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Südstadt

Decke Prumme, lange Muhre…

Dienstag, 6. September 2011 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Tobias Dahm

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

In dritter Generation verkauft Stefan Dahlen an seinem Stand An der Eiche Obst und Gemüse.
Er war immer schon da. Als ich 1986 in die Südstadt gezogen bin, gab es ihn jedenfalls schon, diesen Marktstand auf dem Platz An der Eiche im Severinsviertel. Seitdem kaufe ich da, was in den verschiedenen Jahreszeiten in deutschen Landen so wächst. Und vor allem Eier. Immer die leckeren, ganz dicken. In unserem Kleinfamilien-Jargon heißt der Marktstand immer nur „Der Gemüsemann“. Man grüßte sich, wenn man über die Eiche ging, aber wie der Mann hinter den Auslagen heißt, wusste ich nicht, bis ich mit ihm unlängst an einem Freitagmorgen ein Schwätzchen hielt. „Der Gemüsemann“ heißt Stefan Dahlen, betreibt einen Hof bei Euskirchen, den er mit zwei Helfern bewirtschaftet und während er dienstags, freitags und samstags auf der Eiche ist, steht er mittwochs mit seinem Stand in Troisdorf. Seit wann er schon Obst und Gemüse in der Südstadt verkauft, kann Dahlen selbst nicht genau sagen. Zu meiner Überraschung erfahre ich, dass seine Familie den Stand bereits in der dritten Generation betreibt. Zu Zeiten, in denen sein Opa dort gestanden habe, sei praktisch noch der ganze Platz mit Marktständen voll gewesen. Ich selbst kann mich allenfalls noch erinnern, dass Dahlens Mutter früher noch mit auf der Eiche stand. Und dann gab es noch einen Marktstand vor der Severinstorburg.
Aus eigenem Anbau stammen bei Dahlen vor allem Salate, Äpfel, Kartoffeln, Wurzelgemüse, Kohlköpfe aller Art und inzwischen auch Tomaten, die in einem Gewächshaus zieht. Und in den kommenden Wochen hat er natürlich wieder die dicken Kürbisse aus dem eigenen Garten im Angebot, die spätestens zu Halloween ihre Abnehmer finden. Die Eier bezieht er von einem Geflügelhof in seiner Nachbarschaft und die hausgemachten Würste, die er logischerweise nur in der kühleren Jahreszeit feilbietet, produziert ein Vetter in der Eifel. Die leckeren, selbst gekochten Marmeladen hat er inzwischen allerdings nicht mehr im Sortiment. „Der Aufwand lohnt nicht mehr“, sagt er.
 
Meist bin ich gerade wach geworden, wenn Stefan Dahlen mit seinem Kleinlaster und Anhänger morgens zwischen 6 und 7 Uhr über das Kopfsteinpflaster der Buschgasse unter meinem Fenster rumpelt. Doch um diese Zeit ist der Mann bereits seit rund viereinhalb Stunden auf den Beinen. Gegen halb drei klingelt an den Markttagen sein Wecker. Dann fährt er zum Hof bei Euskirchen, belädt den LKW und macht sich anschließend auf den Weg zum Kölner Großmarkt, wo er vor alles einkauft, was nicht aus eigener Produktion oder von direkten Zulieferern aus der nahen Umgebung stammt. Bis gegen 18 Uhr steht er dann dienstags und freitags auf der Eiche. Anschließend heißt es, das nicht Verkaufte wieder einzuladen, sich auf den Weg nach Euskirchen zu machen, wo ein Teil der Ware –je nach Jahreszeit- über Nacht auch noch im Kühlhaus verstaut werden muss. Gegen 9, halb 10 abends sei dann endlich Feierabend, sagt Stefan Dahlen. 15 Stunden-Tage und das dreimal mal die Woche. Samstags macht er auf der Eiche ein paar Stunden früher Schluss, aber 6-Tage-Wochen sind bei ihm die Regel. Wenn am Sonntag nicht noch der leidige Bürokram anliegt. Gerade hat er sich mit seiner Familie seit fünf Jahren zum ersten Mal wieder einen Urlaub geleistet. Ist er bei diesem Arbeitspensum über die Jahre wenigstens steinreich geworden?
 
Ich ernte ein betont müdes Lächeln. Soll heißen: Die Geschäfte gingen schon mal besser. 500 Euro pro Monat verlangt die Stadt inzwischen für den Stellplatz auf dem öffentlichen Gelände. Dahlen erinnert sich noch gut, dass es mal 120 Mark waren. Zudem sind ihm viele ältere Stammkunden aus der unmittelbaren Nachbarschaft in den letzten Jahren schlicht weggestorben und er kennt auch mehre Familien, die nach dem Einsturz des Stadtarchivs aus der Severinstraße weggezogen sind, weil sie Angst hatten, demnächst könnte auch ihr Haus in einem U-Bahn-Loch versinken. Neue Kunden zu gewinnen, ist ein zunehmend hartes Brot. Die älteren Frauen mit den Kopftüchern und langen Mänteln decken ihren Bedarf meist bei den türkischen Händlern auf der Severinstraße oder in den Supermärkten. Und was die jüngeren Familien mit Kleinkindern und akademischem Background angeht, hat sich für Stefan Dahlen der Öko-Markt auf dem nahen Severinskirchplatz zur echten Konkurrenz entwickelt, der seit ein paar Jahren ausgerechnet auch dienstags und donnerstags seine Stände aufbaut. Und dass der nahe Rheinauhafen ihm in absehbarer Zeit neue Stammkunden zuführen könnte, mag Dahlen auch noch nicht recht glauben. Die Anzugträger, die inzwischen täglich um die Mittagszeit ins Veedel einfallen, haben ihm zumindest noch keine nennenswerten Zuwachsraten beschert. Die finden es allenfalls chic, sich für den Nachtisch am ach so romantischen Marktstand unter den Bäumen ein Äpfelchen zu kaufen. Dabei hatte Dahlen durchaus ernsthafte Ambitionen, die Anwohner der neuen Nobelmeile vor Ort mit seinem Obst und Gemüse zu erfreuen. Doch die Gespräche mit der HGK (Häfen und Güterverkehr Köln) über einen Stand im Rheinauhafen verliefen nach seinen Angaben ergebnislos. Inzwischen gastiert dort donnerstags auf dem Elisabeth-Treskow-Platz ebenfalls ein Öko-Markt.
 
Privat hat Stefan Dahlen mit seiner Familie bis vor ein paar Jahren in Meschenich auf dem ehemaligen Hof seines Opas gewohnt, doch inzwischen ist er nach Pesch gezogen. „Meine Frau kommt aus Nippes“, erklärt er, „und die wollte wieder etwas näher an Köln ran.“ Und das Leben in Meschenich im Schatten des Problembezirks Kölnberg sei halt auch nicht mehr so dolle gewesen. September und Oktober kann Dahlen mit seinem Marktstand noch auf ordentlichen Umsatz hoffen. Denn die meisten Obst- und Gemüsesorten werden in unseren Breiten schließlich nicht im Sommer sondern im Herbst reif. Diesbezüglich ist der Winter dann seine Saure-Gurken-Zeit. Auch wenn die Tage, an denen sich Dahmen noch einmummeln musste wie ein Eskimo und sein zugiger Stand nur eine Dachplane gegen Schnee und Regen hatte, lange vorbei sind. Inzwischen kann er den Stand wintertags komplett zum Zelt ausbauen. Aber wenn das Thermometer unter 11 Grad fällt, geht trotz der Heizstrahler nichts mehr. Dann könnte Stefan Dahlen allenfalls noch Tiefkühlobst anbieten.

 

 

 

Text: Reinhard Lüke

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