftmals gute Folgeaufträge. Bei diesen monatlichen Treffen geht es aber nicht nur ums flohmarktähnliche Verkaufen mit Zahlmittel Talentscheck, sondern auch um das gegenseitige Kennenlernen, sowie um das Informieren von Interessentierten. Von 14- 15 Uhr findet die Infoveranstaltung statt. Bei Kaffee und einem kleinen Kuchenbuffet wird alles Wesentliche mitgeteilt.

Die Talentskulptur könnte etwas frischen Wind gebrauchen. Die meisten der 135 Mitglieder sind über 45 Jahre alt und weiblich. Eine Durchmischung von Menschen und Ideen würde die Skulptur noch bunter machen. Interessant ist auch die Vorstellung, Kinder mehr mit einzubringen. So könnte ein Kind sich durch eigenes Schaffen kleine Wünsche erfüllen. Zum Beispiel viermal einen Hund ausführen, dann kann es sich das angebotene BMX-Rad leisten.

Die Angebote dazu stehen im monatlich erscheinenden Talentbrief. Die Kölner Talentskulptur gibt es seit 1995. Es gibt noch zwei weitere in Köln. Eine, wird nur online betrieben und ist eine Abspaltung der Talentskulptur, die andere ist Stadtteil-intern und heißt Holweider Klüngel.

Die Idee eines solchen Tauschhandels hatte übrigens ein Künstler namens Sol Lyfont. Er wollte eigentlich eine Bank gründen, scheiterte aber an der 1 Million DM, die er als Eigenkapital hätte aufbringen müssen. Er hatte vor, eine andere Bank, eine gerechte Bank zu gründen. Als sein Plan zu scheitern drohte, bekam er die Idee, nicht Geld, sondern Fähigkeiten als Zahlmittel zu benutzen. Und diese dann nicht gleich Hand in Hand umsetzen zu müssen, schuf er das Talentekonto, dass durch eigene Dienstleistung, oder teilweise auch verkaufte Gegenstände, gefüllt wird, und kein Geld, aber sozusagen Gutschriften, für andere Dienstleistungen und Gegenstände enthält. Beuys sagte übrigens dazu: „Man kann nicht nur aus Ton eine Skulptur schaffen, sondern auch aus Menschen. Eine soziale Plastik.“

In einer Welt, in der immer mehr Menschen auf Schönes verzichten müssen, weil sie es sich finanziell nicht leisten können, und wo unsere Euro-Währung langsam in Zweifel gerät, kommt so eine Herangehensweise an Geben und Nehmen daher, wie eine hoffnungsvolle, unerschütterliche Möglichkeit. Menschlichkeit, Selbstverständlichkeit und Greifbar sind die Schlagworte, die mir dazu einfallen.

TalentSkulptur e.V.
Karolingerring 34
50678 Köln
0221 – 93 36 241 (AB)
info@tauschen-in-koeln.de
Bürozeiten: Donnerstag 17:00 – 19:00 Uhr I
nfotermine für Interessierte: Jeden 4. Samstag im Monat, 14 Uhr,
Paulushaus/ SPZ
Loreleystr. 7
www.tauschen-in-koeln.de
 

 

 

Text: Sonja Alexa Schmitz

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