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Kolumne

Was ich werden will

Samstag, 19. Februar 2011 | Text: Kathrin Rindfleisch

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wenn man aus, sagen wir mal Hamburg, ein Kind fragt, was es denn werden will, lautet die Antwort vielleicht „Kapitän“. Oder „Feuerwehrmann“. In Berlin gibt`s vielleicht den ein oder anderen „Kranfahrer“, eventuell ist auch ein „Taxifahrer“ mit dabei. Keines dieser Kinder, ob nun aus Berlin, Hamburg oder gar Ostwestfalen Lippe kommt allerdings auf die Idee, „Pinguin“ zu werden. Von „Affe“ oder „Marienkäfer“ ganz zu schweigen. Nein, sowas hat nur Köln zu beaten.

Wenn man aus, sagen wir mal Hamburg, ein Kind fragt, was es denn werden will, lautet die Antwort vielleicht „Kapitän“. Oder „Feuerwehrmann“. In Berlin gibt`s vielleicht den ein oder anderen „Kranfahrer“, eventuell ist auch ein „Taxifahrer“ mit dabei. Keines dieser Kinder, ob nun aus Berlin, Hamburg oder gar Ostwestfalen Lippe kommt allerdings auf die Idee, „Pinguin“ zu werden. Von „Affe“ oder „Marienkäfer“ ganz zu schweigen. Nein, sowas hat nur Köln zu beaten.
 
Lange Zeit hatte ich – die immer nur aus dem eigenen beschränkten Erfahrungsschatz Schöpfende – ziemlich genau zu wissen gedacht, was Karneval jedes Jahr wieder zum Erfolgsknüller werden lässt. Meine Praxis erprobte Theorie beinhaltet den niemals zu unterschätzenden Realitäts-Up-Pimper Alkohol, die für diese Zeit eigens ausgerufene Aufhebung jeglicher Moralvorstellung  und den insgeheimen Wunsch, mit Allen lieb Freund zu sein. Das, so dachte ich immer, würde die Kölsch-seligen Schunkelarien mit Bützeinlage verständlich machen. Na ja, zumindest  würde es sie erklären. Völlig außer Acht gelassen in meiner windigen Theorie habe ich, und das wird mir dieser Tage immer klarer, das zur Überwindung der eigenen Grenzen behilfliche Schlüpfen in andere Rollen. Klar wird geschunkelt – als Cowboy gern mit dem Kaninchen. Und Bützen steht ganz hoch im Kurs – doch bloß als Scheich die blonde Spanierin. Ein Hoch auf jegliches Kostüm, dass einen aus der täglichen Verantwortung entlässt und einen (zumindest für 6 Tage) frei sein lässt von Pflicht und Norm.
 
Jetzt ist es natürlich so, dass ich diese Erkenntnis nicht mit den Kindern gemeinsam gemacht habe. Aber ich habe sie durch sie gemacht. Seit nunmehr vier Wochen vergeht kein Tag, kein Aufeinandertreffen mit näheren, sowie ferneren Verwandten oder Bekannten, an dem nicht diese Frage fällt. Diese Frage von einem Erwachsenen an ein Kind. In der so viel Sehnsucht schwingt nach nichtgelebtem Leben, nach Abenteuer und dem dringenden Wunsch, mal ganz wer anders zu sein, die Frage „Und, was wirst Du an Karneval?“ Auch hier, wie in manch anderen Situationen, dankbar angenommen: die Unschuld der Kinder. Eine Frage, die in der Häufigkeit wie etwa die Frage nach Durst oder Hunger an sie gestellt wird, muss für die Erwachsenen eine wichtige Bedeutung haben. Das raffen Kinder spätestens nach dem dritten Aufeinandertreffen mit derart Interessierten. Und weil die Erwachsenen gleich zu ihrer Frage auch die – eigene Sehnsucht stillende – Antwort mitliefern, haben die Kinder recht schnell die passende Antwort auf Lager (oder zwei, oder drei…).
 
So kommt es, dass weder Paul, noch Smilla eigentlich genau wissen, was da in knapp anderthalb Wochen auf sie zukommt, beide dafür aber schon ziemlich genau definieren können, in welchem Outfit sie diesen ominösen Karneval erleben möchten. Was auch immer das jetzt über die Sehnsüchte von Smillas Fragesteller aussagt, Smilla jedenfalls will Müllmann werden. Und Pinguin. Und Affe. Und erst heute Morgen hat sie groß verkündet, dass wir Fledermäuse werden. Sie die Baby-Fledermaus und ich die Mama. Ich dachte nur „Cool, Batwoman. Da kann ich ja Mama UND sexy sein“. Pauls Kostümwunschwahl beschränkt sich seit Wochen auf genau zwei Modelle, wobei sie eindeutig nur in einem Punkt Gemeinsamkeit aufweisen, nämlich in der Farbe Rot: Paul möchte wahlweise Feuerwehrmann (alles richtig gemacht, Papa!), oder Marienkäfer (wohl doch zu oft mit Frauen unterwegs der Knabe, was?) werden.
 
Ist das nicht wunderbar, die Kinder machen auf putzige Art schon jetzt deutlich, was wir Erwachsenen im Alltag oft bitter feststellen und eben nur an Karneval ausleben dürfen: wir wären so gern cool und spießig, feurig und ganz zahm, schmutzig und so züchtig. Weil wir aber meist doch nur wild werden, wenn beim Baden statt der Wanne, das ganze Badezimmer unter Wasser steht, unsere feurige Phase die nach gelegentlichem Verzehr von Bohneneintopf ist und das einzig Schmutzige in unserem Schlafzimmer die schon ewig nicht geputzten Fenster sind, ist Karneval ein Erfolgsknüller. Jedes Jahr wieder. Jetzt verstehe ich…

 

Text: Kathrin Rindfleisch

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