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Kolumne

Totes Gold im Dschungelcamp

Freitag, 31. Januar 2014 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Mal ehrlich, würden Sie einer Toten Nahrungsergänzungsmittel abkaufen, die einem langen Leben förderlich sein sollen? Eben. Da passt doch irgendwas nicht zusammen. Fand man offenbar auch bei HSE 24. Wenn auch erstaunlich spät.

Mal ehrlich, würden Sie einer Toten Nahrungsergänzungsmittel abkaufen, die einem langen Leben förderlich sein sollen? Eben. Da passt doch irgendwas nicht zusammen. Fand man offenbar auch bei HSE 24. Wenn auch erstaunlich spät. Über Jahre strahlte auf dem Teleshopping-Kanal eine Blondine in die Kamera, bot allerlei Konsumgüter feil und hieß: Tot. Hinten. Vorn: Belinda. Wie kann man seinem Kind einen Namen geben, bei dem Durchschnittsbürger an Feinstrumpfhosen und holländische Raucher vielleicht noch an Zigaretten denken?! Nun gut, die Strümpfe schreiben sich „Bellinda“ und eigentlich geht der Name auf einen der 27 Monde des Uranus zurück. Aber trotzdem. Für seinen Nachnamen kann man hingegen bekanntlich nix. Auch als Eltern. Jedenfalls landete dieses pretty Töchterchen irgendwann nicht auf einem Hausboot sondern beim Teleshopping. Und das konnte doch eigentlich nicht gut gehen. Nun kann man zwar Hölzenbein heißen und trotzdem Nationalstürmer werden oder als Karlheinz Augendübler einen Optikerladen auf der Breite Straße aufmachen, aber Teleshopping und Tot, das geht gar nicht. Schließlich leben diese Veranstaltungen von davon, rund um die Uhr Umsatz fördernd und lebensbejahend auf gute Laune zu machen. Und da passt so ein Gedanke ans Sterben einfach nicht rein. Darum heißt Belinda Tot jetzt anders: Belinda Gold. Das passt.

 

Schließen wir die Möglichkeit, den neuen Nachamen per Eheschließung ergattert zu haben, aus (Goldstücke sind auf dem Heiratsmarkt doch eher selten), hat Frau Tot wohl die zuständige Behörde aufgesucht, die über das Deutsche Namensänderungsgesetz wacht, und sich dort Edelmetall abgeholt. Womöglich hat ihr sogar der Shopping-Sender die Pistole auf die Brust gesetzt. Nach dem Motto: Weg mit dem Tot oder Du bist raus! Hinter den Kulissen soll es ja beim Fernsehen oft recht rüde zugehen. Aber mit Gold sind jetzt natürlich alle total zufrieden.

Frieden und EDEKA

Kann man auch im Teletext des Kanals nachlesen. „Teleshopping ist ihre große Leidenschaft“, heißt es da. Dazu gibt´s dann auch gleich noch ein unbedingt lesenwertes Interview mit Belinda Gold. Das geht so: „Welche Musik hören sie am liebsten? „Durch meine Arbeit beim Radio höre ich jeden Musikstil gerne.“ „Was würden Sie machen, wenn Sie für einen Tag Bundeskanzlerin wären?“ „Ich würde mich zunächst für den Weltfrieden einsetzen, die Armen und Waisen unterstützen, sowie Bildung und Kultur fördern.“ Also, ich würde die Frau wählen. Sofort. Einmal an der Dame interessiert, bin ich dann noch im Netzt herumgewandert und habe herausgefunden, dass Belinda Gold früher mal Esoterik-Sendungen bei kommerziellen Lokalradios (daher ihr erlesener Musikgeschmack!) moderiert hat und irgendwie auch eine Kollegin von mir ist. Sie schreibt nämlich regelmäßig eine Kolumne in der „Enzkreis Rundschau“. Die muss man vielleicht nicht kennen, aber das ist so eine Hochglanz-Werbebroschüre für den Landkreis rund um Pforzheim, die auch einmal im Jahr eine Misswahl veranstaltet, bei der die Siegerin mit einem fetten Einkaufsgutschein für den örtlichen EDEKA-Markt nach Hause geht. Da ist sicher jedes Mal der Teufel los. Bei der Wahl, nicht im Supermarkt. Ob Belinda Gold da –noch als Tot- auch mal triumphiert oder auch nur teilgenommen hat, weiß ich nicht. Aber womöglich haben die von der „Enzkreis Rundschau“ auch gesagt: „Nö, Belinda, tut uns leid, aber `ne tote „Miss Enzkreis“, das wäre doch ziemlich blöd.“ Jetzt als Gold könnte sie es ja noch mal versuchen. Zumal sie doch noch super aussieht. Im Netz gibt´s aber auch eine Seite, auf der eine heftige Debatte tobt, ob Belinda an ihrem Gesicht was hat machen lassen. Botox und so.

Rein oder raus?

Überhaupt tobt da ja im Netz so einiges. Markus Lanz, zum Beispiel. Rund 200 000 Leute haben da inzwischen eine Online-Petition unterzeichnet, in der das ZDF aufgefordert wird, sich von dem Dampfplauderer zu trennen. Aufgesetzt hat das Schreiben eine Volkswirtin aus Lepizig. Man kann die Frau verstehen.

 

Der Anlass der Empörung: Die Ausgabe der abendlichen Talkrunde „Markus Lanz“ am vorletzten Donnerstag, in der u.a. Sahra Wagenknecht zu Gast war. Schon der Start des Gesprächversuchs mutete bizarr an: Da stellte der Moderator die Politikerin zunächst sinnfrei als „schönste Linke aller Zeiten“ vor und witzelte über die bescheidene Körpergröße ihres Partei-Kollegen Gregor Gysi. Dann tat Lanz so, als wolle er mit Frau Wagenknecht über Europapolitik reden. Doch kaum hatte die Frau zu einer Antwort angesetzt, fuhr der Gastgeber („Da muss ich jetzt mal nachhaken…“) ihr jedes Mal in die Parade.

Lanz: „Raus aus dem Euro oder drinbleiben?“ Wagenknecht: „Ja, das ist überhaupt nicht die Frage. Der Euro…“ Lanz: „Raus oder rein?“ Wagenknecht: „Na, rein können wird nicht, wir sind drin. Und ob man ihn auflösen sollte, ist, denke ich, jetzt aktuell nicht das Problem. Wir müssen gucken, wie wir die europäische Krise…“ Lanz: „Die Frage würde ich trotzdem nochmal gerne nochmal stellen: „Euro – Ja der Nein?“ So ging das in einem fort. Wenn man den Gesprächsverlauf nachliest, den Medien-Journalist Stefan Niggemeier in seinem Blog minutiös aufgezeichnet hat, wirkt das Ganze wie das Drehbuch zu einem Loriot-Sktech.

Mitleid muss man da eigentlich mit keinem der Beteiligten haben. Frau Wagenknecht sollte wissen, dass in einer boulevardesken Plauderrunde nicht ernsthaft über Europa-Politik geredet wird. Und Strahlemann Lanz verteidigt seine absurde Gesprächsführung bis heute als „engagiertes Nachfragen“. Trotzdem ist mir bei diesem Shitstorm und den 200 000 (größtenteils anonymen) Unterzeichnern dieses Internet-Prangers doch irgendwie mulmig. Keine Ahnung, was diese Leute eigentlich antreibt, per Mausklick, ihre Meinung zu jedem Blödsinn kundtun zu müssen. Dabei ist Fernsehen eines der wenigen Probleme, die sich durch simples Wegschauen lösen lassen.

Papppolizei

Wer ja überhaupt nicht wegschaut (Achtung: grandiose Überleitung!), sind unsere Ordnungshüter. Schon gar nicht in der Südstadt, wo sich die Polizeipräsenz in den letzten Wochen enorm verstärkt hat. Fast an jeder Ecke stehen hier neuerdings Uniformierte rum. Regungslos aber wachsam. Manche mit Armen, andere ohne. Aber alle aus Plastik. Und warum? Um uns auf neue Schilder hinzuweisen, die uns darauf hinweisen, dass man in vielen Einbahnstraßen jetzt mit dem Drahtesel auch gegen die Fahrtrichtung radeln darf. Was ich als Radfahrer natürlich prima finde. Bin ich endlich raus aus der Illegalität. Was ich als Autofahrer aber nun gar nicht verstehe: Warum gibt man diese Regelung nicht gleich pauschal für sämtliche Einbahnstraßen aus? Soll ich als Wagenlenker nun an jeder Abbiegung auch noch Ausschau nach einem Schild halten, dass mich aufklärt, ob die Pedaleure, die mir da gleich entgegenkommen könnten, im Recht sind oder eher nicht? Da ist doch irgendwie Geld geflossen. So zwischen Ordnungsamt und den Schilder-Herstellern, die womöglich auch die drolligen Plastik-Pappkameraden produzieren. Bei mir um die Ecke steht auch so ein Regungsloser in Uniform. Werde ihn morgen mal fragen, wo er eigentlich herkommt und was das alles soll. Und was ist nun mit Dschungelcamp? Nix. Fällt mir nichts zu ein. Steht nur in der Überschrift, weil ich gehört habe, dass man nur den Titel dieses betreuten Wohnens im australischen Busch erwähnen muss, um die Klickzahlen auf der Seite immens in die Höhe zu treiben. Sorry.
 

Text: Reinhard Lüke

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