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Kultur

Lasst uns singen

Montag, 3. Februar 2014 | Text: Stefan Rahmann | Bild: David Klammer

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ein Ja sagt sich so leicht dahin. „Hast Du Lust, was über ,Loss mer singe‘ im Backes zu schreiben?“ hieß es in der Redaktionskonferenz. Na klar. Da simmer dabei. Dann ging ich nach Hause, und mit mir gingen die Zweifel. Was zum Teufel singen die da? Und schlimmer noch: Ich hab nix Anzuziehen. Premierenfieber.

Tage später stehe ich auf der Darmstädter Straße in der Warteschlange vor dem Inferno des Frohsinns. Ich habe als Verkleidung eines meiner zwei schönsten Kopftücher kunstvoll über die großflächig haarfreien Stellen geknotet und quatsche mit Jelena, die heute Abend aus Vingst und irgendwann mal aus der Nähe von Jekatarinenburg gekommen ist. „Meine Freundinnen sind schon drin. Die haben eine Karte.“ Jelena hat keine und hofft auf das Entgegenkommen des Türstehers. Nicht vergeblich, wie sich bald herausstellen wird. Bei Loss mer singe (LSM) verlieren die kostenlosen Eintrittskarten aus dem sogenannten „Vorverteil“ eine Stunde vor Beginn ihre Gültigkeit. Dann darf jeder rein. Und zwar umsonst.

Ich fühle mich, wie aus der Zeit gefallen: Bei mir läuft Karneval nämlich jedes Jahr nach dem gleichen Muster ab. Ich fahre an Weiberfastnacht zur Arbeit, sehe, wie  14jährige Kinder morgens in der Bahn mit Wodka-Mixgetränken „vorglühen“ und bin mir sicher: In diesem Jahr mache ich nicht mit. Abends stehe ich dann im Chlodwig-Eck, im Backes oder im Foyer der Comedia und singe mir das Unterste nach oben und wieder zurück. Dann, und wirklich nur dann. Und jetzt soll ich fünf Wochen vor Rosenmontag jecke Lieder singen? Alter, der Nubbel ist doch auch kein Fall für Allerheiligen.

 

Na gut, weiter geht’s in Richtung Backes-Eingang. Du denkst, Du schiebst, und wirst geschoben. Endlich drin. Und? Alles total anders als erwartet. Jede Menge Bein- und noch mehr Armfreiheit. Kölsch ordern? Kein Problem. Die Thekensteher machen Platz, der Zapfer ist zutiefst entspannt. Erstmal orientieren. Leise Musik. Das Publikum? Mäßig bis gar nicht kostümiert. Und vor den Gesang haben die Götter ganz offensichtlich den Schwaadlaber gesetzt. Nichts dröhnt, alles brummt.

 

Eine Stunde nach Einlass steigt endlich der Moderator auf die Bank neben der Theke. „Lasst uns mit den Top Drei des vergangenen Jahres anfangen“, ruft Stefan Knittler ins Mikrofon, und das Auditorium gibt einen ersten lärmenden Vorgeschmack auf das, was kommt. Dann wird die Musik plötzlich laut und genauso plötzlich wieder leise. Zwei Boxen haben „Kasalla“ bekommen und sind augenblicklich in Ohnmacht gefallen. Techniker fächeln ein wenig Luft, und weiter geht’s. Jetzt aber richtig. „Immer noch do“, singt das ganze Backes-Schmölzje.

 

Chris, 23, knallrote Pappnas und Ringelshirt, vorneweg: „Das ist doch der perfekte Einstieg in den Wahnsinn.“ Chris gehört auch zu denen, die den nächsten Refrain locker aus der Hüfte schießen:
“Wenn die Tröte klinge und mir Jecke widder singe, dann klingt ein Ruf wie Donnerhall: Endlich widder Karneval!“ Da haben die Stroßefäjer ja einen echten Knaller in die Gasse gehauen. Ruf wie Donnerhall? Erinnert mich an westfälische Schützenfeste in meiner Kindheit. Und viel Schlimmeres. Aber hier im Backes: Die Wacht am Rhein könnte nicht jecker sein.

 

Das dritte Kölsch nimmt umgehend Kontakt zu den Fußspitzen auf. Kurzer Blick in die Runde. Ringsum folgt man auch dem Motto: Oben kippen, unten wippen. Jetzt dröhnt alles und nichts brummt. Die prominenten musikalischen Begleiter des großen kölschen Frohsinns geben ihre Visitenkarte ab. Paveier, Bläck Fööss, Höhner, Brings, Räuber, Cat Ballou… Und es wird gesungen, als gäbe es kein Morgen. Zur Hilfe kommen die Textblätter mit den Refrains, die vorher verteilt werden. Und da ist ja auch wieder Jelena, die sich bei dem Lied mit der Startnummer 18 „Hück oder nie“ von „Querbeat“ in die Vorstufe einer mehr als verbindlichen Ekstase tanzt. Auch Peter, Ü-50-Jeck mit mit langjähriger Erfahrung im Sitzungskarneval, nimmt jetzt Fahrt auf: „Das hier ist der absolute Gegenentwurf zum Gürzenich. Seit fünf Jahren gehe ich so oft wie möglich zu Loss mer singe.“ Die Idee von LMS ist, dass zwanzig, von einer Jury ausgewählte neue Karnevalslieder gespielt werden und das Publikum am Ende eines davon zum Besten kürt. Dann sind die zwanzig Lieder durch, und noch ein Kölsch und noch eins. Dann werden die Klassiker gesungen: Hey Kölle, Superjeil, Jeföhl, Heimat, Rhing, dat Trömmelche jeht und so weiter und dann sind alle eins, wie sonst doch nur an Weiberfastnacht.

 

Der Vollständigkeit halber: Gewählt haben wir auch: Kasalla mit „Kumm, mer lääve“, vor „Kölsche Jung“ von Brings und „Hück oder nie“ von „Querbeat“. Die hatte Jelena übrigens auf Platz 1.
 

 

 

Die Schwarz-Weiß Bilder von David Klammer  sind für das Fotobuch Projekt  „elfuhrelf“ entstanden. Das Buch ist ab den 14.02.2014 im Handel zu erhalten.

Weitere Informationen finden Sie unter www.elfuhrelf.com

 

Text: Stefan Rahmann

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