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Gesellschaft

Pitterman – der Supermann im Dienst der Wahrheit lebt mitten unter uns

Mittwoch, 5. Dezember 2018 | Text: Stefanie Raupach | Bild: Stefanie Raupach

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Eine selbst gebastelte Uniform samt Augenbinde, eine Berufung und eine bedrohliche Waffe – das sind einige Zutaten, die Superhelden wie Batman oder Spiderman – und auch Pitterman – ausmachen. Allerdings besteht die Uniform des Letzteren aus einer Pappmachee-Draht-Konstruktion und seine Augenbinde glitzert passend zum mit Fake-Diamanten gespickten Brustpanzer. Nur seine Waffe, ein am Handschuh befestigter Flakon mit Kölnisch Wasser, kommt der Bedrohlichkeit eines Wurfsterns à la Batman nahe.

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Geboren auf dem Planeten Jupp-Pitter, musste der außerirdische Superheld eines Tages seine Heimat verlassen, weil ihm das Bier ausgegangen war – ein Problem, dessen Tragweite der Erdling mithilfe der Erdöl-Analogie versteht. In Köln hatte die Suche nach dem Treibstoff für sein Pittermännchen dann ein Ende. Hier fand er das lang gesuchte obergärige Bier, auch wenn es damals noch kein Kölsch war, denn das erfand er erst später zusammen mit Hans Sion. Eine Wohnung fand er übrigens bei uns der Südstadt. Dort lebt er bis heute.

Pitterman

Einen Nachmittag lang habe ich diesen Außerirdischen namens Pitterman bei einer seiner Stadtführungen in der Kölner Innenstadt begleitet. Wie ein echter Superheld hat auch Pitterman einen Auftrag. Er steht radikal im Dienst der Wahrheit. Seine Mission: 2000 Jahre Köln. Ein Superheld spricht. Seinen Auserwählten, den Teilnehmern seiner Touren, erzählt Pitterman also wie es wirklich war. Und zwar anhand von elf Meilensteinen der kölschen Geschichte, denen die Gruppe dem rollenden Pittermännchen des kölschen Superhelden durch die Stadt folgt. So geht es vom Heinzelmännchenbrunnen durch die Altstadt mit Halbzeit auf ein Kölsch im Stapelhaus bis zum Willi Ostermann-Brunnen und zum Denkmal von Tünnes und Schäl. Der Dom ist natürlich ein Hauptthema.

Pitterman

Die Wahrheit kommt bei Pitterman dabei nicht in trockenen historischen Fakten – denn historische Führungen braucht ja keiner mehr, „da kann man sich auch eine Doku auf Netflix ansehen“- sondern mit Kölsch und Kamelle. Denn auf Pittermans Führungen soll jeder was zu tun haben und beim Quiz lassen sich Kamelle-Punkte sammeln, wenn man auf Fragen wie „Welche Hausnummer hat der Dom“ oder „Wie viel Fensterfläche hat der Dom?“ eine Antwort weiß und bei der Frage nach dem Ursprung des Karnevals nicht unbedingt mit „Brasilien“ antwortet.

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Aber was ist die Wahrheit über eine Stadt wie Köln? Nicht nur wird die Wahrheit in Pittermans Anekdoten lustig und gut verdaulich dadurch, dass er sie aus seiner Perspektive erzählt – ich habe den Eindruck, dass es auch sehr kölsch ist, dass der Pitterman in jeder seiner Geschichten, die er offenbar zu Hause vor dem Greenscreen illustriert, selber vorkommt, dass es kein Zufall ist, dass in einer Stadt wie Köln eine so enge Verbindung zu historischen lokalen Erzählungen entstehen kann.

Pitterman

Auf einem seiner „Erinnerungsfotos“ ist Pitterman beispielsweise ziemlich schlecht gelaunt und in schwarz-weiß zusammen mit Konrad Adenauer auf einer Pressekonferenz zu sehen. Anhand dieses Bildes erklärt er, woher das Wort Klüngel kommt. Adenauer hatte ja auch immer ein Problem mit Korruptionsvorwürfen. Als er einmal nicht mehr weiter wusste, bat er den Pitterman um Hilfe: „Pitterman was soll ich machen“ „Beruhig dich Konni, sag doch einfach in Kölle kennt man sich und man hilft sich.“ Und tatsächlich habe ich am Ende der Führung das Gefühl mehr über Köln und seine Wahrheiten gelernt zu haben, als ich es bei jemandem getan hätte, der seine Kunden nicht Bärbelchen nennt oder Kölschtests veranstaltet.

Text: Stefanie Raupach

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