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Gesellschaft

„Systemsprenger“, ein Mädchen, das durch alle Raster fällt – unbedingt sehenswert!

Donnerstag, 19. September 2019 | Text: Reinhard Lüke | Bild: SYSTEMSPRENGER & Oliver Köhler

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Es kommt auch nicht alle Tage vor, dass eine Regisseurin nach der Vorführung ihres Spielfims dem Publikum erstmal versichert, die Hauptdarstellerin sei wohlauf und ihr gehe es bestens. Doch als Filmemacherin Nora Fingscheidt am Mittwoch Abend im Odeon diese Erklärung gab, hatte sie womöglich die zahlreichen irritierten bis besorgten Blicke im Saal gesehen. Die Sorge hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Hauptdarstellerin ihres Films „Systemsprenger“, Helena Zengel, gerade einmal neun Jahre alt ist und die Low-Budget-Produktion von ihrer Ästhetik her bisweilen wie eine Dokumentation anmutet.

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Der Film erzählt die Geschichte von Benni, die mit ihren blonden Harren und blauen Augen aussieht, als könne sie kein Wässerchen trüben. Doch schon schon nach wenigen Minuten wird klar, dass das Mädchen ein Energiebündel voller Aggression ist, die sie scheinbar hemmungslos und ohne erkennbaren Anlass rauslässt. Auch Menschen, die sich so aufopferungs- wie liebevoll um sie kümmern, stößt sie regelmäßig vor den Kopf. Manchmal auch im wörtlichen Sinn. Seitdem ihre alleinerziehende, überforderte Mutter, die noch zwei jüngere Kinder hat, sie der Fürsorge des Jugendamtes übergeben hat, hat Benni eine Vielzahl von Einrichtungen durchlaufen. Heime, aus denen sie immer wieder rausgeflogen ist, weil die Betreuer bei dem Kind mit ihrem Latein am Ende waren. Und im Laufe des Films kommen für Benni noch einige Heime dazu. Sie ist das, was man in der Jugendhilfe Systemsprenger nennt. Kinder, die vom System der Fürsorge trotz aller Bemühungen nicht aufgefangen werden können und schließlich durchs Raster fallen.
Im Film versucht irgendwann der ausgebildete Anti-Gewalt-Trainer Micha, Benni mit einem mehrwöchigen Aufenthalt in einer abgelegen Waldhütte zur Ruhe zu bringen. Was auch vorübergehend gelingt, aber nur um den Preis, dass sie eine starke emotionale Bindung zu ihm aufbaut und mehr von ihm verlangt, als er ihr zu geben vermag, bzw. in seinem Job geben darf. Ein fataler Kreislauf. Wann immer Benni in einer neuen Einrichtung zu einer Bezugsperson Vertrauen fasst und glaubt, eine echte Ersatzfamilie gefunden zu haben, stößt sie an die Grenzen des Systems, das solche starken Bindungen nicht zulässt.

Regisseurin Nora Fingscheidt im ODEON

Aus diesem Stoff hätte man problemlos einen anklagenden Film mit Betroffenheits-Attitüde und unfähigen Betreuern machen können, in dem das Kind es zum Happy End doch noch in eine verständnisvolle Pflegefamilie geschafft hätte. Der Film ist wohltuend nichts von alledem. “Systemsprenger“ kommt ohne simple Schuldzuweisungen aus und ist vor allem ein klug gemachter, durchweg gut besetzter, virtuos gedrehter und geschnittener Spielfilm mit einem kongenialen Soundtrack. Ein vor Energie strotzendes Filmwunder, zu dem die junge Hauptdarstellerin allerdings enorm viel beiträgt. Helena Zengel ist auf der Leinwand nicht weniger als eine Sensation. Wie sie als Benni zwischen kraftstrotzenden Ausrastern, bei denen sie flucht, kratzt und beißt, und stillen, zärtlichen Momenten voller (Liebes-)Sehnsucht und Zerbrechlichckeit wechselt, ist atemberaubend. Das Mädchen, das hier durchaus nicht zum ersten Mal vor einer Filmkamera stand, hat in seinem Mienenspiel eine Bandbreite zur Verfügung, auf die mancher Profi-Schauspieler neidisch werden könnte.

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150 Kinder hat Nora Fingscheidt, wie sie im Odeon sagte, für die Rolle gecastet. Davon hätte sie sich einen Großteil schenken können. Helena war die Nummer 7. Die Arbeit an dem Film, so die Regisseurin, habe sie über fünf Jahre gekostet, wobei sie zur Recherche eine Vielzahl von Heimen und Kinderpsychiatrien über einen längeren Zeitraum besucht habe. Die Mühe hat sich gelohnt.
Seitdem der Film auf der diesjährigen Berlinale mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, hat „Systemsprenger“ inzwischen 21 internationale Preise eingeheimst und war auf mehr als 50 Festivals in aller Welt zu sehen. Zudem ist der Film als deutscher Beitrag für den besten nicht-englischsprachigen Film bei der Oscar-Verleihung nominiert.
Ja, und Helena Zengel ist wohlauf, konnte aber am Mittwoch nicht in Köln sein, weil sie derzeit in den USA für einen Western vor der Kamera steht. Gemeinsam mit ihrem auch nicht untalentierten Kollegen Tom Hanks.

„Systemsprenger“ läuft seit Donnerstag im Odeon

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