Urlaub mit Kind- Nicht-Erholung mit Ansage, oder wie ein miterlebter Spielplatzbesuch das ändern kann!
Sonntag, 4. Juli 2010 | Text: Kathrin Rindfleisch
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
28 Grad, ein laues Nordseelüftchen, Sandstrand, Muscheln, Burgen bauen – perfekte Urlaubs-kulisse eben. „Ich will nach Hause, in die Elsaßstraße!“ Das sitzt. „Aber hier ist es doch schön! Gefällt Dir denn der Urlaub nicht?!“ „Nein!“ Und bohrt tief rein in die Wunde. Gut, man könnte jetzt sagen, das ist doch so auch keine Frage für ´ne fast Dreijährige, die weiß doch gar nicht, was sie da sagt. Das stimmt vielleicht auch, betrachtet man diese Episode als einmalige Geschichte. Gehört der Satz „Ich will nach Hause.“ allerdings zum Urlaubs-Woche-Standardprogramm, fängt man an, nachzudenken, ernst zu nehmen. Ist ja schließlich auch nicht so, dass unsere Tochter von morgens bis abends nur Unsinn erzählt, den sie selbst nicht versteht. Sie ist mit ihren knapp Drei Jahren ja auch schon in der Lage, Gemütslagen zu artikulieren. Und der Gemütszustand Heimweh ist halt irgendwie nicht das, was ins heile Urlaubsbild der frischen Familie passt. Das ha´m wir uns nun mal anders vorgestellt, urlaubsseliger eben, weniger anti.
Und damit sind wir am Schlüsselmoment der Erholung, die so niemals eintreten kann: Sich-Dinge-vorstellen führt bei naturgegebenen Nicht-Eintritt zu garantierter Enttäuschung und damit zu Übellaune, was wiederum unfaires Verhalten dem mit gehangenem Partner gegenüber nach sich zieht und führt damit schlussendlich zur Nicht-Erholung mit Ansage! Jedes „Spielplatz gehen!“ hebt so die HEMA-BLOKKER-Shopping-Tour in den Olymp des Unerreichbaren, und setzt sie damit in die persönliche Begehrlichkeitsliste zwischen Einmal Frank Sinatra live sehen und Ein Tanz mit Sean Connery. Dinge wie eine Radtour über´n Deich idealisieren sich so zu dem Urlaubserlebnis schlechthin, wenn klein Smilla die große Rutsche zum fünften Mal rutschen will – „…nur mit Mama!“
Mal ganz abgesehen davon, dass ich meinen Vorsatz, erst mal mit dem Kinderkriegen zu warten, grade ernsthaft überdenke, ein Bruder oder eine Schwester würden einen – so zumindest unseren Vorstellung in der Theorie – enorm entlasten, halte ich es rückblickend für das Klügste, nicht zu Planen. Gar nicht. Dann hat man nämlich auch nichts, was einem vermeidlich durch die Lappen gehen könnte, was man unbedingt gemacht haben sollte, was einem aber durch hysterisches Geschrei vergällt wird (wie z.B. die Tour mit der historischen Dampflokomotive). Klüger nun, halb erholt und bester Vorsätze, weiß ich jetzt, dass das Im-Moment-Leben die wahre Quelle der Erholung ist! Nicht, dass ich der Weisheit letzten Schluss verkünde, schon klar, alles schon mal gehört und gelesen.
Aber mit Nachdruck und der Überzeugungskraft, die nur ein Selbstversuch vermitteln kann, rufe ich aus: geht auf die Spielplätze mit Euren Kindern! Klettert bis ganz oben auf das Gerüst, Rutscht gemeinsam, ruhig sechs mal und genießt den herrlichen Schwindel nach eine Fahrt auf dem Karussell! Macht all das OHNE einen Plan für ´ne Viertel Stunde später! Plant ´ne Stunde ein und habt Spaß! Im Augenblick! Und Ihr werdet sehen: Ihr verpasst nix in der Zeit, im Gegenteil, leuchtende Kinderaugen und helles Gelächter werden Euer Lohn sein, sich ernst genommene und ausgepowerte Kinder werden Eure weiteren Pläne nicht durch Nölen und der ewigen Frage nach dem „Spielplatz“ durchkreuzen, sie werden glücklich mitmachen oder – ja, auch DAS soll´s geben! – schlafend den wohl verdienten Einkaufsbummel begleiten. Und dann tritt Erholung ein. Ganz langsam. Steigert sich zu einem wohligen Gefühl in Bauch und Kopf. Dehnt sich aus zu einem Glücksgefühl und plötzlich ist man eine dieser grinsenden Urlaubsfamilien, die glücklich Eis-schleckend durch die Straßen schlendert. So, wie man sich so ’ne heile, frische Familie im Urlaub vorstellt. Ohne Vorstellung im Kopf. Aus dem Moment heraus.
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