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Südstadt

40 Jahre Künstlerhaus Rolandstraße: Raum stiften

Dienstag, 13. November 2018 | Text: Susanne Wächter | Bild: Susanne Wächter/privat

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Die bewegten Zeiten des Hauses in der Rolandstraße 92 sind längst vorbei. Trotzdem lohnt sich ein Blick in die Geschichte des Künstlerhauses, das in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert.

Begehrte Gegend

Die Rolandstraße gehört zweifelsfrei zu den beliebtesten Wohngegenden der Südstadt. Wohnraum ist hier rar, besser gesagt: Bezahlbarer Wohnraum. Die Mieten sind hoch, die Altbaudichte ebenso. Zwölf Euro und mehr werden hier für den Quadratmeter verlangt. Mittendrin das Haus Rolandstraße 92. Das Gebäude gehört der Stadt. Verkaufen darf sie es nicht, auch hohe Mieten zu kassieren, ist tabu. Das Haus ist ein Stiftungsgeschenk mit dem Ziel, gering verdienenden Künstlern Wohn- und Arbeitsraum zu bieten. Möglichst kostengünstig, versteht sich. Zwei der Gründungsbewohner leben noch heute hier. Und solange es geht, wollen sie auch bleiben. Doch ständig lebe die Angst mit, die Stadt könne sich irgendwann nicht mehr an das Stiftungsversprechen halten, sagen Lisa Cieslik und Andrea Saskia. Genau dies passierte nämlich in der Vergangenheit schon einmal, ganz am Anfang.

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Stadt darf das Haus nicht einfach verkaufen

„Wir dürfen, auch wenn wir wollten, das Haus nicht anrühren“, sagt Dr. Axel Hänel, Stiftungsverwalter bei der Stadt Köln. Er selbst kennt die bewegte Geschichte des Gebäudes auch nur aus den Akten. Alte Zeitungsartikel zeugen von dem Aufruhr, der in den 70er Jahren in der Rolandstraße 92 herrschte. „Skandal um Künstlerhaus“ titelte etwa der Express 1978. Protokolle des Rates und eine Mitschrift des Verwaltungsgerichts, vor dem der Fall Anfang der 80er Jahre landete, sind heute stumme Zeugen einer bewegten Zeit.

„Oh ja es waren aufregende Zeiten“, sagt Lisa Cieslik und lächelt versonnen. Die freischaffende Künstlerin gehört zu den Bewohnern der ersten Stunde. Und die begann mit einer Hausbesetzung. Aber der Reihe nach. Der Architekt und Künstler Peter Abelen und seine Schwester Käthe wollten, dass nach ihrer beider Tod dieses ihr Haus für notleidende Künstler zur Verfügung gestellt werden solle und so übertrugen sie es mit einer Stiftung an die Stadt. Die wiederum musste keinen Cent für das Gebäude zahlen, so regelte es die Stiftung. Einzige Auflage war, notleidenden Künstlern das Haus dauerhaft zum Wohnen und Arbeiten zur Verfügung zu stellen. Als 1971 beide Stifter verstorben waren, erfüllte die Stadt den Stiftungszweck.

Marode Bausubstanz

Bis dato hatte die Verwaltung allerdings das Gebäude noch nie inspiziert gehabt. Ernüchternd sei die Begehung gewesen, sagt Hänel. Die Stiftung selbst sei nicht üppig mit Geld ausgestattet gewesen. Es gab nur das Haus sonst nichts. Dringende Renovierungsarbeiten seien fällig geworden. Dafür hätte die Stadt einen Kredit aufnehmen müssen. Als einzigen Ausweg sah sie den Verkauf des Gebäudes. Der Erlös daraus sollte so angelegt werden, dass durch die Zinsen Mietzuschüsse für notleidende Künstler dabei herausspringen. Allerdings an anderer Stelle. Ein Vorhaben, das dem Stiftungsgedanken widersprach. Verkauft wurde trotzdem. Peter Neufert, zur damaligen Zeit ein recht bekannnter Architekt, kaufte das Gebäude, wollte es sanieren und die Wohnungen vermieten. Zum ortsüblichen Preis.

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Zwischenzeitlich hatte die Sozialistische Selbsthilfe das Haus als leerstehend ausgemacht und von der Stiftung erfahren. Lothar Genske informierte einige Künstler, die das Gebäude sogleich besetzten. Gleichzeitig informierte der Vertreter der Sozialistischen Selbsthilfe die Tochter der Stifter über das Vorhaben. Die Aktion zeigte Erfolg. Neufert trat von dem Kauf zurück. Denn der Rat der Stadt, ebenfalls über das nicht ganz korrekte Geschäftsgebahren informiert, entschied zwischenzeitlich, dass dem Käufer zur Auflage gemacht wird, dass die Wohnungen nach der Sanierung Künstlern, die über wenig Geld verfügen, zur Verfügung zu stellen sei. Kein großer Anreiz für einen Käufer.

Zwei Stiftungen wurden zusammengelegt

Nun saß die Stadt wieder auf der stark renovierungsbedürftigen Immoblie. Weil ihr Geld für eine Sanierung fehlte, verfolgte sie den Plan, die Stiftung Abelen mit der Karl-Bau-Sfitung, einer finanziell besser ausgestatteten Stiftung, zusammen zu legen. „Dies war deshalb möglich, weil beide Stiftungen denselben Zweck verfolgten, notleidenden Künstlern zu helfen“, erklärt Hänel und holt weiter aus: „Die Verwaltung ist keineswegs untätig gewesen und hat damals alles erdenklich Mögliche getan, um den Stiftungsgedanken umzusetzen.“ Hinzu kommt, dass sich die Verwaltung nicht einfach so über den Stiftungswillen hinwegsetzen kann. Dazu bedürfe es einer Genehmigung der Bezirksregierung Köln. „Und auch das funktioniert nur, wenn kein Bedarf mehr besteht. Es also keine notleidenden Künstler mehr gibt“, sagt Hänel. 1978 stimmte der Rat dem Verwaltungsvorschlag der Stiftungszusammenlegung zu.

300 Euro Nutzungsgebühr statt hoher Miete

Ruhe war damit trotzdem noch nicht eingekehrt. Die Hausbesetzer wollten das Gebäude nicht mehr frei geben. Die Sache landete vor dem Verwaltungsgericht. Dieses entschied, dass die Stadt sich mit den Hausbesetzern gütlich zu einigen habe. Auch mussten diese ihre Tätigkeit sowie ihre finanzielle Situation nachweisen. Bewohnen dürfen seitdem ausschließlich finanziell schwache Künstler nach entsprechendem Nachweis die Wohnungen. Ganz so, wie es die Stifter ursprünglich vorsahen.

Lisa Cieslik und Andrea Saskia leben und arbeiten nun seit 40 Jahren dort. Alle zwei Jahre erhalten sie einen neuen Nutzungsvertrag. „Wir haben Angst, dass uns doch irgendwann die Räumung droht“, sagen die beiden, die nach wie skeptisch gegenüber der Verwaltung sind. Etwas anderes könnten sie sich aber kaum leisten. In der Rolandstraße 92 zahlen sie nur eine kleine Nutzzungsgebühr in Höhe von etwa 300 Euro. Ein Traum für diese Wohnlage.

Wilde Party und Kunstaktionen

Die beiden Frauen wollen aber nicht einfach nur dort wohnen und arbeiten, sie beleben das Haus auch. Zweimal im Jahr beteiligen sie sich zum Beispiel an den offenen Ateliers. Sie öffnen ihre Wohnungen für Besucher und bieten ein kleines Kulturprogramm. Cieslik, die sich dem selbst kreierten „Konsumrealismus“ widmet, lädt dazu auch andere befreundete Künstler ein. „Früher sind hier Sigmar Polke, Ralf Morgenstern und andere ein und ausgegangen. Wir haben hier wilde Partys gefeiert und viel philosophiert“, so Cieslik. Auch der 1995 verstorbene Fluxus-Künstler Al Hansen lebte fünf Jahre in dem Haus. Heute ist es ruhiger. Die Nachbarn, zwar ebenfalls allesamt Künstler, halten sich aus gemeinsamen Aktionen heraus. Jeder scheint sein eigenes Süppchen zu kochen. Das finden Saskia und Cieslik schade. „Früher war das anders hier. Wir haben viel mehr zusammen gearbeitet und gemeinsame Aktionen auf die Beine gestellt.“

Text: Susanne Wächter

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