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Gesellschaft

Ach, wie war es doch ehedem so trist und grau

Freitag, 31. Dezember 2010 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Ernesto Solis

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der Frühling ist da, die Sonnenstrahlen wärmen die vor den Cafés sitzenden Menschen, und mein Weg führt mich wie jeden Tag zunächst in den Friedenspark, der nun endlich seinem Namen gerecht wird. Denn hier ist es durch und durch friedlich. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie es war, als die Straßen von parkenden Autos gesäumt waren. Die Autos sind üppigen Blumenrabatten gewichen, haben Platz für Schatten spendende Bäume gemacht und den Kindern neuen Spielraum geschaffen.

Der riesige Rosengarten im Friedenspark ist zum Treffpunkt für die alten Damen aus dem nahe gelegenen Altenheim geworden, die hier in ihren Rollstühlen und mit ihren Gehilfen die bequemen Bänke mit Leben füllen. Auf dem Bauspielplatz sind schon wieder neue Hütten entstanden, in denen die Kinder ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Das Lachen schallt weit herüber und erfüllt die Luft mit seiner ungestörten Fröhlichkeit.

 

Doch es zieht mich zum Rhein. Ich muss das Wasser sehen. Also durchquere ich die Gänge zwischen den hohen Stauden, um mich in der Nähe der Südbrücke auf eine Bank zum Lesen zu setzen. Seit die Straße unter die Erde gelegt wurde und durch eine herrschaftlich angelegte Baumallee ersetzt wurde, haben die Menschen die Promenade am tradionsreichen Gewässer zurück erobert. Sie sind nicht länger durch die ehemals so stark befahrene Rheinuferstraße vom Wasser abgeschlossen.

Die kleinen Cafés laden zum Kaffee und zum Mokka ein, sie verführen mit ihren Düften aus dem Orient und dem Okzident. Die ganze Südstadt ist zu einem internationalen Gemenge an Speisen und Getränken geworden. Doch bevor ich mich setzen kann, zieht eine kleine Schaustellertruppe aus Rumänien meine Aufmerksamkeit auf sich. Sie führen musikalisch untermalte Szenen aus ihrer Heimat auf, die auch ohne Worte zu verstehen sind. Wie ein glückseliger Stich geht mir die Freude durch den Magen. Endlich hat die Stadt wieder so viel Geld zur Verfügung, um selbst unbekannten Gruppen die künstlerische Existenz in den Straßen zu ermöglichen.

Die Unruhe treibt mich wieder zurück ins Viertel. Ich habe noch nicht gefrühstückt. Hungrig durchstreife ich die grünen Straßenzüge um den Ubierring, bis ich meinen Namen höre. Da sitzen sie. Vor dem Studentenwohnheim. Es war ja klar, dass das Frühstück hier nicht vor 10 Uhr eingenommen wird. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie zu dieser Jahreszeit schon den großen Tisch unter die Bäume vor ihrem Haus stellen. 15 Leute sitzen hier an einer langen Tafel, wo früher einmal Blech, Abgase und lautes Hupen die Umgebung verunstalteten. Ich setze mich dazu, die Sprachen fliegen wild über den Tisch. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Duftender Kaffee, frisches Obst, exotisches Gebäck. Wer sich an den Tisch setzt, bringt mit, was er zu Hause hatte. Politische Fragen werden wild gestikulierend erörtert. Doch wieder treibt es mich weiter. Wie weit ist man am Chlodwigplatz? Ich will es wissen.

Also spaziere ich den Ubierring hinunter. Hier ist nun in beinahe jedem Haus ein kleines Geschäft angesiedelt. Buchhandlungen und Pralinen, Gemüsehändler und Restaurants, Antiquare und Designerklamotten. Ich gehe am ehemaligen Rautenstrauch-Joest-Museum vorbei, aus dem nun die ohrenschmausenden Töne vieler Instrumente heraus schallen.

 

Am Chlodwigplatz angekommen stelle ich fest, dass die KVB tatsächlich fertig geworden ist. Die Zugänge zu der neuen U-Bahn-Station sind gestrichen. Auf dem freien Platz vor der Severinstorburg ergießen sich Blumen in blau, rot und gelb über die nach alten Bilder rekonstruierten Rabatten. Hier ist die Fressgasse der Südstadt. Während von der einen Seite indische Gewürze hinüber wehen und vor mir die exotisch anmutenden Fische für die Mittagsmenüs vorbereitet werden, bereitet sich unter der Torburg ein ukrainisches Streicherquartett auf den Tag vor.

Es hat dem Stadtteil gut getan, sich für den Erhalt der Fachhochschule einzusetzen. Wie trostlos war es doch in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts, als die Studenten von den hohen Mieten vertrieben waren. Wie leer und langweilig ist es da gewesen. Davon kann jetzt nicht mehr die Rede sein. Die FH ist zu einem internationalen Anziehungspunkt geworden. Von überall her kommen die Studenten, um sich hier am Wissen zu ergötzen. Und welch eine Bereicherung stellen sie für uns dar.

Ein lauter Knall lässt mich zusammen zucken. Verschlafen reibe ich mir die Augen. Lautes Geschrei schallt von der Straße herauf. Wieder ein Unfall. Der Schnee auf den Straßen. Autos hupen. Der Geruch von Abgasen streift meine Nase. Mühsam quäle ich mich aus dem Bett, mache mir einen Kaffee und versuche mich zu erinnern, was ich geträumt habe. Ich weiß es nicht mehr. Aber ich erinnere mich, dass es ein schöner Traum war und lächele. Wer noch träumen kann, der kann über die kleinen Fehler der Mensch hinwegsehen und danach streben, die Träume zur Wirklichkeit werden zu lassen.
 

Text: Stephan Martin Meyer

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