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Umwelt

Abenteuer im Herbstwald: ein Südstädter auf Pilz-Jagd

Mittwoch, 28. September 2011 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Jörg-Christian Schillmöller

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Es ist immer die gleiche Frage, die mir gestellt wird: „Kennst Du Dich denn auch aus?“ Was soll ich darauf antworten? „Nein, ich sammle alles, was ich finde und habe bislang wohl Glück gehabt“? Es stimmt: Ich bin kein Experte, aber ich gehe seit mehr als 30 Jahren in den Wald, um Pilze zu sammeln. Und „meine“ Sorten kenne ich gut. Ich sammle (wie die meisten anderen auch) gerade einmal rund zehn Pilz-Arten. Und es gibt hunderte (womöglich tausende). Bei den meisten fällt die Unterscheidung aber so schwer, dass man als Hobby-Sammler die Finger davon lässt. Das gilt auch für mich.
Ein Flockenstieliger Hexenröhrling wie aus dem Bilderbuch. Viele halten ihn für besser als Steinpilze.

Meine Lieblingspilze sind Röhrlinge: Steinpilze, Maronen, Birkenpilze, Rotkappen – und, mein Favorit mit dem fantastischen Namen: der Flockenstielige Hexenröhrling. In dieser Gruppe gibt es so gut wie keine giftigen Doppelgänger (Ausnahme: Satanspilz). Aber so ein Gallen-Röhrling zum Beispiel kann einem das ganze Pilzgericht verderben. Er sieht von weitem genauso aus wie ein Steinpilz, aber: Er ist keiner. Der Gallen-Röhrling hat ein dunkles, hervortretendes Netz am Stiel und seine Röhren werden etwas rosa, wenn er alt wird. Beim Steinpilz nie. Und die Geschmacksprobe hat noch jeden überzeugt: Einfach ein Stück vom Stiel abschneiden und drauf kauen: Es schmeckt dermaßen bitter, dass man es in hohem Bogen wieder ausspuckt. Leider gab es in diesem Jahr besonders viele Gallen-Röhrlinge. Im Teutoburger Wald, dem Wald meiner Kindheit, haben wir an einem Nachmittag bestimmt 50 Stück gefunden, alle herrlich frisch und trocken. Und die Maronen -Röhrlinge dagegen – eigentlich köstlich – waren verwurmt. Wirklich ärgerlich.
Über Nacht gewachsen: Ein ganz junger Maronen-Röhrling.

Was ich am Pilzesammeln mag, ist das kleine Abenteuer: Man geht nicht auf dem Waldweg, sondern schlägt sich seitwärts ins Unterholz. Röhrlinge, vor allem Maronen, findet man in Nadelwäldern, mit Moos und ein wenig Sonne: Da macht es Spaß, quer durch den Wald zu streifen, sozusagen von Pilz zu Pilz (wenn es gut läuft). Vor ein paar Wochen war ich in Brandenburg, und der Wald war bis zum Rand voll mit knallrot leuchtenden Täublingen: Die sehen wunderschön aus, aber ich kann sie nicht unterscheiden und lasse sie stehen. Besonders ärgerlich waren die Spinnennetze. Fast zwischen jedem Baum hingen sie, mit ziemlich großen Kreuzspinnen drin. Mein Kumpel Ole und ich haben uns dann jeder einen Stock genommen und sie vor uns geschwenkt beim Laufen. Sieht dämlich aus, hilft aber gegen Spinnennetze.

 

Ein Blick in den Pilzkorb: frische Birkenpilze und ein Steinpilz.

Oder mein Cousin Jens und ich: Wir teilen die Abneigung gegen Zecken. Inzwischen zieht darum auch Jens, genau wie ich, seine Strümpfe über die Hose, wenn wir in der Voreifel bei Bad Münstereifel in den Wald gehen – wo genau verrate ich auf Anfrage :-). Ja, Strümpfe über der Hose, das sieht alles andere als sexy aus, hilft aber gut gegen Zecken. Überhaupt ist Pilzesammeln eine gesellige Unternehmung. Ich war schon mit vielen Freunden im Wald, oder mit meinem Bruder, seiner Familie – oder früher, mein Bruder und ich, mit unseren Eltern. Mein Vater pflegte, wenn er einen besonders schönen Pilz fand, meine Mutter gelegentlich unbemerkt zu der Stelle zu lotsen, damit sie den Pilz fand. Er stand dann grinsend daneben, und gefreut haben sich beide.

Ich glaube, der größte Pilzfund aller Zeiten war 2003 in Brandenburg: Da gab es so viele Steinpilze, dass wir die Großen irgendwann stehen ließen, um nur die kleinen, knackigen mitzunehmen. In Brandenburg war es auch, als meine Ex-Freundin und ich einmal so viele „Krause Glucken“ fanden, dass sie für eine ganze Pfanne reichten. Krause Glucken sehen aus wie Badeschwämme, sind von oben bis unten voll mit Tieren, Blättchen und Tannennadeln, schmecken aber gut gesäubert (nicht gewaschen) herrlich nussig.

Bleiben die giftigen: Ich habe bis heute nicht verstanden, dass jedes Jahr wieder Menschen den Knollenblätterpilz mit einem Champignon verwechseln und dann im Krankenhaus fast sterben oder an die Dialyse müssen. Knollenblätterpilze haben nie rosa Lamellen, und sie haben am Fuß eine gut ausgeprägte Knolle. Wer sich nicht auskennt,  muss die Finger von allem lassen, was ähnlich aussieht: Bei Knollenblätterpilzen hört der Spaß auf, die bringen einen wirklich ins Grab. Ein Tipp: Fliegenpilze sind ein guter Hinweis, dass es auch Speisepilze gibt.

Schön, aber nicht sicher, was es ist. Darum: Finger weg.

Wie man die (essbaren) Pilze am besten zubereitet? Einfach nicht zu wenig Butter erhitzen, Zwiebeln anbraten, etwas Knoblauch und Speck dazu, Pilze drauf, 10 Minuten kräftig durcherhitzen (das muss sein), mit Sahne ablöschen, Pfeffer, Salz und Thymian: fertig. Geht auch ohne Sahne. Oder mit Parmesan (in die Soße gehobelt). Haltbar werden Pilze im Backofen (das mit dem Auf-einen-Faden-Ziehen-und-an-der-Luft-Trocknen habe ich noch nie probiert): Einfach die Pilze kleingeschnitten auf Back- oder Zeitungspapier über Nacht bei minimaler Temperatur (unter 50 Grad) und halboffener Klappe in den Ofen. Morgens sind sie hart und knistern, wenn man sie in ein Marmeladenglas füllt. Schmeckt im Winter, in Wasser eingeweicht und dann siehe oben: herrlich als Soße.

Fazit: Ich freue mich jedes Jahr auf den Herbst, auf das Wandern durch das Laub, mit Korb und Messer, um danach mit etwas Glück sagen zu können: Heute habe ich das Essen aus dem Wald geholt.

 

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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