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Kultur

Komm nicht zum Heiligen Abend

Mittwoch, 22. Oktober 2014 | Text: Alida Pisu | Bild: Theater Köln Süd

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Heiligabend im Kreis der Familie zu verbringen, Weihnachtslieder zu singen, miteinander zu essen und zu trinken, sich zu beschenken, das hat schon was. Was man hat, wenn man‘s nicht hat, zeigt das Theater Köln-Süd in Peter Turrinis Stück: „Josef und Maria“. Meine Südstadt hat es sich angesehen und mit der Regisseurin, Franziska Winterberg, gesprochen.

Süßer die Kassen nie klingeln als zu der Weihnachtszeit. Bis zur letzten Minute schieben Kunden sich durchs Kaufhaus, unter ihnen eine fein gekleidete, alte Dame. Nach Ladenschluss zieht sie den Mantel aus, streift sich ihren Kittel über, schon wischt Putzfrau Maria sich den Lippenstift ab und damit ist klar: heute fallen die Masken, von nun an geht’s ungeschminkt zur Sache.

Ungeschminkt geredet hat Wachmann Josef, der ihr beim Putzen in die Quere kommt, Zeit seines Lebens. „Ich habe mich extra heute dienstlich einteilen lassen“, entgegnet er Maria auf ihre Frage: „Sind Sie auch allein?“ Zwei einsame Seelen, Übriggebliebene, prallen aufeinander. Und dann entspinnt sich in einem intensiven Spiel die ewig gleiche Geschichte von Zweien, die eigentlich gar nicht zusammenpassen und einander doch finden. Ingrid Peuster entwickelt sich darin von der verbitterten Alten zur mädchenhaft aufblühenden Verführerin, während Manfred Mörsch als Josef verschämt die Hose fällen lässt und sie erst einmal akkurat faltet, bevor er zu Maria ins Bett steigt. Und auch der Schönling Rudolfo Valentino, den er ihr gibt, hat viel Charme und Witz!

Aber der Reihe nach. „Komm nicht zum Heiligen Abend, es gibt sonst nur Unfrieden“, hatte Sohn Willi seine Mutter Maria beschworen. Denn ihre Schwiegertochter, das „Hurenvieh“, will „die Alte“ nicht sehen. So landet sie im Kaufhaus, kommt fast wider Willen ins Gespräch mit diesem eingefleischten Sozialisten, der immer noch mit Inbrunst die Internationale singt, dabei aber wirkt wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit.

Von den vergangenen Zeiten haben die Beiden viel zu erzählen. Sie von ihrer unglücklichen Ehe und ihrem Leben als Tingeltangel-Tänzerin, er von seiner Verfolgung durch die Faschisten und seiner gescheiterten Schauspieler-Karriere. Was dahinter an Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit schwelt, bricht immer wieder auf und so ist es fast ein Wunder zu nennen, dass sie dennoch den Mut aufbringen, auf die Kraft der Liebe zu vertrauen. Beim Tango kommen sie sich näher, Maria hat Lust auf mehr, Josef alle Mühe, sich ihrer zu erwehren. Doch zunehmend schwinden die Hemmungen und Josef bemerkt treffend, als sie nebeneinander im Bett (noch) sitzen: „Die Situation ist dermaßen, dass das Du angebracht ist.“ Auch wenn beide nun gestehen müssen, dass sein bzw. ihr „letztes Mal“ schon arg lange zurück liegt, verlernt haben sie „es“ nicht. Sex and drugs and Rock’n Roll, das ist nicht nur was für Teenies, auch die Oldies können es noch so richtig krachen lassen! Wer sich davon überzeugen will: unbedingt hingehen!

 

Franziska Winterberg, künstlerische Leiterin und Regisseurin, stand Meine Südstadt noch für Fragen zur Verfügung.

Meine Südstadt: Warum heißt das Ensemble Theater Köln-Süd?
Weil es in der Südstadt entstanden ist. Ich habe hier im Sommer 2010 Zettel verteilt und zu einem Treffen im Spielplatz eingeladen. Als dann fünfundzwanzig Leute abends vor der Tür standen, war ich selbst überrascht. Seitdem gibt es einen festen Kern, aber wir haben auch dieses Jahr wieder ein offenes Casting gemacht. Fünfzehn sind gekommen, fünf geblieben.

Sie selbst sind absolute Profi-Frau. Wie kamen Sie auf die Idee, mit Laien zu arbeiten?
Mir geht es nicht darum, Geld zu verdienen. Mir geht es vielmehr darum, Menschen eine neue Welt zu erschließen. Meine Darsteller lernen viel über Literatur, über Sicht auf Figuren. Sie werden aber auch in alles eingebunden, was nicht mit Theater zu tun hat. Es gibt Gruppen, die einen kümmern sich um die Bühne, andere um Kostüme, Maske, Öffentlichkeitsarbeit, Dramaturgie. So machen alle ihre Erfahrungen: Arbeit am Stück, aber jeder trägt auch alles mit.

Sie machen jedes Jahr ein neues Stück. Eigentlich mit allen Darstellern, dieses Mal aber nur ein Zwei-Personen-Stück. Weshalb?
Ich hatte große Lust, Zeit zu haben mit meinen Schauspielern, mich intensiv mit ihnen auseinander zu setzen und ihnen auch eine intensive Auseinandersetzung zu ermöglichen. Die Beiden haben noch nie so ein langes Stück gespielt und hatten eine ziemliche Textangst. Es geht aber nicht nur um den Text, sondern darum Situationen zu begreifen, sich zu fragen: wie würde ich denn reagieren? Was heißt für mich Heiligabend? Alleinsein in der Menge? In diesem Stück ist so viel Sympathie für Menschen im Alter, die einsam sind.

Wie finanzieren Sie Ihre Stücke?
Alle Mitspieler sind auch Vereins-Mitglieder von Theater Köln-Süd. Als solche zahlen sie im Monat 20 Euro, das fließt alles in die Finanzierung der Stücke. Wir haben aber auch das Glück, in der Theo-Burauen-Realschule mietfrei proben und unsere Aufführungen machen zu können. Das ist eine tolle Unterstützung unserer Arbeit! Und wenn die Zuschauer uns dann noch durch ihren Zuspruch unterstützen…

 

„Josef und Maria“ von Theater Köln-Süd
Die nächsten Termine: 24. – 26.10., 31.10 – 2.11.2014,
In der Theo-Burauen-Realschule?

Severinswall 40, 50678 Köln

 

Die Autorin Alida Pisu, eigentlich waschechte Ruhrpöttlerin, fühlt sich seit vielen Jahren in der Südstadt zu Hause. Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaft arbeitete sie an verschiedenen Kölner Theatern, schrieb für Künstler Kabarett-Programme und hatte auch ein eigenes Literatur-Programm. Sie ist im Team der Lutherkirche als Presbyterin tätig und gestaltet dort regelmäßig Gottesdienste.
 

 

Text: Alida Pisu

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