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Kolumne

Curry King und Dosenpfand

Mittwoch, 12. März 2014 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

In der Nacht auf Rosenmontag, es war so gegen 4 Uhr 30, hat mich Trittin um den Schlaf gebracht. Jürgen Trittin. Der, wo von den GRÜNEN und mal Umweltminister war. In diesem Job hat er 2003 das Dosenpfand auf den Weg gebracht, das ja korrekt eigentlich „Einwegpfand“ heißt. Was vor allem ökologisch viel bringen sollte. Von 60 auf über 70 Prozent wollte der Jürgen durch die Verordnung damals die Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen steigern. Ist ihm aber nicht ganz gelungen. Heute liegt der Anteil bei unter 50 Prozent. Gründe? Keine Ahnung. Aber womöglich hängt´s an der Psyche, dass das Volk vermehrt zum Dünnplastik greift. Für die Pullen gibt´s bei Rückgabe schließlich 25 Cent, für Glasflaschen nur schlappe acht. Rechnen kann der Deutsche ja. Denkt er sich. Vermutlich weiß er sogar, dass er den Obolus beim Kauf schon entrichtet hat. Trotzdem: Einkaufen ist schließlich Gefühlssache. Egal.

In der Nacht auf Rosenmontag, es war so gegen 4 Uhr 30, hat mich Trittin um den Schlaf gebracht. Jürgen Trittin. Der, wo von den GRÜNEN und mal Umweltminister war. In diesem Job hat er 2003 das Dosenpfand auf den Weg gebracht, das ja korrekt eigentlich „Einwegpfand“ heißt. Was vor allem ökologisch viel bringen sollte. Von 60 auf über 70 Prozent wollte der Jürgen durch die Verordnung damals die Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen steigern. Ist ihm aber nicht ganz gelungen. Heute liegt der Anteil bei unter 50 Prozent. Gründe? Keine Ahnung. Aber womöglich hängt´s an der Psyche, dass das Volk vermehrt zum Dünnplastik greift. Für die Pullen gibt´s bei Rückgabe schließlich 25 Cent, für Glasflaschen nur schlappe acht. Rechnen kann der Deutsche ja. Denkt er sich. Vermutlich weiß er sogar, dass er den Obolus beim Kauf schon entrichtet hat. Trotzdem: Einkaufen ist schließlich Gefühlssache. Egal.

Armut macht sauber

Ein durchweg zu begrüßender Trittin-(Neben)Effekt ist jedenfalls, dass die Stadt und ihre kargen Grünflächen nicht mehr mit Dosen und Flaschen zugemüllt sind. Vor allem an Karnevalstagen sah´s früher beispielsweise An der Eiche und auf dem angrenzenden Spielplatz wüst aus. Dosen hat´s heute kaum mehr im Angebot und viele Narren entsorgen ihre mitgeführten Behältnisse inzwischen selbst. Ist ja schließlich Pfand drauf. Den Rest regelt die Armut. Ist ja eigentlich schon beschämend, dass in einem der reichsten Länder der Welt immer mehr Menschen darauf angewiesen sind, ihre knappe Rente oder Stütze nicht nur an Karneval mit dem Sammeln von Pfandflaschen aufzubessern. Diesbezüglich nähern wir uns der Dritten Welt an. Da liegt auch kein Wohlstandmüll rum. Wenn da einer was wegwirft, gibt es immer einen, der das Zeug noch gut gebrauchen kann. Ökologisch gesehen, ist Armut also eine super Sache. Und sauber hält sie auch noch. Also, eigentlich kein Grund, Jürgen Trittin zu verfluchen. Aber wenn nachts um 4 Uhr 30 so ein fleißiger Sammler mit einem Supermarkt-Einkaufswagen voller (leerer) Glasflaschen über das Kopfsteinpflaster unter meinem geöffneten Fenster rumpelt …. Na ja, die Nacht drauf war´s dann ungefähr zur selben Uhrzeit ein einzelner Jeck, der gaaanz langsam vorbeischlurfte und dabei so emsig wie konzentriert seine Trommel malträtierte. War halt Karneval. Kann ich mit leben. Einmal im Jahr.  

Stau vor der Nasszelle

Und wenn man an den trollen Tagen quasi im Auge des Taifuns wohnt (und das auch noch Parterre), gibt man sich gern generös. Da öffne ich auch schon mal Bekannten von Bekannten bereitwillig die Tür, die höflich und überzeugend kundtun, sie hätten da ein ganz dringendes Bedürfnis und die Schlange vor dem Toilettenwagen auf dem Platz sei sooo…Was soll´s? Kein Problem. Hereinspaziert! Noch´n Kaffee dazu? Oder ein Süppchen? Immer gern. Inzwischen schleppt auch Junior (13) an diesen Tagen regelmäßig bedürftige (Mit-)Teenager an, die auch unbedingt und ganz nötig mal Pipi…Und wenn das Örtchen gerade besetzt ist, schauen sich die Wartenden in der ihnen fremden Wohnung ein wenig um. Normal.

Für die Schilderung der folgenden Begebenheit muss ich etwas ausholen. Nicht, dass es damals meine größte Sorge gewesen wäre, aber ich erinnere mich doch, dass da bei mir als Vater eines Erstgeborenen vor ungefähr zehn Jahren so ein mulmiges Gefühl war. Was würde der Sohn in den nächsten Jahren in Kindergarten und Grundschule wohl für Freunde finden? Hoffentlich doch welche, die nett zu ihm sind und ihm gut tun. Logo. Und natürlich war klar, dass man über kurz oder lang, spätestens bei Geburtstagen, auch mit deren Eltern in Kontakt treten würde. Gäbe es unter denen womöglich welche aus Parallelwelten, mit denen selbst belangloser Smalltalk am Grill eine überaus anstrengende Prozedur wäre? Schlimmer noch: Könnte man das Kind bedenkenlos zu Auswärtsübernachtungen bei ihnen ziehen lassen? Wie gesagt, es war nicht die größte Sorge, aber irgend so eine diffuse Befürchtung hatte ich da. Im Nachhinein: Völlig unnötig. Es hat sich alles ganz wunderbar von selbst sortiert. Kinder regeln das eigenständig. Unter den Eltern der Freunde des Sohnes fanden sich durchweg liebenswerte Menschen, deren Lebenswelten den eigenen nicht unähnlich waren. Was ich jetzt definitiv nicht beruflich meine. Mehr so, was Prioritäten im Dasein und Vorstellungen hinsichtlich der Kindererziehung betrifft.  

Kein „Curry King“?

Am Karnevals-Dienstag stand Junior irgendwann mit einem Gleichaltrigen vor der Tür, den ich noch nie mit ihm gesehen hatte. „Das is xy“, hieß es, „war früher auch auf der Zwirner, und muss mal.“ Null Problemo. Doch da die Nasszelle gerade nicht frei war, stand xy (Ich hab´ den Namen echt vergessen. Er hieß jedenfalls nicht Kevin oder Dennis!) in der Küche, schaute sich wortlos um und irgendwann sah man es in ihm Rumoren. Und er setzte ein Gesicht auf, das ich von Sohnemanns Kumpels kenne, wenn ich Vinyl aufgelegt habe und sich was rätselhaft Schwarzes im Kreis dreht. „Hä? Was dat denn?“, heißt es da oft. „Plattenspieler, Schallplatte, Musik“, geb´ ich dann meist knapp zurück und ernte von den I-Tunes-Jungs einen Gesichtsausdruck irgendwo zwischen Entsetzen und mitfühlendem Bedauern.

 

Irgendwann musste es an diesem Karnevals-Nachmittag in meiner Küche auch aus XY raus: „Kocht ihr gar nicht?“, wollte er wissen. „Doch, schon. Wieso?“ „Ihr habt ja gar keine Mikrowelle.“ „Nö. Brauchen wir nicht. Ich hab´ meistens genug Zeit. Da muss es nicht so schnell gehen.“ Immer noch Ratlosigkeit im Gesicht des Fremden. Und dann: „Aber wie macht ihr denn dann euer „Curry King“ heiß?“ „Gar nicht.“ „Wie? Kalt essen?“ „Nö, gar nicht essen.“ „Kein „Curry King“?“ „Kein „Curry King“.“ Sein Gesichtsausdruck war ziemlich derselbe wie bei den Jungs vorm Plattenspieler: Entsetzen und tiefstes Bedauern. Nun habe ich prinzipiell weit weniger gegen Fastfood als gegen Rohkost und Dinkelkekse. Ich hab´ nur keine Lust, mir eine Fritteuse oder andere Utensilien anzuschaffen, um in der eigenen Küche McDonalds oder eine Döner-Bude nachzustellen. Fast-Food ist für draußen und schmeckt auch nur da. Find´ ich. Kann man aber natürlich auch anders sehen. Jedenfalls wäre ich zu gern dabei gewesen, als XY abends seinen Kumpels oder Eltern von seinem nachmittäglichen Erlebnis erzählt hat. Bin mir sicher, es hat sich angehört, als hätte er siebenfüßige Außerirdische oder mindestens den Yeti getroffen.

 

Foto: © Florian CC-BY-3.0

Text: Reinhard Lüke

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