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Südstadt

Freilichtmuseum in Flusslage: Der Rheinauhafen – Teil II

Donnerstag, 10. Juli 2014 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wir streifen das Limani mit überbordenden Blumenkästen (Kapuzinerkresse, Rosmarin, Olivenbäume) und stoßen auf einen neuralgischen Punkt: Den Platz vor dem Bona’me. Hier stößt der Ubierring auf den Rheinauhafen. „Das ist ein Nadelöhr“, sagt die Architektin Annette Hillebrandt, mit der wir zu Fuß unterwegs sind (gestern erschien Teil eins unseres Spaziergangs – wir, das sind die Architektin, der Autor und der Fotograf Dirk Gebhardt). Nadelöhr? „Man geht über die Ampel und muss sich verschämt durch einen kleinen Durchlass um eine silberne Entlüftungssäule herum in den Hafen quälen“, sagt Annette Hillebrandt.

Sprich: Der Ring erreicht den Hafen und rasselt symbolisch vor die Wand. Durchlässigkeit geht anders. Bleibt abzuwarten, was passiert, wenn die Straßenbahnschienen einst stillgelegt werden und nur noch die Rheinuferstraße als Trenner bleibt. „Es wäre doch schön, wenn der Ring in diesen Platz einmünden würde“, sagt Annette Hillebrandt.

?An den Glasaufgängen der Tiefgarage entdecken wir etwas Neues: Plakate, aufgeklebt auf die Scheiben, mit Infos für Besucher. „Kunsthafen“, steht da, und wir schmunzeln. Die Kunstszene mit Malern und Bildhauern sei heimisch geworden, heißt es. Aber außer der Galerie Holtmann fällt uns gerade niemand ein. „Generell finde ich diese Info-Plakate nicht schlecht. Sie machen den Raum begreifbar“, erklärt Annette Hillebrandt. „Aber muss es eine aufgeklebte Folie sein? Das hätte man besser hinter Glas gesetzt, so wie die Nummern der Eingänge: Das wäre langlebiger.“

Interessant sind die Folien dennoch: Auf einer heißt es zum Beispiel „Schiffbrücke“, und ich lerne: Im Jahr 960 nach Christus wurde die alte Römerbrücke nach Deutz endgültig abgerissen, und danach gab es erst 1822 wieder eine Querung über den Rhein. Und diese Querung bestand aus… Schiffen. 42 Nachen wurden miteinander verbunden, eine Fahrbahn oben draufgelegt, fertig war die Brücke.

Uns dreien hat sich inzwischen die Materialfrage gestellt. Wir haben den Eindruck, dass es im Hafen – anders als bei der Anordnung der Gebäude – keinerlei Konzept gibt. Es gibt Wohnblocks mit weißen Fassaden und kubischen Elementen, die etwas Maritimes ausstrahlen. Es gibt jede Menge Glas, vor allem an den Kranhäusern.

Es gibt aber auch Verkleidungen aus Corten-Stahl. Der sieht rötlich-verrostet aus und bildet durch Korrosion eine eigene Schutzschicht. Es gibt dunkelrote Klinkerbauten, Fassaden aus geschliffenem Naturstein und solche im 80er-Style mit eloxiertem Aluminium neben solchen aus geschlämmten Ziegeln. Und zwischendrin die alten Gemäuer des Bayenturms, umgeben von Kopfsteinpflaster.

 

Leben in der ‚gated community‘

?Wie wollen wir leben? Wie wollen wir wohnen? Uns fällt auf, dass an diesem Samstag Vormittag so gut wie keine Menschenseele unterwegs ist – abgesehen von Radfahrern und Joggern, amerikanischen Touristen und Pfadfindern aus Minden in Uniform. Kein Vergleich zur Merowinger Straße (geschweigedenn zur Schildergasse). Es gibt hier keinen Alltagsbetrieb, denn es gibt keine Infrastruktur, die die Menschen einladen würde. Alle Läden sind geöffnet und menschenleer zugleich.

„Manche Menschen wollen ja das Leben in dieser ‚gated community‘. Sie mögen die Idee, mit dem Auto in die Tiefgarage bis zu ihrem Fahrstuhl zu fahren, der sie dann aufsaugt, ohne dass sie jemanden treffen. Das sind aber gewiss nicht die typischen Südstädter“, findet Annette Hillebrandt.

Wir stehen auf dem Harry-Blum-Platz, noch so eine Nahtstelle. „Hier gibt es eine echte Verbindung, hier ist der Hafen offen zur Südstadt“, sagt Annette Hillebrandt. „Schade nur, dass die Zukunft des Stollwercks so unklar ist. Das ist sicher ein Wermutstropfen.“ Und noch einen Haken gibt es hier zu besichtigen: funktionale, weiße Plastikzelte direkt an der Treppe zum Yachthafen. „Da würde ich mir stattdessen eine feste Überdachung wünschen für die wechselnden Events“, sagt die Architektin.

Eine Frage festigt sich bei uns dreien: Ist der Rheinauhafen nur ein Museum? Ein Ort, an dem man Architektur besichtigt, sonntags zu Flohmärkten geht und hinterher eine Kleinigkeit isst? Wo man in Showrooms teure Ledermöbel und Badezimmer-Armaturen anschauen (aber nicht bezahlen) kann? Repräsentation: das ist eines der Leitmotive. Hier wird ein Stadtbild zur Schau gestellt.

Wir haben die Kranhäuser erreicht und noch immer kaum Menschen getroffen. „Das liegt natürlich auch an der Aufteilung der Räume“, sagt Annette Hillebrandt. „Hier im Rheinauhafen sind vielleicht 30 Prozent für das Wohnen eingeplant worden, in der Südstadt sind es eher 80 bis 85 Prozent.“

Links von uns liegt friedlich der Yachthafen im Sonnenschein. Zwei Standup-Paddler schweben von Norden her über das Wasser, sie stehen verdammt sicher auf ihren Surfbrettern. „Ja, die Marina, das ist so ein Ort für sich“, findet die Architektin. Wir stehen am Kai, blicken auf die Schiffe und das Kunsthaus Rhenania.

Getting real: nach unserem Dafürhalten hat der Rheinauhafen viel Potenzial, verharrt aber noch im Unwirklichen, in der Bildhaftigkeit. Er muss den Sprung vom schönen Bild zur Realität schaffen. Er muss sich definieren, seine Funktion, sein Leben finden.

 

Vielleicht wird nie eine Einheit aus dem Hafen und der Südstadt. Aber vielleicht muss das auch gar nicht sein. Vielleicht bleiben es zwei verschiedene Viertel, die einander berühren. Aber wäre es nicht trotzdem schön, wenn etwas mehr Leben herkäme – nicht nur sonntags bei Sonnenschein?

 

Teil I des Rheinauhafen-Rundganges: „Schöner Schein – direkt am Rhein

 

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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