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Gesellschaft

Katzenfilet mit Kräuterkruste und Kartoffeltalern?

Donnerstag, 8. Januar 2015 | Text: Alida Pisu | Bild: Scott Granneman /CC-BY-SA-2.0

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Fast 30 Millionen Haustiere leben in unserem Land. Davon sind 12 Millionen Katzen, 7 Millionen Hunde und 6 Millionen Vögel. Sie sind für ihre Halter Freund, Begleiter, Ansprechpartner, Familien-Mitglied oder auch: „mein Ein und Alles“. Wer ein Tier hat, der liebt es und sorgt gut für den haarigen, gefiederten oder schuppigen Freund. Fast 4 Milliarden Euro im Jahr lassen sich die Deutschen ihre Tierliebe kosten. Futter, Leinen, Körbchen, Leckerli, klümpchenfreies Katzenstreu –  was das Tierherz begehrt, wird herbeigeschafft.

Ob ein Tierhalter sich jemals vorstellen könnte, nach dem Messer zu greifen, wenn er Hunger verspürt und sein „Ein und Alles“ zu töten? Das Tier dann zu häuten, es auszunehmen, zu braten und sich sein „Katzenfilet mit Kräuterkruste und Kartoffeltalern“ schmecken zu lassen? Das könnte sich wohl kaum jemand vorstellen! Wer es dennoch täte, der würde angeklagt und müsste sich vor Gericht wegen Tierquälerei verantworten.

Niemand aber muss sich wegen Tierquälerei verantworten wegen der 750 Millionen Tiere, die bei uns jährlich in Schlachthäusern ihr Leben lassen. Es sind ja NUR „Nutztiere“. Wie sie erzeugt, gehalten und geschlachtet werden, das will eigentlich niemand so genau wissen. Sicher, mindestens einmal im Jahr gibt es einen Fleischskandal. Dann decken irgendwelche Tierschützer auf, wie es in der Massentierhaltung zugeht.
So auch im Dezember 2014, als Aufnahmen aus einem Wiesenhof-Zuliefer-Betrieb auftauchten, die zeigten, wie Arbeiter mit Mistgabeln auf lebende Enten einschlagen, sie aufspießen und aussortieren. Begründung für diese Grausamkeiten der Massentierhaltung ist immer wieder dieselbe: „Es geht nicht anders, weil der Konsument billiges Fleisch haben will. Bessere Tierhaltung bedeutet: höhere Kosten. Die kommen über den Preis nicht rein. Der Verbraucher ist nicht bereit, mehr dafür zu bezahlen.“

Andererseits ist der Verbraucher aber auch für Tierschutz und möchte eigentlich keine „Produkte“ aus Massentierhaltung. Eigentlich. Und dieses „Eigentlich“ ist ein weit verbreitetes Dilemma. Viele Menschen versuchen, dem zu entgehen, indem sie bewusst wenig Fleisch kaufen und wenn, dann nur in Bio-Qualität. Dafür bezahlen sie mehr und haben ein halbwegs gutes Gewissen. Nicht wenige essen nur noch vegetarisch oder vegan. Aber das kann und will nicht jeder. Deshalb: könnte der Ausweg aus diesem Dilemma nicht auch ein völlig anderer sein? Nämlich der, dass wir endlich aufhören in den Kategorien von „Haustier“ und „Nutztier“ zu denken und stattdessen das Tier als „Mitgeschöpf“ betrachten?

Denn dann stellte sich noch drängender und unausweichlicher die Frage: dürfen wir einem Mitgeschöpf Gewalt antun? Dürfen wir Kälber kurz nach der Geburt von ihren Müttern trennen, sie in enge Boxen sperren, in denen sie sich noch nicht einmal umdrehen können? Dürfen wir Hühner so züchten, dass sie in kürzester Zeit möglichst viel Fleisch ansetzen, sich dadurch jedoch nicht mehr auf den Beinen halten können? Dürfen wir Tiere zu Objekten degradieren und ihnen einen Wert beimessen, der bei „Samstagskracher: Puten-Rollbraten, 1 kg aus der Oberkeule, saftig, 4,99 Euro“ liegt?

Wenn wir diese Fragen allesamt bejahten, dann müssten wir einige Tatsachen ausblenden. Es dürfte wohl niemand ernsthaft bestreiten, dass Tiere Lebewesen sind, die Schmerz empfinden können. Das Tierschutzgesetz besagt: „Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Sind Massentierhaltung und Tierversuche vernünftige Gründe?

Bekanntermaßen hatte das Schnitzel auf dem Teller mal einen Kopf mit Augen, Ohren, Maul und Nase. Einen Leib mit Bauch und Beinen. Kopf, Leib und was alles noch dazu gehörte, hätten gerne Tageslicht gesehen, sich grunzend im Schlamm gewälzt, behaglich in der Sonne gelegen. Wie ein Schweineleben halt aussähe, wenn es könnte. Damit wir uns nicht missverstehen: ich gönne jedem sein Schnitzel, will auch nicht verschweigen, dass ich selbst zwar wenig, aber dennoch Fleisch esse. Trotzdem gönne ich auch dem Schwein, dem Rind, dem Huhn ein Leben ohne Angst, Leid und Schmerz. Und deshalb habe ich begonnen, ganz bewusst Verzicht zu üben.

Den letzten Schubs gab mir eine Internetseite: Tierfreitag. Zufällig stieß ich auf sie, als ich nach einem vegetarischen Rezept suchte. Sie versteht sich als Sammelstelle pflanzlicher Rezepte und vorbildlicher Tierhaltungsprojekte. Auf Anhieb begeistert, überlegte ich, wie man den Tierfreitag umsetzen und die Idee weiter verbreiten könnte. Seine Idee verstehe ich so: einmal in der Woche, es muss ja nicht unbedingt ein Freitag sein, weder Fleisch noch Fisch zu essen und sich stattdessen ein leckeres vegetarisches oder veganes Essen schmecken zu lassen. Ein fleischfreies Mahl sollte auch für Menschen möglich sein, die normalerweise Fleisch verzehren, ohne sich intensiv mit den Unterschieden zwischen vegetarisch und vegan beschäftigen zu müssen. Und ohne Zwang und ohne zu müssen. Aber es als eine Alternative und eine Möglichkeit zu sehen.

Über diese Möglichkeit und über „Das Tier als Mitgeschöpf“ mache ich am Sonntag, den 18. Januar, gemeinsam  mit Pfarrerin Anna Quaas, in der Lutherkirche einen Gottesdienst. Zu ihm sind ALLE eingeladen, nicht nur Protestanten. Alle, denen das Tierwohl am Herzen liegt. Im Anschluss an den Gottesdienst werden wir miteinander tierfrei essen. Es wäre toll, wenn jeder, der kann und will, etwas mitbringt, das wir dann teilen.

Noch zwei Anmerkungen. Die weit verbreitete Ansicht, dass bei vegetarischer Ernährung zwangsläufig Mangelerscheinungen auftreten müssten, ist Unsinn. Fleischlose Nahrung ist seit Jahrhunderten fest etwa in der indischen Kultur verankert. Und die indische Bevölkerung schrumpft nicht etwa, ganz im Gegenteil, sie wächst und gedeiht. Gegenwärtig ernähren sich 40 Prozent aller Inder vegetarisch, das sind 400 Millionen Menschen. Sie erfreuen sich bester Gesundheit. Auch der wohl bekannteste Inder, Mahatma Gandhi, war Vegetarier. Er sagte: „Wir sollten aufhören, unsere Mitgeschöpfe für unsere körperlichen Bedürfnisse zu töten“.
Paul McCartney, seit den 1970er Jahren Vegetarier, hat sogar ein Lied geschrieben, den „Meat Free Monday Song„. Yeah, Mr. McCartney, Sie verstehen es immer noch, uns zu rocken! Thank you!

 

„Das Tier als Mitgeschöpf“

Gottesdienst mit anschließendem Tierfreitags-Mahl, in der Lutherkirche, am 18. Januar 2015 um 11.15 Uhr, Martin-Luther-Platz 2 – 4
 

Text: Alida Pisu

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