Der Tod ist ein Arschloch – Trauern dringend erwünscht
Dienstag, 20. Mai 2025 | Text: Gaby DeMuirier
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Ganz schnell passiert es manchmal: Ein Unfall, eine schwere Krankheit – und plötzlich stirbt unerwartet ein geliebter Mensch.
Wie geht man damit um, als direkt Betroffene*r oder Freund*in? Sterben, Tod und Trauer sind immer noch Tabuthemen, Themen, die häufig Sprachlosigkeit erzeugen.
Diese Themen in die Gesellschaft bringen
Um das aufzubrechen, hat die Journalistin Golrokh Esmaili Akkus eine sechsteilige Filmreihe zu dem Thema kuratiert, die übers Jahr verteilt im Odeon gezeigt wird. „Es braucht eine Reihe, die diese Themen wieder in die Gesellschaft bringt“, sagt „Golli“, wie alle sie rufen. Sie hat schon viele Filmreihen betreut, kümmert sich um Social Media für Filmfestivals. „Das Medium Film ist mir sehr nahe.“
Transportmittel Film
Auf der anderen Seite arbeitet Golli seit einigen Jahren auch als interkulturelle Trauerbegleiterin. Da lag es nahe, zwei ihrer Herzensthemen in einem Projekt zusammenzubringen. Dank der Unterstützung des Odeon Kinos, des Kölner Kulturamts und weiterer Partner konnte sie ihre Pläne realisieren: Sie hat sechs Spiel- oder Dokumentarfilme ausgesucht, die sich mit Trauer und Sterben befassen. Alle mit einem unterschiedlichen Schwerpunkt und aus verschiedenen Ländern. Die ausgewählten Filme berühren allesamt sehr, ziehen aber nicht runter. Sie zeigen verschiedene Perspektiven auf Abschied, Verlust, aber auch auf Liebe, Wandel und Neubeginn. Im Anschluss an jede Vorführung ist das Publikum zu einem moderierten Filmgespräch eingeladen.
Wenn das Licht zerbricht
Los ging die Reihe mit der Preview des isländischen Spielfilms „Wenn das Licht zerbricht“ im Odeon. Das anschließende Filmgespräch mit Mechthild Schroeter-Rupieper offenbarte viele interessante Einblicke in die Arbeit einer Trauerbegleiterin. Die Gründerin der Familientrauerbegleitung in Deutschland erklärt, warum es so viel Sprachlosigkeit rund um das Thema gibt. „Ich bin bei sowas so ungeschickt“ oder „Was sagt man denn da?“ heißt es auch in dem eindrucksvollen Film, der an dem Abend gezeigt wird. Der dreht sich um das junge Paar Diddi und Una in Reykjavik, die am Beginn einer Liebesbeziehung stehen und sich noch heimlich treffen. Denn Diddi steht noch in einer Fernbeziehung mit Klara, die er allerdings am nächsten Tag beenden möchte. Dazu kommt es aber nicht mehr, da er auf seiner Reise bei einem Tunnelbrand stirbt.

Kuratorin Golli Esmaili Akkus mit Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper.
Trauer ist anstrengend
Trauer ist nicht immer gleich, erklärt Mechthild. Aber Trauern ist eine Fähigkeit, die uns abtrainiert wurde. Wir sollen nicht traurig sein, sollen stattdessen tapfer und stark sein. Männer haben es da noch schwerer. Davon müssen wir wieder weg, findet die Expertin, die auch ein Jahr eine Gruppe Jugendlicher in Haltern im Zusammenhang mit dem Germanwings-Absturz betreut hat. Die Menschen müssen wieder lernen, darüber zu reden. Doch wer darf eigentlich trauern? Und wie begegne ich einer trauernden Person? Das sind zwei der Kernthemen, mit denen sich die Trauerbegleiterin befasst. Trauer ist anstrengend, lautet ihr Fazit.
Täglich Tod
Am Donnerstag, den 22. Mai, geht die Filmreihe Vom Leben und Tod weiter mit dem Film „Der Tod ist ein Arschloch“. In ihrem Dokumentarfilm begleiten Michael Schwarz und Alexander Griesser ein Berliner Beerdigungsinstitut bei der täglichen Beschäftigung mit dem Tod. Ein berührendes, warmherziges Porträt wunderbarer Menschen und eine großartige Ode an die Feier des Lebens, die mit dem Tod nicht endet. Im Filmgespräch stellt sich der Regisseur Michael Schwarz den Fragen des Publikums. Außerdem zu Gast: Bestatterin Fee Vogel sowie Hanna Roth, Geschäftsführerin Pütz Roth und Trauerbegleiterin aus Köln.
Weitere Termine der Filmreihe:
The Farewell am 25. Juni um 18.30 Uhr
Ivo am 3. September um 18.30 Uhr
Tótem am 2. November um 18.30 Uhr
Palliativstation am 23. November um 11 Uhr
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