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Glaube

Alle sitzen in derselben Kirchenbank

Montag, 21. Januar 2013 | Text: Elke Tonscheidt | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Seit zehn Jahren lebt Pfarrer André Kielbik im Kölner Süden, auf der Koblenzer Straße. Seit 2008 besetzt der 48jährige in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Bayenthal die 2. Pfarrstelle. Vorher war der gebürtige Leverkusener fünf Jahre Pfarrer in Rondorf. Der hochgewachsene Mann mit der dunklen Stimme ist nicht nur aufgrund der Herkunft seiner Frau, einer polnischen Theaterwissenschaftlerin, auch unseren östlichen Nachbarn sehr zugewandt; acht Jahre seines Lebens hat er für das Deutsch-Polnische Jugendwerk gearbeitet. Mit Elke Tonscheidt sprach der Theologe über die Herausforderungen seines Alltags.

 

Meine Südstadt: Sie haben in Bayenthal eine sogenannte ‚Entlastungspfarrstelle‘ inne, wen entlasten Sie wie?

André Kielbik: Pfarrer Bernhard Seiger, der seit 17 Jahren Pfarrer der Gemeinde ist, wurde vor vier Jahren zum Superintendenten des Kirchenkreises Köln-Süd gewählt, wodurch er sich zu einem Großteil aus der Gemeindearbeit zurückziehen musste. Zum Ausgleich richtete man eine 2. Pfarrstelle für die Gemeinde ein, auf die ich gewählt wurde.

 

Ihre Gemeinde, sagt man humorvoll, grenzt von McDonalds im Norden bis zu Burger King im Süden. Auch die Bonner Straße gehört dazu. Wie sieht die Struktur der Menschen aus, die zu Ihnen kommen?

André Kielbik: Eine Kirchengemeinde ist nach wie vor der Ort, an dem Menschen jeden Alters und aller Gesellschaftsschichten eines Stadtteils zusammenkommen. In unseren Gottesdiensten sitzen ein Vertreter des Großbürgertums aus Marienburg, die Kleinfamilie aus der Bayenthaler Mittelschicht und der Hartz-IV-Empfänger von der Bonner Straße in einer Kirchenbank. Familien mit Kindern spielen in unserer Gemeinde eine große Rolle, wir freuen uns über eine starke Nachfrage bei Taufen. Natürlich haben all diese Menschen unterschiedliche Themen, die sie beschäftigen. Aber letztlich gibt es viele Fragen, die auch gleich sind und wo die Kirche bzw. der Glaube Antworten geben können.

 

Ein Beispiel?

Wenn ich im Weihnachtsgottesdienst die Menschen von der Kanzel betrachte, dann sehe ich bei manchen dort den Hunger nach etwas, das übers Jahr zu kurz gekommen ist. So unterschiedlich die Probleme jedes Einzelnen sein mögen, alle kommen mit der Frage, ob es nicht etwas Wichtigeres gibt, das über all meinen Problemen steht, ob in meinem Leben nicht auch etwas geschieht, das ich nicht berechnen und erwarten kann und ob ich nicht trotz all der Fehler, die ich mir geleistet habe, akzeptiert werde. Unsere Seele braucht biblisch gesprochen Glaube, Hoffnung und Liebe.

 

Sie haben acht Jahre für das Deutsch-Polnische Jugendwerk gearbeitet, zuletzt als Koordinator, haben längere Zeit auch in Warschau gelebt. Was hat Ihnen dieser Job für Ihre heutige Arbeit mit auf den Weg gegeben?

Bei meiner Arbeit in Warschau ging es darum, Menschen für ein Land zu interessieren, von dem sie entweder ein falsches oder gar kein Bild hatten. Wir mussten mithelfen, Vorurteile zu überwinden und Berührungsängste abzubauen. Es ist der berühmte Blick über den eigenen Tellerrand, der auch für eine Gemeindearbeit unerlässlich ist, wenn man die Zusammenkunft von Menschen aus ganz unterschiedlichen Milieus erreichen will.

 

Ein Thema, das Ihnen sehr am Herzen liegt, sind Gottesdienste für Familien und Kinder, zu denen die Gemeinde speziell einlädt. Warum?

Zum einen finden viele Menschen Zugang zur Kirche über ihre Kinder. Zum anderen ist es eine große Herausforderung, solche Gottesdienste zu gestalten. Wenn beide, Jung und Alt, etwas davon haben sollen, ist das nicht ganz einfach; genau darin sehe ich meine Aufgabe. Die Gefahr ist immer, dass man banalisiert.

 

Wie kann man das verhindern?

Wenn Eltern in erster Linie in den Gottesdienst kommen, um ihren Kindern zuzusehen, wie sie z. B. eine biblische Geschichte vorspielen, so sollen sie erleben, dass diese Geschichten auch ihnen etwas zu sagen haben. Wenn es in der Weihnachtsbotschaft heißt, das Licht ist in die Welt gekommen, so können sich Kinder darunter zunächst nicht viel vorstellen. Ich lade sie dann ein sich vorzustellen, wie sie nachts im dunklen Zimmer liegen und irgendwelche Gegenstände ihnen Angst machen, weil sie nicht erkennen können, was es ist. Wenn dann die Mutter ins Zimmer kommt und das Licht anmacht, dann wird aus dem „Mann“, der am Schrank stand, ein einfacher Mantel usw. Das Licht lässt die Kinder erkennen, dass sie vor Dingen keine Angst haben müssen, wenn sie sie erkennen, wenn sie sie im Licht unterscheiden können. Erwachsenen geht es im übertragenen Sinne ganz ähnlich.

 

Sie haben mir im Vorgespräch auch gesagt, dass Sie den Menschen gern etwas zumuten. Erwarten die Menschen das und wie tief dürfen Sie gehen?

Mit Zumutung meine ich einerseits, dass auch komplexe theologische Themen gepredigt werden können. Die andere Zumutung ist, dass Probleme beim Namen genannt werden müssen. Wirkliche Stärkung und Trost erfahren wir nur, wenn wir den Dingen auf den Grund gehen und es nicht mit Wohlfühl-Versprechen versuchen.

 

Kirchen haben immer wieder das Problem der Überalterung. Das früher bei Ihnen in der Mehlemer Straße bestehende Jugendcafé wurde aufgelöst. Was tun Sie um auch die jüngere Generation gezielt zu erreichen?

Wir setzen auf Kontinuität und haben Freizeitangebote für alle Altersgruppen vom Kindergarten bis zur Konfirmation. Nach der Konfirmation laden wir die Konfirmanden ein, ins Jugendcafé zu kommen. Manchmal entsteht auch aus dem Gemeinschaftserlebnis auf einer Sommerfreizeit das Bedürfnis, sich weiterhin zu treffen. Das Problem in unserem Bezirk ist allerdings, dass viele Jugendlichen am Nachmittag einen überfüllten Terminkalender mit Schule, Sport, Musikunterricht u. a. haben.

Bei den Erwachsenen müssen wir die richtigen Themen ansprechen. Im Bibelkreis sind tatsächlich eher die über 60-Jährigen anzutreffen; im Gesprächskreis ‚Erwachsen Glauben‘ mit dem Untertitel ‚Wir stehen mitten im Leben und was glauben wir?‘ geht es bewusst um ganz andere Themen. Kürzlich haben wir uns über das Thema „Familie“ ausgetauscht. Das war interessant, da wir diesen Begriff nicht nur auf das Bild von Vater, Mutter, Kind und Hund reduziert haben. Wir leben kaum noch in Großfamilien, in Bayenthal gibt es sehr viele Singlehaushalte. Es war eine sehr anregende Diskussion mit fast 25 Leuten!

 

Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Über die Arbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Bayenthal von Pfarrer André Kielbik, lesen Sie mehr im „Ein ganz besonderes Kästchen“.

Text: Elke Tonscheidt

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