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Südstadt

Glücksfund im „kleinen Galiläa“ der Kartäuserkirche

Donnerstag, 9. Februar 2017 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Galiläa? Da wissen auch die nicht so Bibelfesten gleich Bescheid. Die Provinz in Israel, in der die Stadt Nazareth liegt. Bibelgeschichtlich also ein sehr bedeutsamer Ort, dieses große Galiläa. Aber es gibt auch ein „kleines Galiläa“. Und das liegt längst nicht so weit weg, sondern bei uns im Veedel an der Kartäusergasse. Gemeint ist der kleine Kreuzgang am Gemeindesaal der Kartäuserkirche. Zu finden ist er, wenn man am Haupteingang der Kirche vorbei geht und kurz danach links durch ein Tor tritt. Dort findet man in diesen Tagen eine neue Attraktion der Südstadt. Wenn auch nur vorübergehend.

 

Kleine Mosaiksteine der Kölner Klostergeschichte

 

„Archäologischer ,Glücksfund‘ in der historischen Klosteranlage der Kölner Kartause“ lautete die Überschrift der Pressemitteilung, die unsere Neugier geweckt hatte. Also nix wie hin. „Bei Routinearbeiten, die die Wasserversorgung und Entwässerung unmittelbar südlich der Kölner Kartäuserkirche betreffen, wurden die Fundamente von drei verschollenen Kapellen wieder entdeckt“, fasst Annette Scholl, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Gemeinde Köln zusammen, worum es geht. Spektakulär genug das Ganze, dass Dr. Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums, es sich nicht nehmen ließ, die Funde und die Fundamente vorzustellen: „Solche Glücksfunde sind eine besondere Freude. Es sind kleine Mosaiksteine der Kölner Klostergeschichte. Und je vollständiger das Mosaik ist, desto lebendiger wird die Geschichte.“ Gefunden wurden unter anderem Reste historischer Kacheln, die vermutlich aus Delft stammen, und eine Porzellanpfeife aus dem 17. oder 18. Jahrhundert.

 

Alles wird genau dokumentiert

 

Bei den jetzt entdeckten Grundmauern unmittelbar neben dem Gemeinde- oder auch Kreuzgangsaal handele es sich um Bögen zur Gründung von drei Stifterkapellen des 17. Jahrhunderts, deren Existenz historisch belegt sei. Überreste waren bisher nicht bekannt. Stifterkapellen wurden in jener Zeit von Menschen bezahlt, die sich das leisten konnten. Mönche beteten dort für die Stifter, um deren Qualen dereinst auf dem Weg ins Paradies zu verkürzen. Die Chöre der drei Kapellen, deren Fundamente man jetzt sehen kann, sind in einem Streifen von rund drei Metern fast vollständig im Erdreich erhalten. Mitarbeiter des Römisch-Germanischen Museums sind dabei, den Fund zu sichern und zu dokumentieren. „Wir dokumentieren bestandsschonend“, sagt Dr. Marcus Trier. Das heißt in den Worten der Archäologen, dass man vermisst, fotografiert und zeichnet, damit überliefert ist, was man dort gesehen hat. Ist in einigen Wochen alles dokumentiert, wird die Grube wieder zugeschüttet und die Grundmauern sind nicht mehr zugänglich. Eine Glasplatte auf den Fundamenten, damit man die dauerhaft betrachten kann, lehnt der Bauleiter, Architekt Markus Lenzen, ab. „Die ist bei Regen äußerst rutschig und auch ziemlich schnell zerkratzt.“

 

 

Die „großen Schweiger“

 

Die Kartause wurde 1334 gestiftet und entwickelte sich über die Jahrhunderte zum größten deutschen Kloster der Kartäusermönche. Deren Orden gilt als einer der strengsten in der katholischen Kirche. Heute zählt er nur noch wenige hundert Mitglieder, die extrem abgeschieden in Männer- und Frauenklöstern leben. Bekannt sind die Kartäuser für ihr „großes Schweigen“. „Die Kartäuser sind der einzige Orden, der nicht dekadent geworden ist“, sagt Matthias Bonhoeffer, Pfarrer an der Kartäuserkirche. Ihrem untadeligen Ruf verdankten sie die zahlreichen Zustiftungen des Kölner Bürgertums. 1794 enteigneten die Franzosen die Gebäude des Ordens. Auch in Köln. Pfarrer Bonhoeffer vermutet, dass Kunstwerke der „reichen“ Kartäuser in jener Zeit unter anderem in den Pariser Louvre gebracht und nie zurückgegeben wurden. Nach dem Wiener Kongress nutzten die Preußen die Anlage, die in städtischem Besitz war, als Lazarett, Waschküche, Pferdestall und Artillerie-Depot. Im späten 19. Jahrhundert war St. Pantaleon preußische Garnisonskirche und damit evangelisch. Sie sollte aber wieder katholisch sein. Und somit erhielten die Protestanten im Tausch die Kartäuserkirche und das umliegende Klostergelände. Die Sanierung der Kartäuserkirche war 1928 abgeschlossen.

 

Auch auf der Suche nach der Latrine

 

Aber an alten Gebäuden hört die Arbeit nie auf. Niederschlagswasser ist ein Grund für die aktuellen Sanierungen. Von drei Seiten, nämlich vom Kirchendach, vom Dach des Kapitelhauses und vom Gemeindesaal aus fließt bei Regen Wasser wie durch einen Trichter in den Innenhof. Die Ableitung des Niederschlagswassers ist das vorrangige Ziel der Arbeiten. „Wir mussten Dichtigkeitsprüfungen an unseren Rohren im Erdreich durchführen“, erklärt Bonhoeffer. Und siehe da, das „kleine Galiläa“ war nicht ganz dicht. Das muss geändert werden. Darüber hinaus wird der Boden des Innenhofes so weit angehoben, dass man barrierefrei Kapitelhaus und Gemeindesaal erreichen kann. Pfarrer Matthias Bonhoeffer ist gespannt: „Vielleicht finden wir ja noch die Latrine der ehemaligen Mönche. Ausgeschlossen ist das an dieser Stelle nicht.“ Sollte das geschehen, macht Dr. Marcus Trier etwaige Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Sanierungsarbeiten im „kleinen Galiläa“ zunichte: „Dann sprechen wir nicht über Wochen, dann sprechen wir über Monate.“

 

Text: Stefan Rahmann

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