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Kultur

Von Brettern…

Donnerstag, 4. September 2014 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Irgendwann 1995. Samstag. Wecker. Früh. Ich habe mich an einer Schauspielschule beworben. Eigentlich studiere ich Bio, aber hatte das Gefühl, die wissenschaftlichen Inhalte noch irgendwie aufpeppen zu wollen. So à la Ranga Yogeshwar. Mach ich’s wirklich? Ja, schließlich hab ich was zahlen müssen! Also hin. Kleingedankstr. 10. Ist ja nicht weit.

 

Treffe auf Leute, die alle schon irgendwo in der Republik vorgesprochen haben. Die nehmen das alle ziemlich ernst. Ich dazwischen. Ziemlich unbedarft und nicht die leiseste Ahnung, auf was ich mich da einlasse! Schon geht’s los! Aufwärmen! Hä?

 

Bevor ich es richtig begreife, stehen alle zusammen in einem Raum. Eine Dozentin der Schule gibt Anweisungen. Breitbeinig wedeln wir mit den Armen, machen Urlaute und schließlich schauen wir nach unten, um dann lauthals zu skandieren: „Alles meins!“  – In diesem Moment verlier ich den kompletten Respekt vor der Coolness eines Robert de Niro und dem guten Aussehen eines Brad Pitt. Die haben das also auch mal gemacht…

 

Es folgen drei Jahre Ausbildung an der Schule des Theaters am Theater der Keller – die 2014 ihren 60. Geburtstag feiert (übrigens ein Jahr vor dem Theater, denn die Schule ist ein Jahr früher gegründet worden). Für mich der Weg in eine neue Welt. Bio-Studium lass ich sein und widme mich ganz der Schauspielerei. Mir macht es auch überhaupt nichts mehr aus, mich auf dem Boden zu wälzen, die Socken meiner Mitstudenten im Gesicht zu haben und das Gefühl zu bekommen, bisher völlig unverständlich gesprochen zu haben. Ja, das Wort „Wackelgang“, bringt mich, Anfang Zwanzig, am Chlodwigplatz aufgewachsen, fast zum Heulen. Und nur, weil das „W“ nicht „W“ genug ist. 

 

Neben Stimme und Sprache wird der Körper trainiert. Nicht im sportlichen Sinn, sondern das beschriebene Gewälze, dient der Steigerung des Körperbewusstseins. Nur wer körperlich frei ist, kann in andere Rollen schlüpfen! Adieu, Du über Jahre antrainierte schlaffe Haltung. 

 

Die Schule ist eine Privatschule, und wir zahlen monatlich fleißig unsere Beiträge. Dennoch ist das kein Freifahrtschein, denn jährlich gibt es Prüfungen, bei denen man den weiteren Verbleib an der Ausbildungsstätte durch eine gute Leistung beim Vorsprechen erkämpfen muss.

 

Innerhalb der dreieinhalbjährigen Ausbildung versuche ich mich als Richard III., als Graham aus Bennetts „Sprung in der Tasse“ und als Franz Mohr aus Schillers Räubern. Dieser fiese Franz begleitet mich dann auch bei meinen Vorsprechen nach der Ausbildung, im Kampf um Engagements. Schließlich werde ich auf der Bühne, so die Worte des damaligen Intendanten und Schulleiters, „…immer der Brunnenvergifter und nicht Romeo…“ sein. Tatsächlich spiele ich Jahre später in der Krimiserie SK Kölsch den Bösewicht. Sollte der Kerl Recht gehabt haben?

 

Diese Schule ist alles andere als perfekt! Ich lerne, dass es staatliche Schulen gibt, die viel mehr Unterricht bieten, nichts kosten und hinterher auch bessere Startchancen vermitteln. Und ärgere mich fast täglich über das Selbstverständnis Kölns als Medienstadt, da es hier nicht mal eine ordentliche Ausbildungsstätte für SchauspielerInnen gibt.

 

Neben Rollenstudium, Körperarbeit (richtig, die Socken), Sprechunterricht („Wackelgang“), Tanzen und Fechten widmen wir Schüler uns noch regelmäßig Protesten zum Erhalt der finanziell spärlichst ausgestatteten Schule. Ich lerne viel über die Eitelkeiten von Intendanten und Intendantinnen, dem Selbstverwirklichungswahn mancher Regisseure und über mich!

 

In einer Bretterbude auf der Aachener Straße, hier waren unsere Unterrichtsräume, lerne ich im Grunde alles, was es zum Überleben auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ braucht. Und dass mein „W“ sich nicht hinter dem von Absolventen staatlicher Schulen zu verstecken braucht, erfahre ich am Schauspiel Bonn. Unter der Regie Constanze Lauterbachs spiele ich in „Mariana Pineda“. Mit dabei Absolventen aus Leipzig, von der UDK Berlin, der Falkenberg Schule München. Allesamt Schauspielschulenbundesliga!

 

Nochmal zu den Brettern: Auch wenn ich im Rahmen meiner Ausbildung viele Menschen getroffen habe, die entweder Dünnbrettbohrer waren, ein Brett vor dem Kopf hatten oder die ich mit Hilfe eines Bretts am Liebsten erschlagen hätte, so basieren doch meine Fähigkeiten, mit denen ich mich seit 1998 als freiberuflicher Schauspieler über Wasser halte, auf den Dingen, die ich im „Keller“ gelernt habe! Für mich war es genau die richtige Schule am richtigen Ort! Alles Gute zum Jubiläum! Vorhang!

 

 

Sascha Schiffbauer

Der Autor ist ein echtes Südstadtkind und außerdem Schauspieler, Entertainer und Moderator, lebt hier im Viertel mit seiner Familie und zwei Katzen.

Text: Gastbeitrag

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