15 Geschosse an der Bonner Straße – Die Zukunft mit Parkstadt beginnt schon jetzt
Donnerstag, 23. Mai 2019 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann/Ortner & Ortner
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Parkstadt-Süd? Ach, das ist ja noch so lange hin, denken viele und verweisen darauf, dass der Großmarkt nicht vor 2023 umzieht. Und vorher könne man ja wohl nicht bauen. Doch es kommt alles ganz anders. Und wie immer schneller als gedacht. Das Bebauungsplanverfahren für das erste große Bauprojekt der Parkstadt ist längst in Gang gesetzt. „Wenn die politischen Gremien fristgerecht zustimmen, können wir Mitte nächsten Jahres loslegen“, sagt Jörg Fleischer, Pressesprecher der GAG. Das stadteigene Immobilienunternehmen ist Bauherrin für den 15-geschossigen Bau zwischen der Bonner Straße und der Sechtemer Straße. Der GAG gehört auch das Grundstück, auf dem die Neubauten entstehen sollen.
Die beiden aktuell dort stehenden Wohnhäuser und die Halle des Reifenhändlers werden abgerissen und komplett überbaut. Damit fallen 63 preiswerte Wohnungen weg. Unangetastet bleibt die Grünfläche zwischen dem Kreisel Bonner Straße/Koblenzer Straße und der bestehenden Wohnbebauung dahinter. Die mit alten Bäumen bestandene Fläche diente dereinst als jüdischer Friedhof. Die Gebeine der Verstorbenen wurden in den 20er Jahren des 20.Jahrhunderts auf den jüdischen Friedhof auf dem Gelände des Westfriedhofes umgebettet. Die Grünfläche wird auch nach dem Neubau für jedermann frei zugänglich sein. „Durch die Neuaufstellung des Bebauungsplanes sollen die Voraussetzungen für die Schaffung von etwa 210 neuen Wohneinheiten sowie für wohnungsnahes Gewerbe geschaffen werden. Ziel ist es, einen Beitrag zur Versorgung an Eigentumswohnungen und Wohnungen im geförderten Geschosswohnungsbau zu leisten. Es ist geplant, eine städtebaulich kompakte Gebäudestruktur und 30 Prozent der neuen Wohneinheiten als öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten. Hierfür ist die Errichtung einer überwiegend fünf- bis achtgeschossigen Blockrandbebauung sowie eines 15-geschossigen Gebäudes als architektonischen Hochpunkt geplant“, heißt es in der Vorlage, die vor kurzem die politischen Gremien erreichte.
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Dreiling Orthopädie-SchuhmacherEinige Dächer werden als begrünte Aufenthalts- und Spielflächen dienen. In einem Punkt widerspricht der GAG-Sprecher der Verwaltungsvorlage. „Eigentumswohnungen sind nicht vorgesehen“, sagt Jörg Fleischer. Neben etwa 80 öffentlich geförderten Wohnungen sollen Appartements für Studenten und frei finanzierte Wohnungen entstehen. Das, was an dieser Stelle gebaut wird, entspricht haargenau dem, was in der Integrierten Planung vorgeschlagen wurde, die im vergangenen Jahr von der Politik beschlossen wurde. Und was lag da näher, als dem Büro Ortner & Ortner Baukunst die sogenannte Direktbeauftragung ohne Wettbewerb mit anderen Büros zu erteilen, den ersten Block für die Parkstadt Süd auch gleich konkret zu planen? Zumal die Baukünstler in der Integrierten Planung bereits eine detaillierte Vorstudie zu dem Gebäude, dem dort so genannten „Baustein 33“, veröffentlicht haben. Jetzt planen sie das noch genauer. Wie genau, weiß Christian Heuchel, geschäftsführender Gesellschafter bei Ortner & Ortner, Kölner Niederlassungsleiter und verantwortlich mit der Integrierten Rahmenplanung und allem darüber hinaus betraut.
„Wir überprüfen gerade unsere Ideen auf die Baubarkeit. Wir werden da nichts Extraordinäres hin- oder einen absoluten Alien absetzen. Der Block muss passen als Beispiel für weitere 33 Blöcke in der Parkstadt Süd.“ Alltagstauglich soll es sein. Und man soll erkennen, dass man in Köln ist. Bei Ortner & Ortner hat man Kölner Farben entwickelt, die das neue Veedel prägen sollen. „Das Projekt, das wir dort bauen, muss Strahlkraft im Quartier bekommen. Und wir müssen die Integrierte Planung jetzt mal auf die Straße bringen.“ Heuchel plant einen Block, dessen Bewohner ein Stück weit die Gesellschaft abbilden. Die Erdgeschosse sollen belebt sein mit Geschäften, Gastronomie und Gewerbe. Der Sockel wird einheitlich. Und so hochwertig, wie ihn die GAG bezahlen kann und will. Die Projektkosten werden gerade ermittelt.
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SchokoladenmuseumDie Direktbeauftragung führte zu Unmut im Stadtentwicklungsausschuss (Stea). „Ich hätte mir für dieses Pilotprojekt für das Neubaugebiet Parkstadt Süd einen Wettbewerb gewünscht“, verwies Jörg Beste, der von den Grünen in das Ratsgremium entsandt wurde, auf ein aus seiner Sicht „fehlendes Stück Baukultur“. Diese Einlassungen wollte Anne-Luise Müller, Chefin des Stadtplanungsamtes, nicht unkommentiert lassen: „Ich spüre blankes Entsetzen. In der Integrierten Planung wurden klare Aussagen zur Höhenentwicklung und zu den Hochpunkten in der Parkstadt getroffen. Mit dem Beschluss der politischen Gremien wurde die Integrierte Planung sozusagen kodifiziert. Wir wollen hier keinen Wettbewerb, bei dem irgendwelche Krauterarchitekten irgendwas anbieten“, verdeutlichte sie „etwas unfreundlich“, wie sie einräumte, die Haltung der Verwaltung. Beste entgegnete kühl, er sehe der Amts-Chefin die „Unfreundlichkeit heute nach. Es ist ja das letzte Mal.“ Müller wurde während der Sitzung in den Ruhestand verabschiedet. Nikolaus Kienitz, Vorsitzender des Steas, überreichte ihr einen Bildband mit Fotos aus dem alten Köln. Hach, das war schön.
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Kommentare
Das „Zaungast-Gremium“ Parkstadt-Süd kommt. Der Klüngel hat gewonnen
Ich bin – enttäuscht wäre untertrieben – beschämt über Verfahrensweise und Entscheidung von Verwaltung und Ratsfraktionen über eine integrierte Bürgerbeteiligung. Am Beispiel der Zusammensetzung und Funktion des „Begleitgremiums zur Parkstadt-Süd“ kann man es ablesen. An der teilweise hitzigen Diskussion zu diesem Punkt anlässlich der Sitzung der BV-Rd-kirchen am 13.5. war der Einfluss des langen Armes der Ratsfraktionen deutlich wahrnehmbar. So rang sich zwar eine knappe Mehrheit durch, die beiden Einzelmandatsträger (Bronisz, Linke und Ilg, Freie Wähler Köln) in das Begleitgremium zu entsenden und somit entgegen der Entscheidung des StEA, das Mitspracherecht der BV einzufordern (das Gelände liegt zu 95% im Wirkungsbereich der BV).
Diesen Beschluss hat der StEA am 16.5.19 ignoriert und meinen umfangreichen Änderungsantrag abgelehnt. Nach meiner Meinung ist der Ausschluss der Einzelmandatsträger der BV2 formal falsch, denn der StEA hätte den BV-Beschluss annehmen und abstimmen müssen. Somit aber ist der Beschluss der BV im Papierkorb der taktischen Angelegenheiten gelandet. Die BV-Mitglieder haben bisher nicht reagiert. Ist doch deren Beschluss völlig unter den Teppich gekehrt worden. Der Klüngel hat gewonnen; das „Zaungast-Gremium“ Parkstadt-Süd kommt.
Es kann nicht sein, dass die „Lenkungsgruppe Masterplan“ die Entscheidungen trifft, und die Mehrheit in der BV Rd.-kirchen alles am Bürger vorbei durchwinken. Aber das war und ist Programm, denn bereits 2016 lästerte die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Luise Müller, in einer Sitzung über meine Forderung nach einem Rahmenplanungsbeirat für die Parkstadt-Süd und nannte dieses Gremium „Mittelalter. In der StEA-Sitzung am 16.5.19 verirrte sich Frau Müller sogar indem sie die beratende Mitwirkung weiterer Architekten abwatschte und diese mit „Krauterarchitekten“ abwertete.
Die Freien Wähler wollen dieses Thema nicht widerstandslos dem Klüngel überlassen. Was der damalige Baudezernent Höing 2015 mit seiner konstruktiven Workshop-Serie begann, darf unter dem neuen Dezernenten Greitemann nicht zur städtebaulichen Peepshow verkommen“. Es muss gelingen, alle engagierten Bürgerinnen und Bürger sowie die Vertreter der Großmarktkaufleute zu sensibilisieren, eine integrierte Bürgerbeteiligung durchzusetzen und die Wirkungsweise der Geschäftsordnung für das Begleitgremium Parkstadt-Süd nach dem Prinzip Augenhöhe anzupassen.