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Kolumne

Der blaue Pulli.

Mittwoch, 7. Juli 2010 | Text: Roger Lenhard

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Zeitweise hatte ich bei der WM den verstörenden Eindruck, es handele sich um eine Veranstaltung hochbegabter Fußballer aus Priester- und Priesterschülerseminaren. Und Opus Dei segelt unter brasilianischer Flagge – sponsert by Vatikan mit freundlicher Unterstützung von Joseph Blatter, Hohepriester von eigenen Gnaden und selbsternannter Friedensnobelpreiskandidat.

Zeitweise hatte ich bei der WM den verstörenden Eindruck, es handele sich um eine Veranstaltung hochbegabter Fußballer aus Priester- und Priesterschülerseminaren. Und Opus Dei segelt unter brasilianischer Flagge – sponsert by Vatikan mit freundlicher Unterstützung von Joseph Blatter, Hohepriester von eigenen Gnaden und selbsternannter Friedensnobelpreiskandidat. Es wurden die Hände zum Himmel gehoben und sich bekreuzigt wie auf Weltkirchentagen. Robinho war nach seinem Tor zum 3:0 gegen Chile derart religiös verzückt, als hätte die heilige Jungfrau Maria höchstselbst mit ihrer gesegneten Fingerkuppe den Ball in die Maschen gedäut unter tosendem Beifall der drei Edelfans Gott, Sohn und Heiliger Geist. Im Viertelfinale haben die holländischen Freibeuter das vermeintliche brasilianische Geisterschiff gekapert und versenkt, allem himmlischen Beistand zum Trotz.

 

Der Glauben jedoch hat noch einen sympathischen Zwillingsbruder (zweieiig!), den abwechslungsreicheren Aberglauben. Zwar will der Glaube dem Aberglauben sein falsches Glauben austreiben, doch gleich dem Unkraut will es nicht ganz vergehen, sehr zum Verdruss fremdbestimmter oder selbsternannter Glaubensgärtner.
Peter Neururer beispielsweise aß nicht nur eine siegreiche Zeitlang vor dem Spiel bei  Pressekonferenzen Bockwurst und Kartoffelsalat, sondern nötigte auch die versammelte Journalistenschar zu diesem zweifelhaften Essgenuss. Einen anderen Fimmel „kultivierte“ bei Strafstößen der argentinische Torhüter Sergio Goycoechea.  Er urinierte auf fremden Plätzen, umringt und verdeckt von Mitspielern, bis zum Elfmeter beim WM Endspiel 1990 – mit bekanntem Ausgang. Raymond Domenech, Ex-Trainer der ausgeschiedenen Franzosen, ließ sich bei den Mannschaftaufstellungen von Sternzeichen und Tageshoroskopen beeinflussen, was die Spielerrevolte verständlicher macht. Den Vogel hat aber Horst Ehrmanntraut, ein Name wie ein Programm, abgeschossen. Er ließ seinen Co-Trainer plötzlich nicht mehr in die Spielerkabine, weil er negative Energien ausstrahle.
 

Jogi Löw trägt seit dem Ghanaspiel genau einen seiner sieben blauen Kashmirpullis mit V-Neck. Genau dieser ungewaschene blaue Glücksbringer wird auch im Spiel gegen die Spanier zum Einsatz kommen. Ob die Spanier sich beindrucken lassen oder zumindest der Ball? Schaden tut´s auf keinen Fall und es beruhigt Jogis eigene Nerven. Vielleicht ist den glaubenslabilen Spaniern die Information der blauen Siegesfasern zu Ohren gekommen und als Mantra zu Kopf gestiegen: „Wir sind chancenlos, wir werden verlieren, wir sind chancenlos, wir werden verlieren“ und so in einem fort.
Ich hoffe inständigst, dass keine Nachrichten dieser Art unsere Mannschschaft verwirren und die Saat des Zweifels sähen. Auf keinen Fall darf durchdringen, dass die hellsichtige Krake Paul zu Oberhausen ein Stück Muschelfleisch aus dem spanischen Behältnis mit ihren Tentakeln geklaubt und damit die Spanier als Gewinner vorhergesagt hat.
 

Ich bin bei der WM mit meinem Skeptizismus gut gefahren. Mehr als ein Remis habe ich den Deuschen gegen Australien nicht zugetraut, auch habe ich eine knappe Niederlage gegen England und eine klare gegen Argentinien vorher gesehen. Dem Ausgang der Spiele gegen Serbien und Ghana habe ich sehr optimistisch entgegen geblickt. Die gleichen positiven Empfindungen habe ich erschreckender Weise jetzt auch vor dem Halbfinale. Puyol zu langsam für Klose, Piquet talentiert, aber oft leichtsinnig, Xavi müde und überspielt und Torres nach der Knie-OP noch weit entfernt von einstiger Klasse. Der überragende David Villa, der fünf der sechs spanischen Tore gesschossen hat, kann mit vereinten Kräften ähnlich wie Messi geblockt werden. Das alles denke ich zwar, ist jedoch völliger Humbug. Spanien ist die alles überragende Mannschaft dieses Planeten. Wir sind chancenlos, auch wenn wir unser Bestes geben. Knapp verlieren und Gesicht wahren, muss die Devise lauten. Nur an Sieg zu denken ist schon Hochmut, der kommt bekanntlich vor dem Fall und in diesem Fall ist ein ganz tiefer. Tiki-taka und raus die Maus –  beim Halbfinale ist doch der 4. Platz sicher. Danke ihr Deutschen, ihr wart großartig. Der Lorbeerkranz des Publikumslieblings gebürt Euch ganz allein durch eure furiosen torreichen Galavorstellungen mit eurer jungen symphatischen Multikultitruppe.

Thomas Müller grüßte nach dem Englandspiel seine Oma Erna aus Pähl bei Pfaffenwinkel. Sie wurde ein Tag später von der SZ befragt. Sie erzählte, dass sie das Spiel alleine angeschaut habe, „mit einer Kerze auf dem Tisch“. Daraufhin die SZ: „Mit einer Kerze. Bringt das was?“ Antwort: „Schon. Nur diesmal hatte ich vergessen, die Kerze anzuzünden. Mich wundert selber, dass es trotzdem geklappt hat!“ (aus SZ vom 28.06).

Aufgeklärt hin oder her, ich zieh´ jedenfalls heute meinen blauen Pulli mit V-Neck an.

 

Text: Roger Lenhard

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