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Kolumne

Lasst uns küssen!

Mittwoch, 1. Juni 2011 | Text: be süd

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich möchte Mal meinen, dass ich ein Kosmopolit bin. Ein Weltbürger eben, tolerant, kultur- interessiert und stets offen für Neues. Doch kürzlich, bei einer ganz normalen alltäglichen Tätigkeit, „dem Begrüßen von Fremden“, bin ich regelrecht aus den Latschen gekippt!

Ich möchte Mal meinen, dass ich ein Kosmopolit bin. Ein Weltbürger eben, tolerant, kultur- interessiert und stets offen für Neues. Doch kürzlich, bei einer ganz normalen alltäglichen Tätigkeit, „dem Begrüßen von Fremden“, bin ich regelrecht aus den Latschen gekippt!
Sag mir, wie du grüßt und ich sage dir, wer du bist! So ist es geschehen. Ich bin mit einer spanischen Freundin zu einem Flamenco-Konzert in der Lutherkirche unterwegs. Ein super Platz, mein Schulspanisch auszutesten!
Etwas schüchtern laufe ich ihr hinterher. Werde ich mich trauen? Nachdem wir angekommen sind, werden wir von einer Gruppe wildgewordener, laut sprechender (ich verstehe nichts!) wildfremder, spanischer Menschen empfangen, die mir viel zu nah kommen und mir Küsschen links und rechts verpassen! Etwas verwirrt stehe ich da. Ich bekomme natürlich keinen Ton heraus. Wieso begrüßen mich wildfremde, spanische Menschen persönlicher als meine eigene deutsche Familie?

Ein paar Wochen später… Nichts ahnend sitze ich im Park und treffe auf eine gute Freundin. „Hola! Das sind meine spanischen Freunde aus Hamburg“. Während ich mich automatisch Richtung Freunde der Freundin bewege, „Hola“ antworte ich, meine rechte Hand ausstrecke, mich langsam nach vorne beuge, und immer näher komme…, gehen die Freunde der Freundin etwas überrascht, einen Schritt nach hinten. Daraufhin stolpere ich über meine eigenen Füße und verliere die Balance! Während meine Lippen verzweifelt die Wangen suchen, ergibt sich eine unglückliche Ausgangsposition und so kollidieren wir mit unseren Nasen! Auweh! (Die Nase ist ein unglaublich empfindliches Organ!) Ein Schmerzensschrei später, während wir unsere Nasen reiben und in einer peinliche Stille verharren, fangen wir an zu lachen!
Haben die Spanier zu lang in Hamburg gelebt? Gibt es etwa Begrüßungsregeln wie: Spanier, die mehr als 10 Jahre in Hamburg gelebt haben, begrüßt man mit der Hand? Hier in der Südstadt wird man meist mit einem Küsschen links und rechts auf die Wange begrüßt. War es immer so? Wer hat das Küssen in Europa überhaupt salonfähig gemacht?
Anscheinend gibt es keine richtigen Begrüßungsregeln, außer natürlich in der Arbeitswelt! Wir sind Europäer und als solche lassen wir uns gerne von unseren Nachbarn inspirieren. Wir trinken keinen Kaffee, sondern Latte Machiatto! Wir bedanken uns mit Merci und wenn wir begeistert sind sagen wir wow!
Wie begrüßen sie eigentlich Fremde in ihrer „privaten Welt“? Sagen sie nur Hallo, oder Hi? Geben sie die Hand, oder einen Kuss? Gibt man Wangenküsschen, links–rechts oder rechts-links? Gibt es eine Kuss-Choreographie? Wie war das nochmal, gibt man in Frankreich 2, 3 oder 4 Küsse? Übrigens die Franzosen waren es, die das Küssen in Europa salonfähig machten. Das Küsschen links und Küsschen rechts haben wir Europäer uns von denen abgeschaut. Sie sind die Nummer eins, wenn es ums Küssen geht, fragen sie doch mal einen Franzosen!

Wieso küssen wir und wo kommt das Küssen eigentlich her? Die Kulturwissenschafftlerin Ingelore Ebberfeld glaubt, dass „der Kuss aus dem Belecken und Beschnüffeln unserer Vorfahren am Hinterteil hervorgegangen ist.“ (www.rewirpower.de) Wollte ich das wirklich wissen?
Jedes Bundesland/ Land begrüßt anders. In Nord-Deutschland wird meist jeder mit der Hand begrüßt, egal ob Geschäftspartner oder Familienmitglied. In München haben sich die Luftküsse etabliert, einmal links und rechts, wichtig, man achte steht´s darauf, die Wangen nicht zu berühren, die Küsse werden in die Luft gegeben. Bei den Franzosen wird der Kuss nur angedeutet, in Nordfrankreich küsst man sich 4 mal, im Süden Frankreichs 2-3 Mal, in Südamerika nur einmal, in Japan niemals, denn für die Japaner ist der Wangenkuss eine Art Vorspiel. In Russland küssen sich die Männer auf dem Mund und in Neuseeland gibt man sich Nasenküsschen.
Übrigens, Küsse sind besser, als jede anti-aging Medizin. Regelmäßige und ausgiebige Küsse verlängern das Leben bis zu 5 Jahren! Das Immunsystem wird gestärkt und man bekommt weniger Pickel, weil beim Küssen 29 Gesichtsmuskeln betätigt werden. Außerdem schüttet den Körper jede Menge Glückshormone aus, so wie beim Schokoladen essen, aber in Gegensatz dazu nimmt man beim Küssen nicht zu, denn Küssen verbraucht mindestens 12 Kalorien pro Kuss. Also, lasst uns küssen! Schmatz!

Text: be süd

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