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Gesellschaft

Der Laden mit dem Lächeln

Samstag, 1. Januar 2011 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: eine Minute

Den Abholzettel habe ich meist verloren oder verlegt. Dabei war er immer so schön, mit dem in etwas altmodischen Buchstaben gedruckten Namen und der schwungvollen Handschrift, in der darunter stand, dass mal wieder eine Hose gekürzt, ein Reißverschluss ersetzt, ein Riss geflickt werden musste. Erst vor ein paar Tagen war ich wieder mit der schönen neuen roten Jacke, auf die ich so stolz war, irgendwo hängen geblieben, und im Ärmel klaffte eine lange Wunde. Das werde er schon wieder hinkriegen, sagte der Mann hinter der altmodischen Theke und lächelte mich freundlich an. Aber zwei Tage werde das schon dauern. Und dann schrieb er meinen Namen auf den Zettel und „Winterjacke rot“ und einen Preis, der wie jedes Mal so niedrig war, dass ich mich fast schämte.

Obwohl ich diese Zettel beinah jedes Mal verlor, fand sich das, was ich abgegeben hatte, immer schnell wieder. Auch der Preis blieb immer der, der vereinbart worden war. Vor allem aber kam ich immer mit viel besserer Laune aus dem kleinen Laden am Ring wieder heraus, als ich hineingegangen war.

Nun geht mein Schneider in den Ruhestand – am letzten Tag des Jahres 2010. Wohlverdient: Er ist inzwischen achtzig Jahre alt. Doch er wird mir fehlen – und nicht nur mir. Fünfundvierzig Jahre lang hat er seinen Laden in der Südstadt geführt. Im Schaufenster stand neben Krawatten und Hosenträgern sein „Goldener Meisterbrief“. Den hatte ihm die Handwerkskammer 2003 verliehen – 50 Jahre nachdem er seine Meisterprüfung abgelegt hatte.

Der größte Teil seiner Kundschaft seien Stammkunden gewesen, erzählte mir mein Schneider einmal. Er nähte Hosen um, nahm Reparaturen und Änderungen vor, auch der kleinste Auftrag wurde freundlichst  ausgeführt – und nichts und niemand war zu gering. Er konnte viel mehr. Sonderanfertigungen und Maßkonfektion konnte er schneidern. Eine Kundin ließ für ihren Mann eine Hose in rot-blau-kariertem Stoff als Geschenk nähen, im nächsten Jahr sollte es die gleiche sein – in blau-grün-kariert. Einen Anzug aus blauem Cord, eine strapazierfähige Hose aus Mantelstoff – was man in keinem Laden bekommt, konnte er herstellen. Und das Lächeln gab es jedes Mal so dazu.

In seinem Schaufenster steht seit einigen Wochen ein Schild. „Wir schließen“, steht drauf, und: „Ladeninventar zu verkaufen – komplett“. Die Geschäftsräume selbst sind schon weiter vermietet. Den Laden mit dem Lächeln gibt es dann nicht mehr. Aber die Mutter eines sehr zufriedenen Kunden hat dem Schneider einmal eine streichholzschachtelgroße Bühne geschenkt, auf der sie seinen Schneiderladen nachgebaut hatte. Die zeigte er mir beim Abschied. Und dann hat er noch einmal gelächelt.

 

Text: Nora Koldehoff

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