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Gesellschaft Kultur

„Gegen die Verkrautung würde ich kämpfen“

Mittwoch, 19. September 2012 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Es ist ein Erlebnis, mit dem Architekten Walter von Lom durch sein Büro in der Rheingasse zu wandern. Eine Wendeltreppe mit Glasstufen führt uns einmal hinauf, dann wieder hinunter, von Modell zu Modell. Eigentlich wollten wir über die Architektur-Biennale „Plan 12“ sprechen, weil er daran beteiligt ist. Aber das Interview nimmt eine andere Richtung: Umringt von den Miniaturen seines Berufslebens (einer beeindruckenden Sammlung von rund 70 Modellen allein im Kellergeschoss) reden wir als erstes über den Rheinauhafen, und Walter von Lom zeigt uns seinen Entwurf – der nie realisiert wurde. Macht nichts: Mit den Kranhäusern von Hadi Teherani kann er sehr gut leben. Unser Gespräch beginnt einfach so, ohne eine nennenswerte erste Frage. Aber wir sind gleich mitten drin in der Kölner Stadtplanung.??Walter von Lom: „Der Rheinauhafen war ganz früher ein Ausflugsziel für die Kölner und hieß ,das Werthchen‘. Eine echte Grüninsel, mitten in der Stadt. Die dann Ende des 19. Jahrhunderts zum Rheinauhafen umgebaut wurde.“

Was für einen Bezug haben Sie zum Rheinauhafen??

„Ich war 15 Jahre lang Vorsitzender des Gestaltungsbeirates der extra für die begleitung und die Qualitätskontrolle dieses neuen Projektes installiert wurde. In diesm saßen die Stadt, die Politik und Fachleute.?Ich habe mich in Köln an allen Wettbewerben beteiligt, auch am Rheinauhafenwettbewerb. Allerdings ohne große Erfolge. Aber die Arbeit von Hadi Teherani war eine der eindeutigsten an dieser Stelle.??Hat er klar gewonnen??„Nein, das Preisgericht konnte sich nicht entscheiden und vergab zwei erste Preise. Den einen für die Idee von Alfons Linster, die Südstadt hinüberzuziehen auf diese Insel, den anderen für Teherani – der in meinen Augen auch der richtigere Entwurf war. Danach sollten die beiden sich zusammenfinden. Und Linster hat sich, seine Idee verwerfend, in die Lösung von Teherani eingebracht. Ich zeige Ihnen gleich mal unseren Entwurf für den Rheinauhafen.“

 


 

Wie passt die Südstadt da hinein??

„Die Südstadt ist wieder ein anderes eigenes Element. Und vor diesem Element liegt der Schleppzug der Lagerhäuser des Rheinauhafens, die dann eben ergänzt werden sollten durch Gebäude unserer Zeit.“??Zeigen Sie uns Ihren Entwurf??„Dafür müssen wir nach oben gehen.“ (Wir gehen die Wendeltreppe hinauf in ein anderes Büro. Dort hängt von Loms Modell des Rheinauhafens senkrecht an der Wand.)??„Sehen Sie, auch wir hatten Hochpunkte geplant, ähnlich wie Teheranis Kranhäuser. Wir wollten aber vier statt drei. Und das Hochhaus am KAP sollte deutlich höher werden. Wussten Sie, dass die Kranhäuser im ursprünglichen Entwurf so gar nicht realisiert werden konnten? Sie waren natürlich viel filigraner und sollten Stützen im Rhein bekommen.“

In Ihrem Entwurf gibt es gar keine Bäume.

?„Nein. Kein Baum. (Er spricht sehr dezidiert). Wir haben uns auch bei der Ausführung gegen jeden Baum ausgesprochen und das aus der Charakteristik und der Geschichte des Rheinauhafens begründet – und nicht aus der Geschichte des Werthchens, der alten Grüninsel.“??Sie hielten sich ans Industrielle.?„Genau. Und da hätten Bäume gestört. Ich finde, der Rheinauhafen hat eine wunderbare eigene Charakteristik gehabt und diese sollte auch in der Neubebauung und Neunutzung spürbar bleiben., die kann einem liegen oder nicht. Das Severinsviertel hat ja auch eine ganz eigene Charakteristik, und die hat aber mit dem Rheinauhafen wenig zu tun.“

Und das da an der Straße auf Ihrem Modell: Sind das nicht doch Bäume?

?„Ja, aber eben nicht im Rheinauhafen, sondern daneben, an der Rheinuferstraße. Es gibt diese Bäume schon heute, ein Stück Allee hinter der Südbrücke und im Norden. Das müsste konsequent nach Norden und Süden in höherer Dichte verlängert werden.

 

“??Schmerzt es Sie im Rückblick, dass Sie mit Ihrem Entwurf nicht gewonnen haben??

„Ja, aber ich habe dann den Entwurf von Teherani mitgetragen und dafür gekämpft. Wir hatten ganz strenge Maßstäbe an alle Neubauten innerhalb dieses Konzeptes gelegt. Der einzige Ausreißer war aus diesem strengen Gestaltungskonzept war später der Neubau für Microsoft. Keiner wollte das, diese Computerkiste.

 

“??Da hat der Name Microsoft wohl geholfen?

?„Natürlich. Da war nichts zu machen, Microsoft wollte dieses Markenzeichen“

 

??(Fotograf Dirk Gebhardt fragt): Und wie gefallen Ihnen die Flachgebäude, die wie Legebatterien zwischen den Kranhäusern stehen?

?„Diese Strenge und das Stringente, das gehört nun einmal zum Hafen.“

 

??Sie sind also glücklich, so wie es jetzt ist?

?„Ja. (Er lächelt) Und ich würde gegen jede Verkrautung kämpfen.“

 

 

Trotzdem: Es ist nach wie vor wenig Leben im Rheinauhafen. Hat man das bei all der Strenge unterschätzt?

?„So ein Quartier muss sich einleben. Das ist doch ein wunderbarer Promenadenweg von der Hohenzollernbrücke bis zur Südbrücke. Aber, ja, es könnte mehr Leben hier sein. Aber die Gebäude sind leider nicht durchmischt worden mit preiswertem Wohnraum.“??

 

Je mehr Durchmischung, desto größer die Nachhaltigkeit?

?„Architekten träumen davon, die Inhalte ihre Stadtentwürfe sozial zu durchmischen. Aber die Leute, die sich für 7.000 Euro pro Quadratmeter eine Wohnung kaufen: Die wollen in der Regel in der Wohnung darunter keine Familie, die gerade mal 5,50 Euro Miete pro Quadratmeter aufbringen kann.“??

 

Sie haben schon angedeutet, dass es Ihnen liegt, wenn alte Gebäude und Strukturen erhalten bleiben und ergänzt werden durch neue. Ist das Ihr Verständnis von Städtebau?

?„Ich bin jemand, der sehr stark auf das Vorhandene eingeht und seine Konzepte dann damit weiterentwickelt. Gute Architektur, das ist das Eingehen auf die Situation, auf den Inhalt der Aufgabe , und der Verdeutlichung der Charaktereigenschaften des Bauherrn und des Architekten. So entstehen völlig unterschiedliche Gesichter von Architektur, aber es kommt immer eine diskutable Architektur dabei heraus. Ich selbst bin ja aus einer Zeit, in der man alles noch zeichnerisch und mit Modellen gelöst hat.“??

 

Zum Beispiel??

„Wir haben mal einen Pylon für die Stadt Dortmund entworfen… (er schaut herum und zieht alsbald einige Bilder hervor, darauf eine geschwungene Konstruktion, einer Muschel gleich, mit einer langen Spitze). Sehen Sie, das ist der Zugang zu einer U-Bahn-Station, direkt neben der Reinoldi-Kirche. Da wäre ein Computer für die Berechnungen und Zeichnungen wahrlich traumhaft gewesen.“??

 

Welches Gebäude in Köln gefällt Ihnen sonst??

„Besonders gut finde ich das alte Wallraf-Richartz-Museum, das heutige Museum für Angewandte Kunst. Der Architekt – Rudolf Schwarz – hat die alte Stadtstruktur in eine ganz moderne Architektur umgesetzt: in eine Art Einfamilienhaus für die Kölner Malschule.“??

 

Damit meinen Sie??

„Die mittelalterliche Malschule um Stephan Lochner.“??

 

Wer war Rudolf Schwarz??

„Er war Architekt und Städtebauer und hat die Grundlagen für den Wiederaufbau Kölns nach dem Zweiten Weltkrieg definiert. Gebaut hat er in Köln mehrere Kirchen den Gürzenich und eben das Wallraf-Richartz Museum. Wir haben dann später das alte Wallraf-Richartz-Museum neu eingerichtet. Das heißt, wir haben in denkmalpflegerischer Weise alles wieder so hergerichtet, wie es ursprünglich von Schwarz gedacht war bevor alles hineingebaut und zugebaut wurde, was man in der Verzweiflung tat, um Raum und Hängeflächen zu schaffen. Da kam ja damals die Sammlung Ludwig dazu, die Moderne, und die großen Kompositionen und Gemälde, die brauchten Platz und Hängeflächen“??

 

Was ist Ihr Beitrag zur „Plan 12“??

„Wir arbeiten zusammen mit Andreas Denk, er hat eine Professur für Architekturgeschichte und -theorie an der FH hier in Köln. Ziel ist es, unseren Bestand hier inhaltlich und in seiner Substanz aufzuarbeiten und dann einem Archiv zu übergeben.“??Welchem??„Am liebsten dem Kölner Stadtarchiv. Oder sonst dem geplanten Baukunst Archiv NRW in Dortmund. Das Land hat ja bislang noch kein Architektur-Archiv.“?

Herr von Lom, letzte Frage: Zieht es Sie nach China?

?„Da gibt es in der Tat Aufgaben in einer anderen Dimensionen . Das Schlimme ist, dass dazu alte Strukturen komplett zerschlagen werden. Ich war einst in Singapur im chinesischen Viertel, da gibt es drei- bis viergeschossige Straßenzüge mit der darin enthaltenen vielschichtigen meist privaten Nutzung. das hat mir in seiner charakteristischen Lebendigkeit sehr gut gefallen. Heute wird so etwas über Nacht abgerissen, und dann stehen da bald anonyme Gebäude mit 30 bis 60 Geschossen. Mich frei zu bewegen, mich dort einbringen zu können, das würde mich schon locken. Ich bin aber noch nie gefragt worden.??

 

Herr von Lom, herzlichen Dank für das Gespräch.??

 

 

Und hier der Link zu den Vorträgen und Aktivitäten des Büros Walter von Lom auf der „Plan 12“.

 

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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