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Gesellschaft

„Morgen! Express, Stadtanzeiger? Danke, Ciao!“

Mittwoch, 19. Dezember 2012 | Text: Judith Levold | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Das höre ich immer wieder, während ich „eine Stunde mit“ dem „Zeitungsmann“ am Chlodwigplatz vor der Merzenich-Bäckerei stehe. Es ist früh, ich finde: sehr früh, als ich gegen 5:20h durch die Darmstädter Straße schleiche, um, wie abgemacht, Ismail zu treffen und die Südstadt eine Stunde lang mit seinen Augen zu betrachten. Dunkel, klar, wenig Leute unterwegs, Kehrmaschine, Busse, ein paar Menschen auf dem Weg zur Bahn und natürlich: Ismail, der Zeitungsmann, in trauter Nachbarschaft mit den Frauen aus der Bäckerei Merzenich, die ihre Waren einräumen und -eigentlich erst um 6h- den Laden öffnen. Wer früher da ist und freundlich guckt, bekommt auch jetzt schon seinen Kaffee. So wie Ismail. „Danke Manu“ sagt er, als die Frau mit Zopf und gelber Schürze ihm den Becher über die Theke schiebt.

 


„Ich helfe denen auch jeden Morgen, Türen aufmachen, Tische rausräumen, ist doch klar!“, sagt er. „Auch wenn ich die erste Stunde gar nicht an meinem Stand stehen würde – es wäre die gleiche Anzahl Zeitungen weg und das Geld würde da liegen!“ beschreibt der 32jährige Ismail, waschecht kölscher Türke, sein Geschäft am frühen Morgen. Ich beobachte: während er kurz zum Kiosk gegenüber springt, kommen Leute vorbei, ziehen sich eine Zeitung ihrer Wahl vom Tischchen und legen das Kleingeld abgezählt hin. Eine Kundin kommt auf mich zu, blickt leicht irritiert und nach Ismail suchend. „Wollen Sie ´n Express?“ frage ich, und sie lacht, antwortet, „Ja, und ´ne BILD. Die ist hier drunter, die hole ich mir schon ´raus! Hier, das Geld, der kriegt immer Einsfuffzich von mir, tschüss!“ YEP, ich habe meine erste Zeitung verkauft, denke ich, da kommt aber auch schon Ismail wieder angeflitzt. Ich gebe ihm das Geld und er fragt „Die mit kurzen Haaren und der Brille? Ja, die kommt jeden Morgen. Es sind sehr viele Stammkunden, da weiß ich natürlich, welche Zeitung die lesen wollen.

BILD habe ich nur als Service für Kunden, die außer Express, Stadtanzeiger oder Rundschau eben noch die BILD gewöhnt sind. Und für manche die SZ, taz oder ZEIT. Ich sehe das schon, wenn die hier auf mich zukommen, was die für ´ne Zeitung wollen“, sagt Ismail über seine Kundschaft. Mal hält er ein Schwätzchen, mal ist es einfach Kommunikation-To Go. „Die Leute sind total verschieden, auch wie sie auf einen Gruß reagieren. Manche denken wohl: der dumme Zeitungsmann, will mir was andrehen, andere freuen sich, reden mit mir oder richten mir Grüße aus von der Kioskfrau ein Stück die Straße hinunter.“ Ismail, in Kalk aufgewachsen, lebt heute mit Frau und gut einjährigem Sohn in Porz. Als Zeitungsmann arbeitet er momentan nur ein paar Monate, er vertritt seinen Vater, der das schon seit mehr als zwanzig Jahren macht. „Das macht Spaß. Klar, stehe ich um 4h auf, das ist früh, aber um 10h bin ich topfit, hier hab´ich Sauerstoff, meinen Kaffee, kann die Leute beobachten. Und wenn ich nach Hause komme, kann ich mit meinem Söhnchen Mittagsschlaf halten. Das ist ein guter Tag!“

Apropos Beobachten: Manches ärgert Ismail auch, so wie ein Straßenbahnfahrer, der anfährt, obwohl er Leute noch über den Zebrastreifen zur Bahn hetzen sieht und andere gerade den Bahnüberweg passieren „Unmöglich, sowas. Hab‘ ich gestern genau gesehen, das war sogar gefährlich. Da habe ich dann ein paar KVB-Mitarbeiter angesprochen und eine Beschwerde gemacht. Hat die aber nicht interessiert. Ich werde es noch mal dem Busfahrer erzählen, der hier jeden Morgen hält, den kenne ich.“ meint Ismail. Und wo er doch so viel sieht in den vier Stunden, die er hier jeden Morgen steht, weiß er doch bestimmt auch, seit wann wieder mitten auf dem Chlodwigplatz, also auf der Verkehrsinsel, eine Uhr steht, oder? „Klar, ist schon seit ein paar Wochen. Genau eine Woche vor dem Schnee wurde die aufgestellt.“ Schnee war am 7. Dezember, also steht die Uhr seit 30. November ungefähr. Genau gegenüber vom Zeitungsmann. Und zeigt gerade 6:30h an – die Stunde mit Ismail ist ratzfatz vergangen…

Text: Judith Levold

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