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Gesellschaft

„Humboldt gegen Homophobie!“

Donnerstag, 4. Juli 2013 | Text: Gastbeitrag | Bild: Helena Mainka / Barbara Siewer

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

„Wie schwul ist das denn?! – ein von Vielen benutzter Spruch. Dass sie dabei streng genommen Homophobes äußern, kommt ihnen gar nicht in den Sinn. Aber wo beginnt Homophobie? Was können Jugendliche dagegen tun und wie realisierten sie jüngst eine Aktion gegen Homophobie am Humboldt-Gymnasium?
„Unter Homophobie versteht man die sachlich durch nichts zu begründende Angst vor homosexuellen Menschen und ihren Lebensweisen.“
So informierte am Freitag, den 17. Mai 2013 ein Aushang im Humboldt-Gymnasium Köln die Schüler über die Aktion, die von der SV ins Leben gerufen wurde.

Der 17. Mai nämlich war der Internationale Tag gegen Homophobie, und die Schüler des Humboldt-Gymnasiums nahmen ihn zum Anlass, ein Zeichen zu setzen. 600 bunte Handabdrücke wurden auf einem riesigen Stoffbanner gesammelt, auf dem in Blockbuchstaben „HUMBOLDT GEGEN HOMOPHOBIE“ geschrieben steht und mit dem sich die Schüler symbolisch gegen die Diskriminierung von Schwulen und Lesben aussprechen. Drei Wochen lang hing das Banner am Eingangstor der Schule.
Es ist eine der jährlichen Aktionen, die an den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ erinnern, zu der sich das Humboldt-Gymnasium seit 2007 neben 680 weiteren Schulen bundesweit zählt.

Carlo, 17 Jahre alt, ist aktives Mitglied der SV und hat mit geplant. Für ihn definiert sich Homophobie schon dadurch, einen Unterschied zwischen homo- und heterosexuell zu machen. Er regt sich über Homophobie in der aktuellen Regierungspolitik auf und sieht es auch als aktuelles Thema bei Jugendlichen. Besonders verbal werden Schwule oft indirekt diskriminiert. Sätze wie „Wie schwul ist das denn?!“ haben sich teilweise in die Sprache integriert. Mit der Aktion möchte er vor allem erreichen, dass sich die Schüler bewusster ausdrücken.
Bisher ist am Humboldt-Gymnasium kein Fall von Mobbing oder körperlichen Angriffen auf Schüler aufgrund ihrer sexuellen Orientierung bekannt. Carlo und auch vier weitere befragte Schüler erleben die Schule als sehr tolerant und offen diesem Thema gegenüber.

Emma, 18 Jahre alt, sieht durch das Projekt keine starke Veränderung im Verhalten der Schüler. Sie bezeichnet die Aktion als „eher symbolisch als inhaltlich“ und findet die Idee gut, die hinter dem Projekt steht. Es gäbe mehr Ausführungspotenzial, wie beispielsweise Veranstaltungen oder Projektwochen, aber momentan gebe es keinen dringenden Anlass dafür. Das primäre Ziel der Aktion sei, die im Grunde nicht homophobe Atmosphäre in der Schule beizubehalten.

Viel Aufmerksamkeit hat das Projekt auf jeden Fall erreicht. Bei Facebook hat die SV ein Foto gepostet, auf dem das Plakat zu sehen ist, wie es am Schultor hängt. Carlo erzählt stolz, dass es der meist geteilte, kommentierte und der Beitrag mit den meisten „Likes“ der Humboldt SV war. Auch andere Schulen aus Köln teilten das Foto auf ihrer Seite. ?Durch die auffällige Platzierung des Banners entstanden auch einige Gespräche in der Unterstufe über Homophobie. Sie informierten sich bei der SV und tauschten sich mit ihren Freunden aus. Die Aufklärung der „Kleineren“ ist ebenfalls im Sinne des Projekts, da hier so früh wie möglich Vorurteile und Zerrbilder vermieden werden können, um so unbegründete Aversion gegen  gleichgeschlechtliche Liebe gar nicht erst entstehen zu lassen.

Der Schulleiter Herr Dr. Junge betont, Ziel sei, dass Homosexualität kein Sonder-Thema mehr in der Öffentlichkeit sei, sondern zur Normalität gehöre. Deshalb sei eine schulische Veranstaltung eigens zu dem Thema auch „übertrieben“, man solle es nicht zu sehr strapazieren, sondern es „normal halten“. Er stehe jedoch sehr hinter dem Engagement der SV. Ihm ist vor allem der präventive Aspekt der Aktion wichtig. Durch das Senden eines Signals finde eine Auseinandersetzung mit dem Thema statt. Die Schulatmosphäre gestalte sich durch Gemeinschaftsaktionen wie diese so, dass die Mehrheitsströmungen in die soziale Richtung laufen.

Wenn sich eine Schule offiziell gegen Homophobie ausspricht, stellt sich die Frage, was passiert, wenn sich ein Schüler trotzdem homophob äußert. In der Schulordnung sei nichts geändert worden, so Herr Dr. Junge. Bei unbegründeten Beschimpfungen und Beleidigungen, die Menschen in ihren Persönlichkeitsrechten verletzen, mit oder ohne Bezug zur Homosexualität, habe er als Schulleiter eine Schutzfunktion um den Schulfrieden herzustellen und verordne als Konsequenz eine Disziplinarkonferenz. Bei gewalttätigen Übergriffen erfolge eine Verurteilung nach dem Strafgesetz.

„Humboldt gegen Homophobie“ ist also eine Aktion, die sich mehr auf die Symbolik als auf Taten stützt, die jedoch in den Köpfen der Schüler ein Bewusstsein schafft, sich mit Homosexualität auseinander zu setzen. Sie leitet an, zu hinterfragen, in wie fern wir, öfter als wir denken, das Wort „schwul“ in falschem und abfälligen Zusammenhang benutzen. Und sie fordert auf, darauf zu achten, eine soziale Gemeinschaft zu bilden.

Und wo ist das Banner jetzt?
„Es liegt zum Trocknen im Keller“, sagt Carlo. Und wird nächstes Jahr am 17. Mai, zum Internationalen Tag gegen Homophobie, wieder hervorgeholt und an die Außenwand des Humboldt-Gymnasiums gehängt. Ob sich dann etwas geändert hat? Es braucht nicht immer einen bestimmten Vorfall, um sich gegen etwas auszusprechen. Die Schüler des Humboldt-Gymnasiums waren vor der Aktion und sind es immer noch eine sehr tolerante Gemeinschaft, die jedes Jahr aufs Neue Flagge zeigt.
 

 

Die Autorin, Theresa Mainka, ist Kölnerin von Geburt und machte gerade ihr Abitur. Sie spielt Saxophon und interessiere sich für ferne Länder.

 

Text: Gastbeitrag

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