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Lükes Liebes Leben

Vegan in Wacken – Lükes liebes Leben

Dienstag, 23. Mai 2017 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Wird wohl wieder Sommer da draußen. Dürfte auch in diesem Jahr nicht zu verhindern sein. Ist ja jetzt nicht so meine Jahreszeit. Schon allein all die bleichen, teils obendrein durch lächerliche Tattoos verschönten, Körperteile, die da jetzt wieder ans Licht kommen und doch besser bedeckt blieben. Besockte Sandalen- und Shortsträger und Frauen, die ihre Restjahres-Uniform, bestehend aus Jeans und Sweatshirt, gegen Jeansrock und T-Shirt eintauschen.

Und kaum eine öffentliche Grünfläche lässt sich mehr betreten, ohne dass man vom Mief steinzeitlicher Essenszubereitung umweht wird. Dazu abends immer diese Mücken im Weinglas. Brauch´ ich alles nicht. Aber der nahende Sommer hat ja auch seine schönen Seiten. Zum Beispiel die anbrechende Saison der Open-Air-Festivals.

Zugegeben, ich habe seit (geschätzt) 37,5 Jahren keine mehrtägige Musikveranstaltung unter freiem Himmel mehr besucht, aber beim Blick in die Aldi/Süd-Produktinformationen für die vergangene Woche hätte ich fast wieder schwach werden können. Auf zwei Seiten bot der Discounter da allerlei Utensilien feil, die seine Marketingstrategen für einen rundum gelungenen Festivalbesuch offenbar für nützlich hielten. Nun gut, ein „Festival-Pop-up-Zelt“ mag gute Dienste leisten, wenn der Alk-Pegel aufwändigere Konstruktionen eher nicht mehr in Frage kommen lässt. Aber schon der zweite Artikel, „Festival- & Camping Kit“, machte mich denn doch stutzig. Inhalt der schmucken Tasche: 2 XXL Body Reinigungstücher (Kamille), 10 Deotücher (Aloe Vera), 10 Erfrischunstücher (Aloe Vera), 10 antibakterielle Reinigungstücher (Aloe Vera). All das für schlappe 2,85 Euro! Damit der Reinlichkeit nicht genug: Für 4,99 Euro bot man auch noch eine Solardusche, bestehend aus einem Wassersack, nebst Schlauch und Brausekopf, an. Getreu des Kalauers „Wer sich an Woodstock erinnert, war nicht da“, sind mir meine Festival-Besuche in jugendlichem Alter jetzt auch nicht mehr sooo präsent, aber ich bin mir ziemlich sicher: Fehlende Reinigungstücher und Duschen waren da nie wirklich das Problem. Echt nicht. Meist war das mitgebrachte Bier zu warm oder noch schlimmer: alle! Aber sonst…

Fan Rollatoren
Haben sich die Zeiten auch diesbezüglich geändert? Hatte Aldi mit dem Angebot womöglich reinliche Helene Fischer- und Andrea Berg-Fans im Auge? Treten die Damen auf Open-Air-Festivals auf? Gibt´s jetzt „Night of the Proms“ auch draußen? Oder ist der gemeine Wacken-Metaller inzwischen hygienisch derart degeneriert, dass er zwischendurch mal gern zum Aloe-Vera-Reinigungstuch greift, um unter den Achseln feucht durchzuwischen? Vage Indizien hinsichtlich der anvisierten Zielgruppe lieferten die passend bei Aldi dargereichten „Fan-Shirts“ zu 5,99 Euro. Im Angebot gab´s Aerosmith, KISS und AC/DC nebst farblich passenden Shorts. Also wohl doch eher was für die weiland aufmüpfige Generation 65+, die sich heute in Lederweste und heimischer Polstergarnitur vor altdeutscher Schrankwand die Eier schaukelt, wenn gerade kein Festival ansteht. Vorschlag für die  Aldi-Werber fürs kommende Jahr: das Angebot um geländegängige Rollatoren mit einschlägigen Fan-Attributen erweitern.

Mann lässt grillen
Aber nicht nur bei Aldi gibt man sich Mühe in Sachen Fortschritt. Auf der Titelseite des Tchibo-Heftlis Nr. 20, gültig ab 17. Mai 2017, kann man eine echte Revolution bestaunen. Zehn Jahre, nachdem erstmals Männer am Bügelbrett Ikea-Kataloge zierten, präsentiert der Kaffee-Röster eine weitere Revolution: eine Frau am Grill! Nee, jetzt nicht so eine, die von ihrem Gatten mit Dankbarkeit im Blick das fertige Grillgut entgegen nimmt, sondern eine Amazone, die offenbar, lächelnd und mit Grillzange in der Hand, die ganze Braterei souverän im Griff hat. Aha, wahrscheinlich so eine Max-Giesinger-Alleinerziehende, die ihren Kids nach Feierabend noch netterweise ein paar Würstel brutzelt. Ist aber nicht. Auf den weiteren Seiten der Broschüre -solche Werbeheftchen sind ja oft wie Homestories aufgemacht- sieht man die Frau vom Grill, wie sie sich mit ihrem Lebensgefährten (lässiger Typ mit Zauselbart, gewandet in Freizeithemd und Bermudas) und Sohn auf Gartenmöbeln räkelt. Langsam wird´s eng mit den Männer-Bastionen.

Veganes Gelöffel
Grill hin oder her, mein Produkt des Monats Mai sind sowieso eindeutig die „Veganen Eierlöffel“ von Biodora, einem laut Selbstauskunft „jung-denkenden österreichischen Familienunternehmen.“ Im Versandhandel Rakuten.de gibt’s das Zweierset für schlappe 3,49 Euro. Ja, wie jetzt? Was sollen Veganer mit Eierlöffeln? Milchfreie Schoko-Eier zum Mund führen? Sowas rauschte mir zumindest spontan durch die Rübe. Genaues Lesen hilft auch hier. Da steht ja nicht „Eierlöffel für Veganer“. Vegan sind da nur die Löffel, laut Beipackzettel gefertigt „auf der Basis nachwachsender Rohstoffe“. Aha, also Holzlöffel. Das mag nicht jedermanns Sache sein, weiches Eigelb mit solch einem Utensil zum Mund zu führen, aber wenn es denn der Erhaltung des Erdballs dient.

Und was die Reinigung angeht: Meine Güte, Hygiene wird doch oft überschätzt. (Nicht nur auf Open-Air-Festivals) Aber die Dinger sind gar nicht aus Holz, sondern aus einem, laut Anzeige, „Bio-Kunststoff“, „CO 2-reduziert in der EU hergestellt“, „recyclingfähig“, „spülmaschinenfest“ und obendrein auch noch „gentechnikfrei“. Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, dass in meinem metallischen Teelöffeln und ihren Pendants aus Plastik böse Gen-Technik verbaut wird. Und sind Spülmaschinen jetzt eigentlich wieder okay? Oder wäre da eine polnische Zugehfrau mit Bürste, Lappen und Schmierseife nicht korrekter? Rein ökologisch gesehen? Egal. Jedenfalls hat das „jung-denkende Familienunternehmen“ (Fotos der Jung-Denker gibt’s auf der Homepage leider nicht.) mit den verganen Eierlöffeln offenbar nach einer Marktlücke gesucht.

Und das Klientel ist ja auch einigermaßen klar umrissen. All die Ovo- und Lacto-Vegetarier sowie Pescetarier, die sich hin und wieder mal genüsslich ein gekochtes Ei reinhauen, dabei aber vor lauter schlechtem Gewissen zumindest beim Löffeln auf der richtigen Seite stehen wollen. Und dann gibt’s womöglich noch ein paar Zeitgenossen, die sich regelmäßig nicht nur Eier, sondern obendrein ganze  Hühner einverleiben, aber das irgendwie auch nicht so ganz in Ordnung finden und darum dankbar zu veganem Essbesteck greifen. Dennoch ist die Zielgruppe offenbar überschaubar. Auf der betreffenden Homepage des Anbieters prangt bei den genialen Löffeln jedenfalls schon seit einer Woche die Erfolgsmeldung: „Breits 2 verkauft!“. Wobei jetzt nicht ganz klar ist, ob sie zwei Löffel oder zwei Sets meinen.

Text: Reinhard Lüke

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