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Viertelfinale mit Orkanböen

Sonntag, 4. Juli 2010 | Text: Gastbeitrag | Bild: Jörg-Christian Schillmöller

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Unwetter in der Südstadt trifft auch Trajanstraße und sorgt beim „Limani“ im Rheinauhafen für schwere Schäden. Mein Adrenalinpegel für das Deutschland-Spiel war nach diesen stürmischen Minuten aufgebraucht. Voller Vorfreude sitzen eine gute Freundin und ich am Rheinauhafen auf den Sofas des „Limani“ in der Gluthitze und überlegen, ob wir das Viertelfinale hier schauen sollen. Die ersten Wolken lassen uns gleichgültig, die ersten Tropfen ebenfalls. Naja, denken wir uns, das war ja vorhergesagt, aber wir sitzen ja gut geschützt unter den großen Sonnenschirmen.??

 

Von einer Minute auf die andere ist dann Schluss mit lustig. Der Regen prasselt immer stärker, es kommt heftiger Wind auf und die Gischt erreicht uns unter den Schirmen. Von wegen gut geschützt. Die Entscheidung, ob wir besser reingehen, wird uns abgenommen: Unser Schirm knickt unvermittelt über uns ein, zum Glück ohne uns zu treffen. In diesem Moment flüchten Dutzende Fußballfans ins Innere des „Limani“. Gerade noch geschafft: Der Orkan bricht mit einer Heftigkeit los, die uns allen einen Schauer den Rücken hinunterjagt. „Sowas hab ich noch nicht erlebt“, meint einer neben mir.??Der Himmel wird schlagartig dunkelgrau und grün, es blitzt und donnert direkt über uns, und der Regen peitscht horizontal am „Limani“ entlang.

Das andere Rheinufer ist nicht mehr zu erkennen, und ich habe noch sie so hohe Wellen auf dem Rhein gesehen. Plötzlich knickt draußen ein großer Schirm nach dem anderen um, die Bastmöbel werden übereinandergeschoben, Gläser klirren, die Kissen kleben durchnässt am Geländer. Wie uns die Familie Liolidis am Sonntag berichtet, erleidet das „Limani“ einen sehr großen finanziellen und geschäftlichen Schaden, die Summe ist noch nicht zu beziffern. Verletzte gibt es zum Glück nicht. In der Pressemitteilung der Kölner Feuerwehr ist die Rede von 220 Einsätzen im Stadtgebiet, vor allem wegen Wassereinbrüchen und herabgefallenen Ästen.??Der Orkan dauert eine Viertelstunde, dann legt sich der Wind, und wir beschließen, im Regen nach Hause zu gehen. Uns fährt ein Schreck in die Glieder: Der Außenbereich des „Limani“ ist komplett verwüstet. Alle 10 Schirme sind zerfetzt oder umgestürzt, wir waten durch knöcheltiefes Wasser. Am Ubierring und vor allem in der Trajanstraße ist das Bild ähnlich bedrückend: Zerbrochene Dachziegel auf dem Bürgersteig, armdicke Zweige auf Autodächern. Der Mittelstreifen auf der Trajanstraße zwischen „Spielplatz“ und Römerpark ist  unbegehbar. Abends erspähe ich vom Rad aus sogar die Dachdecker, die den Giebel an der Ecke Ubierring/Agrippinaufer reparieren.?

 

Eine Fußnote: Das „Public Viewing“ auf dem Eierplätzchen bleibt von schlimmeren Schäden verschont. Die jungen Leute haben ihre Ausrüstung schnell abgebaut und in Sicherheit gebracht. Und sie lassen sich nicht kleinkriegen: Pünktlich um zehn vor vier sind da schon wieder zehn eiserne Fußball-Fans stoisch vor einem eilends angeschlossenen Fernseher. Und aus dem dröhnen die Vuvuzelas, so als wäre nichts gewesen.??

 

Jörg-Christian Schillmöller???

Text: Gastbeitrag

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