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Kolumne

Eine organisierte Lebhaftigkeit

Mittwoch, 11. September 2013 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ich und im Zelt schlafen? Womöglich auf einem Campingplatz mit all diesen Vollpfosten, die in ihren Wohnwagen mit altdeutscher Sitzecke, Mikrowelle und Satelliten-Fernsehen ihren Drang nach Freiheit und Abenteuer ausleben? Geht´s noch? Ich doch nicht! Hätte ich gesagt. So vor 15 Jahren. Aber manchmal ändern sich die Dinge halt. Beispielsweise durch sowas wie ein Kind.

Ich und im Zelt schlafen? Womöglich auf einem Campingplatz mit all diesen Vollpfosten, die in ihren Wohnwagen mit altdeutscher Sitzecke, Mikrowelle und Satelliten-Fernsehen ihren Drang nach Freiheit und Abenteuer ausleben? Geht´s noch? Ich doch nicht! Hätte ich gesagt. So vor 15 Jahren. Aber manchmal ändern sich die Dinge halt. Beispielsweise durch sowas wie ein Kind. Genauer gesagt: ein schulpflichtiges Kind. Plötzlich muss man Urlaub machen, wenn alle Urlaub machen. Was die Unternehmung schon mal enorm verteuert. Und dann muss man jetzt auch noch in den großen Ferien los. Sechs Wochen Innenstadtbespaßung, wenn all seine Kumpels irgendwo sind, mag man Junior (und sich selbst) ja auch nicht zumuten.

Dabei wäre ich doch früher nie auf die Schnapsidee gekommen, ausgerechnet im Hochsommer, wo´s mir hier schon unangenehm ist, womöglich auch noch in den Süden zu fahren. Mach´ ich jetzt alles. Mit Zelt. Freiwillig. Nun ja, mehr oder weniger. Jedenfalls mag ich es inzwischen, mich den ganzen Tag draußen aufzuhalten. Weiterer Vorteil: Man kommt mehr rum als bei der Anmietung eines Feriendomizils, da man die Hütte in einer Stunde zusammenpacken und woanders wieder aufbauen kann. Zudem habe ich in den letzten Jahren gemerkt, dass zunehmend viele Familien mit Kindern das offenbar ähnlich sehen. Man ist – zumindest im angrenzenden Ausland – nicht mehr allein unter Vollpfosten. Schön. Und manchmal sogar lustig. So könnte ich mich jedes Mal wegwerfen, wenn ich die morgendliche 2.0-Karawane sehe. Der Camper von heute latscht inzwischen nach dem Aufstehen nicht mehr im Trainingsanzug mit der Rolle Klopapier untern Arm gen Nasszelle, sondern erstmal mit Smartphone oder Notebook in die W-Lan-Zone neben der Rezeption. Geschissen wird später.

Die spinnen, die Franzosen

Nachdem wir uns in den letzten Jahren in verschiedenen Regionen Frankreichs rumgetrieben haben, sollte es diesmal eigentlich in die Alpen des Italieners gehen. Doch verlangt dieser inzwischen für das Verweilen auf seinen Camping-Arealen glatt das Doppelte wie der Franzose. Ist aber dafür meistens mit Animation, Kinderbetreuung und Wellness. Hallo!? Vielleicht auch noch mit Vollpension? Ein Zeltplatz ist für mich ein Ort, den ich morgens verlasse und abends wieder betrete. Also doch wieder französische Alpen und Umland. War auch -rückblickend-  alles prima gewesen. Nur werde ich das Gefühl nicht los, dass unsere Nachbarn inzwischen mächtig vom deutschen Regulierungswahn befallen sind. Womit ich jetzt nicht das durchgängige Tempolimit auf Autobahnen meine. Feine Sache, das. Da rollt es sich doch wesentlich entspannter. Okay, das mit der Péage nervt. Dass man für die Nutzung von Autobahnen zahlen muss, ließe sich ja noch hinnehmen.  Aber weil jede mittelgroße Stadt ihren eigenen Autobahnring zur Gratis-Passage erklärt, hat das zur Folge, dass man unterwegs ständig in Staus steht, um entweder eine Zwischenrechnung zu begleichen oder ein neues Kärtchen für die nächsten Kilometer zu ziehen. Sorry, aber das ist Mittelalter. Doch das war beim Franzosen schon immer so. Fällt also nicht unter `Neuer Regulierungswahn´. Eher das: Kommen wir auf unserem ersten Frischluft-Areal an, entdecken Junior und sein Freund -sowas sollte man als Einzelkind-Besitzer ab einem bestimmten Kindsalter immer mitnehmen-, dass sich direkt neben dem Platz ein öffentlichen Freibad mit 3-Meter-Brett befindet. Super! Die Jungs also los und zwei Minuten später bedröppelt zurück: „Wir dürfen da mit unseren Hosen nicht rein.“ Häh? Coole, knielange Shorts, erkennbar nur zum Schwimmen konzipiert, gekauft und in deutschen (Hallen-)Bäder hundertfach eingesetzt, gehen nicht? „Nö“, erklärte mir der freundliche Bademeister auf Anfrage. In allen öffentlichen französischen Schwimmbädern sei das Tragen von Shorts seit dem vergangenen Jahr untersagt. Aber man habe da ja im Foyer einen Automaten… „No way!“, sagten die Kids mit Blick auf die Mini-Slips in Plexiglas-Kugeln für 5 Euro. Also noch mal los und halbwegs erträglich-tragbare Midi-Ausführungen besorgt. Eine Woche später, andere Gegend, Regentag, ein Besuch im Hallenbad: Badekappenpflicht in allen französischen Hallenbädern! Mit einem Uni-Sex-Modell für zwei Euro war man dabei.

Streng verboten auf dem Zelten

Zurück zum ersten Abend. Die aus der Heimat eingeführte Flasche Wein hatte sich erwartbar als mindestens eine zu wenig erwiesen. Kein Problem. Schließlich verfügte der Campingplatz über einen angeschlossenen Restaurationsbetrieb. Und im Kühlschrank in Tresennähe lockte eine durchaus erkleckliche Auswahl an Rosés und Weißen. Man war ja schließlich in Frankreich. Ach nein, das tue ihr furchtbar leid, säuselte die Bedienung, aber Wein dürfe sie nur in Verbindung mit einem Menu ausgeben. Im Ernst? Im Ernst. Da sei auf allen „Indigo“-Plätzen so. Aha, ich hatte bis dahin noch gar nicht bemerkt, dass das Areal zu einer durchaus angesehenen Freizeitkette gehört, die u.a. sehr auf Mülltrennung achtet. Deutsche Kette? Nö. Was tun? Ein Menu ordern, das Futter einfach stehen lassen und sich mit dem Wein davon machen? Kurz drüber nachgedacht, aber dann verworfen. Ach ja, den Anschlag, dass das offene Grillen auf Holzkohle auf allen französischen Zeltplätzen grundsätzlich verboten ist, gab´s auch noch. Sogar auf Deutsch: „Die Holzkohlengrills in Kohle sind streng auf dem Zelten verboten“. Mir egal. Bin ohnehin kein Griller. Aber jeder deutsche Platzbetreiber könnte mit dieser Vorschrift doch sofort Insolvenz anmelden. Und dann stand da in der, auf Deutsch mit „Willkommen buch“ betitelten, Platzordnung noch dieses übersetzerische Kleinod: „Wohlbehalten im Fall einer eigentümlichen (besonderen) vom Geschäftsführer des Zeltens organisierten Lebhaftigkeit soll die Stille von 22 Uhr 30 bis zu 7 Uhr total sein. Der Verkehr mit dem motorisierten Fahrzeug ist währen dieser Sendezeit verboten.“ Was vermutlich soviel heißen soll wie: Nachts herrscht Ruhe im Karton, sofern der Platzbetreiber nicht selbst eine Sause veranstaltet. Wie gesagt, war alles prima beim Franzosen. Schon wegen der „organisierten Lebhaftigkeit“.

Text: Reinhard Lüke

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