Brav mit Südafrika gefiebert
Mittwoch, 23. Juni 2010 | Text: Reinhard Lüke
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Habe gestern Nachmittag brav mit Südafrika gefiebert, die saturierten Infantil-Millionäre der Equipe Tricolore mit angemessener Schadenfreude bedacht (Tritt Sarkozy jetzt zurück?) und die Abend-Spiele nur noch im routinierten Ein-Ohr-Modus verfolgt.
Habe gestern Nachmittag brav mit Südafrika gefiebert, die saturierten Infantil-Millionäre der Equipe Tricolore mit angemessener Schadenfreude bedacht (Tritt Sarkozy jetzt zurück?) und die Abend-Spiele nur noch im routinierten Ein-Ohr-Modus verfolgt. Das heißt: Bei lecker Rosé auf der heimischen Terrasse gesessen, in Zeitungen geblättert und Junior mit einer Monsterportion Eis und dem Auftrag vor der Glotze platziert, sofort Laut zu geben, wenn irgendwo ein Tor fällt. Zwischendurch immer mal wieder an der Sichtungskompetenz des Sohnes gezweifelt, weil er noch immer keinen Treffer für meinen WM-Favoriten Argentinien gegen Ottos hellenische Steinzeitkicker vermeldet hatte. Aber ein Gurkenspiel leistet sich bei dieser WM offenbar jede Top-Mannschaft.
Hoffe mal, das von Jogis Buben haben wir bereits hinter uns. Werde mich zum heutigen Endspiel gegen Ghana auf Einladung erstmals bei dieser WM mit der Familie der albernen Versuchsanordnung eines Public Viewing aussetzen und mir beim Zusehen zusehen lassen. Die Location am örtlichen Schokoladenmuseum soll, so wurde mir versichert, überschaubar, frei von „Deutschland, Deutschland!“-Grölern sein und überdies freie Sicht auf mehrere Bildschirme bieten. Also werden wir Oskar mit frisch gewaschenem Original-Deutschland-Trikot (hat er unlängst irgendwo gewonnen), Fahne und schwarz-tot-güldner Schminke ausstaffieren (Mit Kindern kann man´s ja machen.) und der Dinge harren, die da kommen. Sollten wir rausfliegen, muss ich dann hoffentlich nicht mehr jene psycho-taktile Nachsorge leisten wie beim Halbfinal-Aus vor vier Jahren gegen die Italiener. Der kleine Mann hatte keinen blassen Schimmer von Abseits und sonstigen Regularien, war aber über Tage am Boden zerstört. Im schlimmsten Fall muss ich diesmal zu nächtlicher Stunde noch auf den nahen Bolzplatz, um mich von ihm peinlichst ausdribbeln zu lassen. Das lief 2006 auch noch anders.
Für morgen melde ich mich vom Fußballgeschehen ab. Da veranstaltet nämlich der Shopping-Sender HSE 24 unter dem Motto „Vorfreude auf Weihnachten“ (kein Witz!) rund um die Uhr einen Basar und bietet Lebkuchen, Glühwein, Christbaumkugeln und sonstigen Advents-Plunder feil. Aber sie werden sich das wohl gut überlegt haben. Vermutlich gibt es im Lande reichlich Rentnerinnen, die sich nicht für die WM Interessieren, aber langsam Panik kriegen, weil sie noch nicht alle Weihnachtsgeschenke beisammen haben.
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