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Gesellschaft

Auf Horchposten

Montag, 9. Oktober 2017 | Text: Judith Levold | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Lange nicht mehr gehört, das Wort: Horchposten. Doch nichts könnte trefflicher beschreiben, worum es bei den Kölner Sirenenpaten geht. Am 7.10.2017 stehe ich pünktlich um 12 Uhr neben einem Horcher an seinem Posten – David Zimmermann, Mitarbeiter von Teppichhaus TenEikelder, macht ehrenamtlich seit sieben Jahren als Sirenenpate bei Probealarmen mit.

Bei TenEikelder am Ende der Severinsstraße angekommen, begrüßt Fotograf Stefan Rahmann und mich der Chef selbst und führt uns aufs Hausdach: Hier wurde vor mehr als zwanzig Jahren eine Sirenenanlage installiert – eine von bislang 125 stadtweit.
Das Sirenenwarnsystem soll bei Gefahrenlage die Kölner Bevölkerung warnen und damit es im Ernstfall auch tadellos funktioniert, überprüft die Feuerwehr es quartalsweise mit einem Probealarm.

Punkt zwölf, es geht los, ein durchdringender, anhaltender Heulton erfüllt die Luft, ich renne auf die Straße, wo es noch eindringlicher schallt. Ganz im Gegenteil zu David Zimmermann, der entspannt hinter einem Schreibpult, umgeben von Teppichen, im Laden stehen bleibt. „Nee, ich geh nicht raus, das ist mir zu laut, da fallen einem ja die Ohren ab.“ sagt er, und: „das ist eigentlich unspektakulär, der Job, man achtet einfach darauf, ob die Töne so sind, wie sie sein sollen und dann faxt man ein Protokoll an die Feuerwehr.“

 

Die Sirene, auf die Zimmermann zu achten hat, ist die mit der Nummer 74. Und sie funktioniert einwandfrei – erst der lange Dauerton, dann Pause, dann der auf- und abschwellende, also der eigentliche Warnton und schließlich, nach erneuter fünfminütiger Pause, der Entwarnton, ein eine Minute langes Dauerheulen. Im Alarmfall gibt es klare Verhaltensegeln, nämlich sofort geschlossene Räume aufsuchen, Fenster und Türen schließen und Passanten aufnehmen, Ruhe bewahren und Radio einschalten: Auf Radio Köln (107,1 MHz) und WDR 2 (100,4 MHz) erfolgt eine umgehende Information über das Ereignis und das richtige Verhalten. Mehr dazu findet man auf der Seite der Stadt Köln.

Der Sirenenpate hat für heute seinen Dienst erledigt und kann sich wieder auf die Kundschaft konzentrieren, sein Ehrenamt ist übrigens auch eine dem Untergang geweihte Tätigkeit, erzählt mir Guido Rahm, zuständig bei der Kölner Berufsfeuerwehr für den Warndienst der Stadt und damit das Sirenenwesen. „Ja, die Paten, die eben während des Alarms aufmerksam hinhören und kontrollieren, ob „ihre“ Sirene die vorgegebenen Warntöne korrekt widergibt, brauchen wir bald nicht mehr“. Dann nämlich, wenn im Januar 2018 der letzte Probealarm mit Sirenenpaten stattfinden wird, sind, so der Plan, das neue automatische, computergesteuerte Überwachungssystem fertig und sämtliche 135 Sirenen installiert.

 

Die Funktion der Sirenen wird zukünftig zentral überprüft und in die Scheibenstraße, den Zentralsitz der Berufsfeuerwehr, aufgeschaltet werden. „An einen stadtweiten Alarm nach dem 2. Weltkrieg kann ich mich nicht erinnern“ meint Guido Rahm, doch lokale Alarme gebe es sehr wohl häufiger. Die Sirenen sind nämlich in so genannten Sirenengruppen, 14 an der Zahl, organisiert und können auch sehr lokal beschallen – etwa um Chemiewerke herum. So gab es zum Beispiel im Kölner Norden 2008 bei einem Brand im größten Kölner Chemiewerk Ineos einen Alarm oder beim Archiveinsturz 2009 in der Kölner Innenstadt.

Die Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehren, die bislang die meisten Sirenenpaten bei Probealarmen stellten, können also in Zukunft zumindest einen Samstagsdienst pro Quartal streichen.
 

Text: Judith Levold

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