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Lükes Liebes Leben

Echt nur aufm Handy – Lükes liebes Leben

Dienstag, 10. Oktober 2017 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Letztens mal wieder beim Teleshoppig reingeschaut. Ich muss ja am Ball bleiben, wenn es um kreative Fortentwicklungen der flammenlosen Echtwachskerzen mit Timerfunktion und Fernbedienung geht. Aber wenn ich das richtig sehe, tut sich da in diesem Jahr nix Revolutionäres. Kein Stumpen, der alle 20 Minuten „Stille Nacht“ anstimmt oder ein Feuerwerk raushaut. Stattdessen hatte die Frau, die seit Jahren diese Simulations-Leuchtmittel feilbietet, einen lebensgroßen Weihnachtsmann mit Bewegungssensor dabei, der beim Passieren Musik erklingen lässt und dabei lässig mit den Hüften wackelt. Tolle Sache. Könnte ich mir glatt zulegen. Schon, um meinen Stubentiger zu nerven. Der Spaß sollte mir doch wohl schlappe 170 Euro (!) wert sein. Batterien inklusive.

Höchste Eisenbahn für Weihnachtsgeschenke
Inzwischen ist man beim Teleshopping in Sachen Weihnachtsgeschenke längst in der Last-Minute-Phase. Von früh bis spät suggerieren einem da die unerschütterlich glucksenden Grinsebacken, nun sei es aber allerhöchste Eisenbahn, um noch irgendwelchen Krempel zum Fest der Liebe zu ordern. Was pfeifen sich diese Produkt-Präsentatoren, die nun schon seit  Anfang September inmitten von Christbäumen, Nikoläusen und sonstigem Deko-Plunder arbeiten, vor Dienstbeginn eigentlich ein, um diesen Irrsinn durchzustehen? Nach den Kerzen gab´s bei meiner Sichtung zur Erholung unweihnachtliche Hautpflege-Produkte für die Dame. Darunter eine Creme, die als „Faltenfüller“ angepriesen wurde. 39 Euro 95 sollte der nicht übergroße Tiegel kosten. Liebe Mitbürgerinnen, das gibt’s weitaus preiswerter in jedem Baumarkt. Das Zeug heißt Moltofill und ist schon für gut 5 Euro für den 2-Kilo-Sack zu haben. Wirkung ähnlich.

Schwein laufen durch Brüssel
Aber natürlich verliere ich bei meinem Faible für Wort- und Bildmüll aller Art auch die Hochkultur nicht aus den Augen. Gestern wurde beispielsweise publik, dass der Österreicher Robert Menasse für seinen Roman „Die Haupstadt“ in diesem Jahr den Deutschen Buchpreis erhält. Ob er den verdient hat, kann ich zu meiner Schande nicht beurteilen. Wohl aber, dass es mit der Sprachkultur beim altehrwürdigen Suhrkamp Verlag, wo das Buch erschienen ist, auch nicht mehr weit her ist. Zumindest bewirbt das Unternehmen den Roman auf seiner Homepage mit diesem Satz: „In Brüssel laufen die Fäden zusammen – und ein Schwein durch die Straßen.“ Na, schau an: Ein Schwein da durch Brüssel laufen. Oder wie jetzt? Da rotiert doch der alte Unseld in seiner Grabkammer.

Gefilmte Erfahrung
Letzten Donnerstag bin ich als Kölner mal wieder für umme entspannt durch das Museum Ludwig flaniert. Schöne Sache, das. Fühlt man sich nicht so genötigt, für den Eintrittspreis sämtliche Exponate wegzugucken. Zu meiner Irritation wurde ich allerdings ständig von Menschen, viele offensichtlich Touristen, überholt, die hektisch von Bild zu Bild rasten, mit ihrem Handy ein Foto davon schossen und anschließend noch den Beipackzettel fotografierten, auf dem Titel, Materialität und das Jahr der Erstellung angegeben sind. Und bei besonderem Gefallen stellten die Kunstliebhaber sich noch vor das Werk und schossen ein Selfie. Und dann sind sie vermutlich irgendwann heimgefahren und haben sich auf dem Handy die Ausstellung im Ludwig angeschaut. Liebe Leute, für sowas hat jedes Museum einen Katalog, dessen Reproduktionen weit besser sind als eure selbst geknipsten. Aber darum geht’s offenbar nicht. Vielmehr scheint inzwischen Konsens zu sein, dass Erlebnisse und Erfahrungen nur echt sind, wenn ich sie auf meinem Handy habe. Selbst für den Preis, dass die Leute gar keine Erfahrungen mehr machen.

Bei Pop-Konzerten, die ich zugegebenermaßen lange nicht besucht habe, soll es inzwischen ähnlich zugehen. Musiker blicken kaum noch in entzückte Gesichter, sondern vorwiegend auf gezückte Handys. Und wenn im Kindergarten oder in der Grundschule Kids irgendwelche Darbietungen auf die Bühne bringen, hören und schauen die stolzen Eltern ihnen nicht zu, sondern sind vollauf mit dem Festhalten des Ereignisses auf der Speicherkarte beschäftigt. Wie sieht eigentlich die Nachbearbeitung solcher Erlebnisse aus? Hockt man sich anschließend im Kreise der Familie zusammen, bestaunt die Leistungen der lieben Kleinen bei Knabbergebäck gemeinsam am PC und freut sich, wenn die Bilder nicht allzu verwackelt sind? Ich fürchte, selbst das geschieht nur in Ausnahmefällen. Vielmehr läuft es vermutlich auf ein diffuses Ich-war-dabei, ich-hab´s-gefilmt, wir-haben-nichts-verpasst-Feeling hinaus. Mit der schönen Gewissheit, dass man sich das jederzeit anschauen könnte, wenn jemand möchte. Möchte aber meist niemand. Weil man das Erlebnis selbst eben doch komplett verpasst hat.

Beutelmann und schiebende Radlerin
Jetzt muss ich doch nochmal auf den Beutelmann aus meiner letzten Kolumne zu sprechen kommen, der am späteren Nachmittag regelmäßig mit seinem Rad auf der Severinstraße erscheint. Nein, es ist durchaus nicht so, dass er zur immer größer werden Schar derer gehört, die sich ihren Lebensunterhalt durch das Sammeln von Pfandflaschen verdienen müssen. Flaschen, auch solche aus Plastik, würden in seinen am Rad mitgeführten Baumwolltaschen erkennbare Abdrücke hinterlassen. Doch seine Beutel sind stets prall mit irgendwas Weichem gefüllt. Ob es immer  dieselben Taschen mit derselben Füllung sind, die er aus mir unerklärlichen Gründen durch die Gegend fährt? Keine Ahnung. Aber letztens hab´ ich ihn durch das Schaufenster in einem Copy-Shop gesehen, wo er Fotokopien von irgendwelchen Schriftstücken erstellte, die er anschließend in einen seiner Beutel stopfte. Sollten all seine Taschen womöglich Din A4-Blätter enthalten? Aber was steht da drauf, was macht er damit und warum in aller Welt fährt er sie spazieren? Ich bleib´ da dran.

Genau wie an der Frau mit asiatischen Zügen, die mir jeden Morgen im Rheinauhafen begegnet und immer ein Fahrrad schiebt. Bei der ersten Begegnung vor gut einem Jahr dachte ich noch, ihr Drahtesel habe schlicht einen akuten Defekt. Dem ist aber nicht so. Denn inzwischen habe ich mehrfach beobachtet, wie sie manchmal ihr Rad besteigt, ungefähr hundert Meter damit fährt, um es anschließend weiter zu  schieben. Echauffiert sie das Pedalieren derart, dass sie nicht länger durchhält? Oder kann das Gefährt nicht länger? Ich verspüre zunehmend Lust, im Rahmen eines Wochenendseminars den Beruf eines Privatdetektivs zu erlernen.

Text: Reinhard Lüke

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