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Kolumne

Eine Bresche für das Prahlen

Donnerstag, 30. September 2010 | Text: Kathrin Rindfleisch

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

„Soll ich mal zeigen, was ich schon kann?!“ Mit dieser Frage verblüfft sie diese Woche. Und, zugegeben: mit dem, was sie dann kann, verblüfft sie mich auch.

„Soll ich mal zeigen, was ich schon kann?!“ Mit dieser Frage verblüfft sie diese Woche. Und, zugegeben: mit dem, was sie dann kann, verblüfft sie mich auch.

 
Ohne Handhalten auf meinen Schultern stehen, `nen Luftballon auf der Nase balancieren, trotz Weglassen der Drei einwandfrei bis Zehn zählen… ein anderes Wort als „Stolz“ fällt mir grad nicht ein… wenn wir uns darauf einigen, dass in „Stolz“ die unglaublichste Ehrfurcht vor Zellen enthalten ist, aus denen dieses kleine kluge Wesen entstanden ist, genauso wie das warme Gefühl im Bauch beim Anblick der präsentierten Kunststücke. Und natürlich auch Stolz Stolz. Auf mich und meine Anlagen. Wenn sie – aus Stolz auf sich selbst – so einnehmend quirlig lacht, wird mir kurz immer ein wenig anders. Das Gefühl, wie wenn man sich selbst in einem Video sieht, irgendwie fremd und doch vertraut. Da bin ja ich! Nein – da ist ein ganz eigener Mensch! Wow.
 
Einnehmend ist vor allem der natürliche Umgang mit der Freude über die eigenen Fähigkeiten. Man muss sie einfach teilen! Das letzte, was einem in diesem Moment der absoluten Egomanie in den Sinn kommt, ist der Gedanke, sie sei arrogant. Oder großkotzig. Ganz im Gegenteil, nichts scheint selbstverständlicher als die Riesenfreude über den neuesten Coup.
 
Nun, und ab wann geht das verloren? Wo bleibt der natürliche Umgang mit den eigenen Fähigkeiten auf der Strecke?! In der Pubertät, wo bestehende Gut-Böse-Gesetze aufgehoben werden und von nun an die demonstrativ schlechten Schüler mit `ner Kippe in der Hand die Mama-Lieblinge mit Bestnoten und akkuratem Bauernzopf vom Beliebtheitstreppchen stoßen? Oder etwa schon früher, in der Grundschule, wo die Ehrenurkunde bei den Bundesjugendspielen Auslöser ist für manch einsame Busfahrt oder der Geburtstagsfeier, die man nur vom Hören-Sagen mitbekommt…?! Oder ist dieses Phänomen der Verteufelung der Freude über hervorragende Eigenleistung gar noch viel früher anzusiedeln? Smilla jedenfalls wurde im Kindergarten ob ihres ersten Klogangs (Jap. Vollbracht.) zwar mit einem kleinen Geschenk gelobt, gleichzeitig aber auch darauf hingewiesen, das Geschenk mit Klofaulfreund Paul zu teilen. Und überdies wurde der Mutter des für Herausragendes gelobte Kind nahegelegt, doch um Pauls Willen bloß kein großes  Aufhebens um die Sache zu machen. Der Arme, könnte sich sonst benachteiligt fühlen. Wenn er Englisch könnte quasi als Loser.
 
Ich sprach die Tage mit einem Freund über Understatement. Über Nicht-Prahlen. Über eine Erziehung, die den Einzelnen nicht in den absoluten Mittelpunkt stellt. Und dass das lässig sei, nicht arrogant. Selbstbewusstsein mit Understatement eben. Man ist sich seiner guten Fähigkeiten durchaus bewusst, muss es aber nicht andauernd raushängen lassen. Ich meine klar, wer mag schon plumpe Angeber, die alles besser können und sowieso die Coolsten sind? Und trotzdem musste ich wiedersprechen. Es gab Zeiten, da konnte ich was. Hab es aber keinem erzählt. Aus Angst, arrogant zu wirken. Das Resultat waren Arbeitsverhältnisse, in denen meine Leistung nicht anerkannt wurde, ganz im Gegenteil, die eben als selbstverständlich angenommen wurde und eine Erwartungshaltung erzeugte, die meine wahren Fähigkeiten degradierte. Und dann habe ich angefangen, zu beobachten. Die mit Erfolg und Anerkennung waren gar nicht besser als ich, sie haben einfach nur drüber gesprochen. Erzählt, was sie gutes leisten, ein Lob von einem Kunden auch mal beim Chef fallen lassen. Ein bisschen angegeben. Zurecht, haben ja auch `nen guten Job gemacht.
 
Heute erzähle ich, wenn ich `nen guten Job mache. Das tut mir gut, weil ich zurecht stolz sein kann auf meine Leistung. Und es steigert meinen Selbstwert. Meine Arbeit wird mehr geschätzt und nicht abgetan, ebenso ich.
Smilla soll sich ihre Freude über die eigene Leistung behalten. Nicht im Vergleich zu anderen. Nicht zur Bildung einer ungesund-unliebsamen Egozentrik. Aber zu einem sich selbst liebenden Menschen. Und da Paul nach Smillas Klo-Vorsprung mittlerweile lässig seinen Rückstand mit neuer Radfahr-Fähigkeit wettmachen konnte, darf auch ruhig mal gejubelt werden über erste Klogänge, selbst zugemachte Reißverschlüsse und das korrekte Zählen bis Zehn – mit Weglassen der Drei.

Text: Kathrin Rindfleisch

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