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Südstadt

Hubert geht nicht ans Telefon

Sonntag, 16. Dezember 2012 | Text: Reinhard Lüke | Bild: wikimedia

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Schluss, aus! Ich will all dieses Gesäusel zum Fest nicht mehr hören und lesen! Nix von all der Heimeligkeit, vom Basteln, dem Glück des Plätzchen-Backens und den leuchtenden Kinderaugen im Advent. Ich mag auch nicht zur Einstimmung auf die Feiertage an Gehmeditationen und Prickelworkshops teilnehmen. Vor allem will ich nicht mehr ungefragt gute Wünsche von Dingen entgegennehmen müssen. Stehe ich unlängst vorm Kühlregal eines Supermarktes, fällt mein Blick auf eine Süßspeise, deren Deckel zu mir spricht: „Baur Joghurt Erdbeere wünscht Frohe Weihnachten“. Hallo!? Bin ich so vereinsamt, dass ich mich über Glückwünsche von einem Joghurt freuen müsste? Aber in diesen Tagen lässt sich ja kaum eine Fußgängerzone betreten, in der einem nicht irgendein blinkendes Etwas mir nur das Allerbeste wünscht.

 

Aber die penetrante Verabreichung unverlangter Segenswünsche ist ja längst kein reines Weihnachtsphänomen mehr. Stellt sich bei irgendeinem Kunden ein Gefühl der Zufriedenheit ein, wenn das Display der Registrierkasse ihm erst einen „Guten Tag“ wünscht und sich, nachdem er die Rechnung beglichen hat, vollelektronisch bei ihm bedankt? Oder da gratulierten mir unlängst die örtliche Sparkasse und mein Energiezubringer per Brief zum Geburtstag. Mal abgesehen davon, dass ich diesen Quatsch letztlich selbst zu bezahlen habe –  ich kenne weder den Ober-Sparer noch seinen Kollegen von Strom and Gas persönlich, also kann ich doch wohl bitteschön erwarten, dass sie sich gegen erkleckliche Gebühr aus meinem Leben raushalten. Ich möchte auch nicht, dass sich Autobahn-Meistereien am Ende von Baustellen mit einem Schild an mich wenden, auf dem „Danke für Ihr Verständnis“ prangt. Ich verbitte mir derartige Unterstellungen! Die sollen ihre Arbeit erledigen und möglichst schnell die Straße wieder frei machen, fertig. Aber auch im Privaten feiert diese Unsitte der Text-Utensilien ja erbärmliche Triumphe.

 

Ständig stehe ich vor Wohnungstüren, deren Fußmatten mir ein „Willkommen“ oder in der kosmopolitischen Variante ein „Welcome“ entbieten. (Wie viele Einbrecher mögen sich angesichts dieser Begrüßung wohl schon schlappgelacht haben?) Wenn es gaaanz liebevoll und total persönlich sein soll, gibt´s den Unsinn auch als selbst geklöppeltes, bemaltes Salzteig-Objekt. Hinter derart verunstalteten Türen wohnen zumeist Menschen, die es auch wahnsinnig originell finden, ihre Anrufbeantworter von ihren lallenden Kinderchen besprechen zu lassen, die dann erstmal sämtliche Familienmitglieder einschließlich der Haustiere namentlich auflisten, anschließend erklären, dass von all denen gerade niemand da ist (oder Goldfisch Hubert grundsätzlich nicht ans Telefon geht), bevor sie mich schließlich auffordern, ihnen „nach dem Pieps“ was auf die Maschine zu sprechen. Ich weiß, wie ABs funktionieren! Man muss mir das mit dem „Pieps“ nicht jedes Mal in aller Ausführlichkeit erklären. Wenn ich bei Freunden oder Bekannten anrufe, weiß ich, wer da alles wohnt. Wähle ich hingegen eine fremde Nummer, interessieren mich die genauen Familienverhältnisse nicht die Bohne. Also, was soll der Blödsinn? Ich kann mich auch schwer daran gewöhnen, wenn ich irgendwo als Beifahrer in Köln unterwegs bin und der Wagenlenker sich von einem Sprechautomaten Wegführungen vorlesen lässt, die er selbst eigentlich in- und auswendig kennt.

 

Steht man dann vor dem (ja unheimlich schwer zu findenden) Kölner Hauptbahnhof, lobt die Stimme „Sie haben ihr Ziel erreicht!“. Ach, echt? Okay, wenn ich Berufskraftfahrer wäre oder in einer mir fremden Stadt Pizza ausliefern müsste, hätte ich vermutlich auch so ein Navigationsgerät. Aber bislang habe ich mich in Deutschland, das ja im Gegensatz zu etwa Turkmenistan tadellos ausgeschildert ist, auch ohne maschinelle Beifahrerin, die mir ständig in die Musik quatscht, höchst selten verfranst. Und wenn ich noch was in meine Wunschliste fürs neue Jahr aufnehmen darf, ist es die Abschaffung der Sprechautomaten aus Fleisch und Blut. Liebe Service-Kräfte, die ihr mir in einschlägigen Lokalitäten Espressi und Tagessuppen reicht: hört auf, jede Bestellung mit „gern“, „sehr gern“ oder gar mit „sehr gerne“ zu kommentieren und dabei gleichzeitig aus der Wäsche zu gucken, als hätte man euch mit Waffengewalt in den Job gedrängt. Mir ist klar, dass es nur bedingt Spaß macht, für einen kargen Lohn andere Menschen zu bedienen und von daher erwarte ich keinesfalls, dass ihr diese Leistung mit Leidenschaft erbringt.

 

Also, seid einfach angemessen aufmerksam, freundlich und lasst diese nervtötende „Gernerei“. Aber es gibt auch einen Maschinensprech, den ich mir zum Fest unbedingt zurückwünsche: die Lautsprecherdurchsage bei IKEA, dass „der kleine Kevin aus dem Kinderparadies abgeholt“ werden möchte. Das Paradies heißt inzwischen prosaisch Småland. Was ich zutiefst bedaure. Die Vorstellung, dass jemand aus dem Paradies, immerhin das christliche Utopia wunschloser Glückseligkeit, erlöst werden möchte, weil er es da ums Verrecken nicht mehr aushält, fand ich immer allerliebst.
 

Text: Reinhard Lüke

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