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Auf ein Kölsch mit...

Auf ein Glas Wasser mit Wassily Nemitz – via Skype

Montag, 17. September 2012 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Florian Geismann / Wassily Nemitz

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Südafrika ist viel weiter weg als man glaubt – zumindest technisch. Deshalb kam es vollkommen ungeplant zu einem der ungewöhnlichsten Interviews, das ich für meinesüdstadt.de geführt habe: Unser Kollege Wassily Nemitz ist für ein Jahr im Nordosten von Südafrika – ab 24. September 2012 wird er hier in einer Kolumne darüber berichten. Eigentlich wollten wir via Skype mit ihm sprechen, im besten Fall sogar mit Bild, so dass ich Screenshots hätte machen können. Doch die Leitung spielte nicht mit. Wir schafften es nicht einmal mündlich und mussten nach drei, vier knacksenden, vergeblichen Versuchen auf den Chat umsteigen (und, als der ebenfalls aussetzte, zeitweise auf SMS). Es waren aufregende 45 Minuten, die wir hier dokumentieren.

Meine Südstadt: Ok, also, wo bist Du gerade genau?
Wassily Nemitz: „Ich bin in dem kleinen Ort Kgautswane in der Provinz Limpopo und sitze gerade vor dem Haus, in dem wir als Freiwillige leben. Das ist im afrikanischen Hochland auf knapp 2.000 Metern. Hier wird es gerade dunkel.“

Was trinkst Du?
„Im Augenblick nichts, aber sonst sehr viel Tee.“

Wie, Du trinkst nichts für unsere Rubrik „Auf ein… mit“?
„Ja, ok, ich hole mir was…ein Glas Wasser aus dem Filter-Tank. Schmeckt sogar ganz akzeptabel!“

Sehr gut. Was hast Du heute getan?
„Heute morgen bin ich um 06:16 Uhr aufgestanden, habe geduscht und bin dann mit einer Lehrerin, meiner Mitfahrgelegenheit, in die Legoleng Primary School gefahren, in der ich arbeite. Dort habe ich Unterricht vorbereitet und zwei Stunden Economic and Management Sciences in einer 6. und einer 7.Klasse unterrichet.“

Huch, kannst Du sowas? Klingt kompliziert. (Pause) Äh, hallo?
„Ja, bonjour, bonjour. Ich arbeite dort als eine Art Assistenz-Lehrer, das heißt, ich unterstütze die Lehrer zum einen bei ihren Stunden, meistens unterrichte ich aber selbst als ,vollwertiger‘ Lehrer.“

 

Beschreib mal, was Du siehst, wenn Du jetzt aus dem Fenster schaust. Oder von der Veranda.
„Inzwischen nicht mehr viel, weil es dunkel ist, aber normalerweise sehe ich fünf Rundhütten und im Hintergrund Berge – außerdem jetzt am Abend einige Lichter aus anderen Häusern, die etwas entfernt liegen.“

Wer wohnt da in den Rundhütten?
„In den Rundhütten wohnt zum einen Mama Clara, das ist die Gründerin des Kgautswane Community Development Center (KCDC), und zum anderen sind sie für Gäste, die das Center besuchen, gedacht. Im Moment wohnt dort unsere SAP-Kollegin Klara, die hier ein Projekt koordiniert.“

Mama Clara, das klingt nach einer freundlichen, resoluten Frau?
„Ja, teils, teils. Sie ist sehr zuvorkommend und freundlich, gleichzeitig aber eine echte Respektsperson. Hier in dem Ort kennt sie jeden, und jeder kennt sie. Was sie sagt, ist Gesetz . Die Devise war von Anfang an: ,I am your new mother, I love you, but I have to protect you.‘ Das heißt, es gibt einige Regeln, wie bei echten Müttern auch.“

Wie alt ist sie?
„Um die 70, ihr genaues Alter haben wir noch nicht herausgefunden.“

Kocht sie auch für euch?
„Sie selbst nicht, aber hier arbeiten noch drei, vier andere Frauen vom Typ ,Mama Africa‘, die für uns kochen, putzen und waschen. Trotzdem wird sehr darauf geachtet, dass wir auch jeden Morgen schön unser Bett machen.“

Hat das was von Bundeswehr, oder ist die Frage inakzeptabel?
„Die Frage ist sicher berechtigt. Aber von Bundeswehr hat das nichts, hier wird keiner gedrillt oder zum Stiefelputzen verdonnert. Außerdem haben die Leute hier glaube ich etwas mehr im Kopf.“

Was war bisher Dein schönstes Erlebnis?
„Ich weiß nicht, ob ich da etwas Konkretes sagen kann. Ich denke, das schönste Erlebnis ist es einfach, hier willkommen zu sein und das Gefühl zu haben, etwas sinnvolles zu machen, gleichzeitig aber auch selbst viel dazuzulernen.“

Was bedeutet „sinnvoll“ für Dich?
„Sinnvoll bedeutet für mich, dass meine Anwesenheit hier einen nachhaltigen (ein total verbrauchtes Wort, trotzdem passt es hier) Nutzen hat und ich nicht ohne jeden Nutzen herumsitze. Der Schulleiter einer weiterführenden Schule hat es sehr schön ausgedrückt, indem er sagte: ,You have to leave a mark‘.“

Wallenstein? (Anm. d. Red.: Gemeint ist das Zitat „Dreiundzwanzig Jahre, und nichts für die Unsterblichkeit getan.“)
„Das könnte man vielleicht so sagen.“

Was tust Du in Deiner Freizeit? Sorry, das sind Poesie-Album-Fragen, aber mich interessiert’s.
„Nachmittags, das heißt so gegen drei Uhr, kommen wir aus der Schule und den anderen Einsatzstellen wieder, essen gemeinsam zu Mittag. Dann machen wir ganz verschiedene, gar nicht so wahnsinnig spektakuläre Dinge, lesen, schreiben, joggen, spazieren, Sport. Ich versuche, meine Bilderdatenbank zu sortieren und jeder hat so sein Ding.“

Was gibt es zu essen bei eurem Mittagessen?
„Sehr beliebt ist hier der so genannte Pap, das ist ein Maisbrei, nur fester. Außerdem gibt es viel Reis, Kartoffeln manchmal, Fleisch mit Knochen, Salate und Gemüse.“

Magst Du „Pap“ auch?
„Ja, es geht. Ich habe schon Schlimmeres gegessen, aber es schmeckt eigentlich nach nichts.“

Hihi. Alkoholika vorhanden? Eiskaltes Bier abends bei Dämmerung? (Pause, keine Antwort.)

 

Selbst beim chaten geriet die Verbindung im stocken.

Hallo? Interessant, dass es gerade bei der Frage nach Alkoholika wieder hakt. Ich hab noch 5 Minuten. (Der Kontakt reißt ab, wir steigen kurzfristig um auf SMS, schließlich maile ich Wassily die letzten drei Fragen. Dann plötzlich ist er doch wieder da. Wir bleiben aber dabei: Die letzten Fragen werden per Mail beantwortet, sicher ist sicher.)

Alkoholika vorhanden? Eiskaltes Bier abends bei Dämmerung?
„Alkohol ist grundsätzlich vorhanden, allerdings müssen wir ihn immer in der nächstgelegenen Stadt, Lydenburg, kaufen. Hier in Kgautswane gibt es auch so genannte „liquor shops“ und „Tavernen“, insbesondere letztgenannte sind aber nicht unbedingt Orte, die man gerne als offensichtlicher Ausländer aufsucht. Und eiskalt ist hier nur manchmal möglich, dann, wenn der Strom gerade nicht ausgefallen ist.“

Was fehlt Dir an Köln und Deiner Südstadt?
„Natürlich das tägliche Lesen von „Meine Südstadt“, die Seite scheint nämlich recht groß, so dass sie hier sehr langsam lädt. Nein, im Ernst: Ich glaube, zum Vermissen ist es noch zu früh. Ich gehe aber davon aus, dass ich allgemein die kölsche Lebensart und die besondere Atmosphäre der Südstadt irgendwann missen werde. Und natürlich meine Lieblingsschokolade, die fehlt mir schon jetzt und ich muss sie mir als care-Paket nachschicken lassen.“

Kann ich Dich besuchen?
„Selbstverständlich und jederzeit, hier ist immer Platz für nette Kölner. Einzige Bedingung: Ein Kölsch als Gastgeschenk an mich.“

Wassily, danke für Deine Geduld.
„LG aus dem dunklen Kgautswane.“

Und hier bloggt Wassily.

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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