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Kolumne

Schön war´s. „Der längste Desch“. Ein Selbstversuch.

Donnerstag, 25. September 2014 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Ich war da. Beim „Längste Desch“. Wie jedes Jahr. Freiwillig. Ich mag diese Volksfeste. Ich schlappe auch regelmäßig über die Deutzer Kirmes. Was ich da mache? Eigentlich nix. Ich nutze keine Fahrgeschäfte, schieße nicht auf Plastikrosen, kaufe keine Lose und pfeif´ mir auch kein Kölsch rein. Ich mag weder gebrannte Mandeln noch Zuckerwatte, aber ich liebe diesen Duft.

Mit dem „Längste Desch vun Kölle“ geht’s mir ähnlich. Und der begann für mich diesmal nicht erst mit der offiziellen Eröffnung am Samstag Mittag, sondern bereits am Dienstag im Frisiersalon meines Vertrauens. Als ich den Laden in der Severinstraße betrat, in dem ich regelmäßig das Durchschnittsalter der Kundschaft drücke, war der „Desch“ schon in aller Munde.

Ich war da. Beim „Längste Desch“. Wie jedes Jahr. Freiwillig. Ich mag diese Volksfeste. Ich schlappe auch regelmäßig über die Deutzer Kirmes. Was ich da mache? Eigentlich nix. Ich nutze keine Fahrgeschäfte, schieße nicht auf Plastikrosen, kaufe keine Lose und pfeif´ mir auch kein Kölsch rein. Ich mag weder gebrannte Mandeln noch Zuckerwatte, aber ich liebe diesen Duft.

Mit dem „Längste Desch vun Kölle“ geht’s mir ähnlich. Und der begann für mich diesmal nicht erst mit der offiziellen Eröffnung am Samstag Mittag, sondern bereits am Dienstag im Frisiersalon meines Vertrauens. Als ich den Laden in der Severinstraße betrat, in dem ich regelmäßig das Durchschnittsalter der Kundschaft drücke, war der „Desch“ schon in aller Munde. Sechs Damen, die, so wurde schnell deutlich, waren gekommen, um sich im Hinblick auf das Fest die Haare schön machen zu lassen. „Dat machense richtig, dat se heute schon kommen“, erklärte ihnen die Friseuse, „Donnerstag und Freitag is hier wieder die Hölle los.“

 

Die weiteren Gespräche der Kundinnen drehten sich um die Vorfreude auf die alljährliche Straßenparty, die Frage, ob´s früher nicht doch besser war und wo es denn die beste Bratwurst gebe. Und ob die Tochter mit Mann und Enkelchen aus Bergisch Gladbach am Sonntag auch wieder vorbei käme. „Bestimmt! Dat lassen die sich doch nich entgehen.“ Nur dat Trudi aus Ehrenfeld würde es diesmal leider wohl nicht schaffen. Seit ihrer Hüftoperation sei die ja nicht mehr so gut zu Fuß. Sollten all jene Naserümpfer, die immer meckern, der „Desch“ habe mit der Südstadt doch überhaupt nix zu tun, falsch liegen? Liegen sie.

 

Wenig Austern

Am Samstag bei der Eröffnung sah ich zwei der topfrisierten Damen im Kreise von Gleichgesinnten bester Laune auf den Bierbänken vor der Bühne auf dem Kirchplatz in der Sonne sitzen. Und Bürgermeisterin Elfie Scho-Antwerpes beendete ihr Grußwort mit: „Freuen Sie sich über sich selber und dass Sie hier sein dürfen.“ Das mit dem „dürfen“ habe ich nicht ganz verstanden und die Aufforderung, sich über sich selbst zu freuen, wäre eigentlich auch nicht nötig gewesen. Denn das kann der Kölner wie kein anderer. Egal. Zurück auf Anfang (Severinstorburg) und los.

 

Gleich zu Beginn ein Stand, der „Zwiebelrosen im Backteig“ feilbietet. Wohinter sich eine frittierte, in Rosettenform gebrachte Gemüsezwiebel verbirgt. Kannte ich noch nicht, erscheint mir mit 4, 50 Euro aber auch ein wenig überteuert. Kurz danach „Wild & Geflügel Erbar“ mit ansprechend gestaltetem Pavillion und schließlich sogar ein veganer Imbiss. Später noch Grill-Fleisch aus „artgerechter Haltung“, ein Slow-Food-Stand von „Ab nach Erdmanns“ sowie afrikanische Leckereien. Dazu die unverzichtbaren Stände mit (Back-)Fisch, Crêpes, Würstchen, Reibekuchen. Und die meisten Restaurants haben ebenfalls draußen eingedeckt. Kein Verkaufstempel mit Hummer, Austern und Schampus. Gab´s meiner Erinnerung auch mal, hat der Südstädter aber offenbar nicht in erwünschtem Maße angenommen. Gut so. 

 

Ansonsten hat sich das Getränkeangebot für Nicht-Kölsch-Trinker mit mehreren Weinständen erfreulich erweitert. Im, wie man heute so sagt, Non-Food-Bereich ein paar Stände mit Glitzerschmuck, Ledergürteln, Metallwaren, Taschen, Blumen oder (Ja, es ist Oktoberfest-Time!) Second-Hand-Trachtenmoden im bajuwarischen Stil. Daneben auch Angebote, die man auf solch einer Veranstaltung nun wirklich nicht braucht: Tupperware, (Fußball-)Vereinswappen als Windspiel, Staubsauger, Kleinwagen, chinesischer Elektroschrott oder Markisen für den heimischen Balkon. Letztere werden nicht zum Mitnehmen angeboten, aber man kann sie bei einem jungen Mann mit Krawatte und Musterkatalog bestellen. Doch Stände dieser Art gab es meiner Erinnerung nach früher weit mehr.

Viel Musik

Der Trash-Faktor hat deutlich abgenommen. Löblich auch, dass es der IG Severinstraße in diesem Jahr gelungen ist, wieder mehr Geschäftsleute der Straße zur Teilnahme zu überreden. Ich schätze, dass die Hälfte der rund hundert Stände zu eingesessenen Läden gehören. Darunter auch die Filiale von „Beate Uhse“, die in jugendfreier Auslage dezent verpackte Reizwäsche und Überraschungsgtüten zu 10 Euro feilbietet. Noch was? Ja, Toiletten-Wagen im Landhausstil und jede Menge Musik. Sogar live. Okay, die Töne, die die Combos auf der Hauptbühne vor St. Severin zum Besten geben, sind jetzt wahrlich nicht meine. Aber ein Nachbar, der sich damit auskennt, erklärt mir, dass hier auch eher kölsche Bands der B bis D-Kategorie musizieren. Aber was soll´s. James Blake hatte ich auch nicht erwartet. Und die Stimmung vor der Bühne ist super. Die Leute haben sichtlich Spaß und holen sich backstage massenhaft  Autogramme.

Auf der kleinen Bühne am Karl-Berbuer-Platz gibt ein blonder Nachwuchskünstler mit bombenfester Gelfrisur am Samstag Nachmittag alles. Trotz strömenden Regens haut er einen ballermantauglichen Hit nach dem anderen raus. Auch von dem Umstand, dass ihm bei der Nässe nur wenige Leute lauschen -vermutlich Freunde und Verwandte- lässt er sich nicht irritieren. „Ihr seid der Wahnsinn!“ ruft er immer wieder in sein Publikum. Ich mag solche Momente, in denen das wahre Leben in unser Südstadt-Biotop einfällt. Das mögen manche Kritiker der Sause anders sehen. Sollen sie. Aber die Frage, was der „Desch“ überhaupt mit der Südstadt zu tun hat, ist einfach zu beantworten: Er findet hier statt. Und den Vorwurf, es handle sich bei der Party, die überwiegend von Geschäftsleuten auf die Beine gestellt wird, in erster Linie um Geschäftemacherei, finde ich denn doch etwas albern.

Am Sonntag um 11 Uhr sitze ich mit Fotograf Dirk bei einem Espresso am Kirchplatz und schaue entspannt den Vorbereitungen der Händler auf den zweiten Tag zu. An der Bierbude vor uns haben sich die ersten Durstigen eingefunden und aus der Reibekuchenhütte nebenan riecht´s auch schon lecker. Und dann mühen sich zwei betagte Damen mit ihren Rollatoren über das Kopfsteinpflaster und schauen interessiert ins Rund. Wegen des Regens haben sie sich Ganzkörperponchos mit Kapuze übergezogen. Ich gehe jede Wette ein, darunter sind sie tadellos frisiert.
 

Text: Reinhard Lüke

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