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Gesellschaft

Einsatz für eine ge-rechte Sache

Dienstag, 1. Juni 2010 | Text: Doro Hohengarten | Bild: Dorothea Hohengarten

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Seit Jahren spart die Stadt das Grün aus unserem Veedel weg. Ersatzlos verschwinden Bäume, Beete verbreiten blumenlose Trostlosigkeit. „Kein Geld“, heißt meist die knappe Antwort, wenn sich Bürger beschweren – die Fast-Pleite der Stadtkasse als k.o.-Argument. Doch der Südstädter wäre kein Südstädter, würde er es beim Jammern belassen. Viele Bürger haben in den vergangenen Jahren selbst zu Spaten gegriffen und verwahrloste Erdflächen vor ihren Häusern und zwischen Parkplätzen zum Blühen gebracht. In kleinen Gärtchen und Kübeln sprießen Kräuter, Weinreben und Blumen. Guerilla Gardening heißt das, wenn man Flächen bepflanzt, die einem gar nicht gehören.

 

Die Geschichte der Mainzer-Straße-Guerilla

Auch auf der Mainzer Straße gibt es Guerilleros. 2009 war es plötzlich da: ein drei mal ein Meter fünfzig großes Beet, vollgestopft mit Lavendel, Margeriten, Geranien und Rosmarin. Ein provokativer Farbklecks in einer graubraunen Umgebung. Denn nach der Umgestaltung der Straße vor einigen Jahren gab es dort zwar statt Parkplätzen eine Allee zum Flanieren, aber für die Begrünung entlang des Weges hatte die Stadt…na? Kein Geld. Unter den Platanen waren Hundehaufen die einzigen Hingucker.


„Es war trostlos“, sagt Anwohnerin Jutta Büren, die Frau hinter der Aktion. Derselben Meinung war auch Apo, der Pizzabäcker vom Tomatoes. Und Claudia Mundt, eine Anwohnerin. Und die Schmuckdesignerin Tam Ueckermann und die Leute von der Galerie Smend. Und weil die Nachbarschaft auf der Mainzer Straße eine ziemlich umtriebige ist, taten sich alle zusammen beschlossen, ihre Straße aufzuhübschen.

 

Geheime Zeichenbotschaften

Im Herbst verbuddelten sie Narzissen-Zwiebeln. Im Frühjahr sprossen zaghaft Osterglocken in seltsamen Formationen. Schlangenlinien und Kreise, heimliche Zeichenbotschaften der Anwohner. Blüten trug kaum eine der Pflanzen. So machte dieser Testversuch auch gleich die Schwierigkeiten deutlich: Die Erde entlang des Mittelwegs ist festgeklopft, bietet zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe für die Pflanzen.

Die Guerilleros nahmen Kontakt mit der Stadt auf und machten ein Angebot: Wir kümmern uns um Pflanzen und Pflege – und ihr? Mit dem Grünflächenamt wurde besprochen, welche Gewächse im Schatten der Platanen überleben und wie die Allee gestaltet werden kann. Anfang Mai rückten im Auftrag der Stadt Bagger an. Sie lockerten zwischen den Bäumen den Mutterboden auf, so dass Beete entstanden. Dann begann die Pflanzaktion: Jedes Haus entsandte mindestens einen Anwohner für das jeweilige Beet vor seinem Haus.

In eineinhalb Stunden sah die Allee wie neu aus. Seitdem sind mit Salbei, Dickmännchen, Vergissmeinnicht und Rhododendren robuste Pflanzen die Hingucker und nicht mehr Hundehaufen. Die bleiben allerdings ein lästiges Ärgernis, und das obwohl einer der Anwohner, der Fernsehregisseur Heinrich Breloer, einen Hundtütenspender spendiert hat.

 

Ab jetzt muss jeder gießen

Die Kosten für die Pflanzen verteilten sich auf verschiedene Schultern. Einen Teil hat die Stadtgärtnerei gespendet, einen Teil kaufte die Anwohnergemeinschaft mit Erlösen aus dem Mainzer Straßenfest, und einzelne Anwohner haben in ihre Beete auch persönliche Zöglinge eingesetzt – Minze, Zitronenmelisse, Lavendel. Die Anordnung der Pflanzen ist dabei so individuell wie die Bewohner: Manche Beete sind geradlinig und ordentlich bepflanzt, andere wuchern wie wilde Gärtchen.


Für einige Anwohner, wie die Künstlerin Eva Böll, sind die Beete hässlich wie Gräber, viele freuen sich aber auch über die Gestaltung der Mainzer Straße. Die holen die Guerilleros gerne mit ins grüne Boot. „Jeder kann dazupflanzen was er will“, sagt Jutta Büren, „aber jeder muss auf seinem Abschnitt auch gießen und die Pflanzen pflegen!“ Bislang gibt es wenige Verluste zu beklagen, die Passanten respektieren auch ohne Zäune die Grenze zwischen Weg und Beet, abgesehen von ein paar Betrunkenen in der Nacht, bei denen die Grenzen verschwimmen.

 

Bonner Straße: Bürgerengagement gnadenlos zugepflastert

Die Mainzer Straße ist ein Musterbeispiel dafür wie Bürger ihre unmittelbare Umgebung gestalten können, statt vergeblich auf Hilfe von oben zu warten.
Was aber, wenn die Stadt Bürgerengagement von vorneherein verhindert?

 

Werfen wir einen Blick auf die Bonner Straße. Dort wurden in den vergangenen Tagen die kleinen Erdflächen um die neu gepflanzten Bäume herum zugepflastert. Warum? Das ist wohl billiger für die Stadt, denn so muss kein Beet begrünt und saubergehalten werden, vermuten im Gespräch Mitarbeiter des beauftragten Unternehmens. Über einen versenkten Schach werden die Bäume nun fünf Jahre lang gewässert, bis die Wurzeln wasserreiche Erdschichten erreicht haben. MEINE SÜDSTADT hat beim Grünflächenamt Informationen zu den Hintergründen angefragt und wartet noch auf Rückmeldung.

MEINE SÜDSTADT-Leser Oliver Rees schreibt uns unterdessen zu diesem Thema:

„Als Anwohner der Bonner Straße bedaure ich dies zutiefst, da somit die Möglichkeit genommen wurde, die Flächen um die Bäume herum für eine Begrünung der Südstadt zu nutzen. Die ganze Straße sieht jetzt leider aus wie eine Betonwüste ohne jeglichen Flair.

Warum ist es selbst am Barbarossaplatz mit größerem Verkehrsaufkommen für die Anwohner möglich, die Flächen um die Bäume herum zu begrünen und hier auf der Bonner Straße wird dies von vorne herein verhindert?

Besonders schade ist dies, da an anderen Stellen in der Südstadt schöne Beispiele für Stadtbegrünung zu finden sind. So z.B. auf der Mainzer Straße, wo Anwohner die seitlichen Flächen zur Begrünung genutzt haben.“

Was haltet Ihr davon? Ist die Bonner Straße vergleichbar mit der Mainzer Straße? Sollte es dort ebenfalls freie Guerilla-Flächen geben oder droht dort nur Vermüllung?
Ist Bürger-Gärtnern überhaupt der richtige Weg für eine schönere Südstadt?

Schreibt uns Eure Meinung an redaktion@meinesuedstadt.de
 

Kommentare:


SO ein Unsinn mit dem gerede von Guerilla, wir sind doch nicht im Krieg mit unserer eigenen Stadt. Mal zwei Bier oder einen Wein weniger, das ersparte Geld in Pflanzen gesteckt, diese auf in die Erde, und alle haben Freude.
Macht die Stadt bunter. Fragt nicht was kann das Grünflächenamt für uns tun, sondern was können wir tun damit die Stadt grüner wird. Nur Mut es ist noch keiner wegen Wildpflanzung erschossen worden im gegensatz zu machen Guerillakämpfer.


Euer Präsident der Bananenrepublik Bonnerstr.

 Hintergrund: Die Bananenrepublik

Text: Doro Hohengarten

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