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Kultur

Leidenschaft für Leica

Freitag, 13. Juni 2014 | Text: Nora Koldehoff | Bild: © Sammlung Knut Kühn-Leitz

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Fotoausstellungen haben in der Regel einen von zwei möglichen roten Fäden: Entweder stammen alle Aufnahmen von demselben Fotografen. Oder es geht um ein bestimmtes Thema. Im ‚Forum für Fotografie‘ an der Schönhauser Straße hingegen ist seit vergangenem Samstag eine Ausstellung zu sehen, deren Bilder eine ganz andere Gemeinsamkeit verbindet: die Kamera, mit der sie gemacht wurden.

Leica ist Kult – selbst dann, wenn niemand auf den Auslöser drück. Selbst dann, wenn die kleine Kamera, die 1924 die Vorherrschaft der unhandlichen Mittelformatkameras beendete, nur als Sammlerobjekt in der Vitrine liegt. Wenn Fotografen sie aber für das benutzten, wofür sie Oskar Barnack, der Leiter der Leitz-Versuchswerkstatt für Mikroskope, entwickelt hatte, dann entstanden nicht selten Meisterwerke der Fotografiegeschichte. Etwa neunzig davon versammelt nun die Ausstellung im ‚Forum für Fotografie‘, die noch bis zum 13. Juli zu sehen ist.

Zu den bekanntesten der gezeigten Bilder zählt ein Abzug von Will McBrides Portrait des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer (1965). Genauso bekannt ist auch Ulrich Macks Aufnahme ‚Kenndys Triumphfahrt 1963‘. Sie zeigt den amerikanischen Präsidenten bei der Fahrt im offenen Wagen durch Berlin mit Adenauer und Willy Brandt, dem damaligen Regierenden Bürgermeister der geteilten Stadt.

 

Weltberühmt durch die symbolische Bedeutung, die ihm sofort zugesprochen wurde, ist auch Robert Lebecks Foto eines jungen Afrikaners, der dem belgischen König Baudouin bei einem Besuch in der ehemaligen Kolonie Kongo den Degen entreißt: Bis heute symbolisiert der Diebstahl des Herrschaftsattributs das endgültige Ende und die moralische Fragwürdigkeit der belgischen Kolonialherrschaft in Afrika.

Technisch möglich waren all diese Aufnahmen nur dadurch geworden, dass ihre Fotografen nun mit leichter Kamera spontan auf die Szenen reagieren konnten, die sich vor ihrem Objektiv abspielten. Wäre vorher aufwändig eine Mittelformatkamera aufgebaut worden, die schon wegen ihres Gewichts ein Stativ erfordert hätte; hätte der jeweilige Fotograf erst mühsam Blende und Belichtungszeit einstellen müssen, wäre der historische Moment vorbei gewesen, bevor er auf den Film gefunden hätte.

 

„Kennedy in Berlin“ 1963 von Ulrick Mack.

Dass die Leica damit nicht nur Technik-, sondern auch Medien- und Kunstgeschichte schrieb, belegen in der Kölner Ausstellung viele andere Fotos, die bald nach ihrer Entstehung und Publikation bekannte Zeitdokumente und teilweise weltberühmt geworden sind. Zu sehen sind ausschließlich Schwarz-Weiß-Aufnahmen, unter anderem von Erich Salomon, Henri Cartier-Bresson, René Burri, Barbara Klemm, Paul Wolff, Werner Bischof, Elliot Erwitt, Thomas Hoepker, Marc Riboud, Sebastiao Salgado.

Zusammengetragen hat sie Knut Kühn-Leitz, der Enkel von Ernst Leitz. Sein Großvater war nach einer Feinmechanikerlehre und einer Ausbildung zum Kaufmann mit fünfunddreißig Jahren Teilhaber des väterlichen optischen Unternehmens in Wetzlar geworden, das er nach dem Tod des Vaters 1920 als Alleingesellschafter weiterführte. Sein Mitarbeiter Oskar Barnack, der als Leiter der Konstruktionsabteilung für Mikroskope arbeitete, fotografierte in seiner Freizeit selbst und transportierte dafür trotz seines Asthmas eine der damals üblichen Balgenkameras mit in die Berge.

 

Es lag also nah, das Gewicht seiner Ausrüstung zu mindern, und so entwickelte Barnack schon 1914 in Privatarbeit die erste Kleinbildkamera, die Ur-Leica (das Wort kommt von „Leitz Camera“). Der erste Weltkrieg verzögerte vorerst ihren Durchbruch. Doch zehn Jahre später, in denen Barnack das Ursprungsmodell weiterentwickelte, beschloss Ernst Leitz die Fertigung der Kamera in Serie. Eine Entscheidung, die nicht nur als die wichtigste unternehmerische Entscheidung seiner Karriere gewertet wird, sondern auch die Fotografie – und insbesondere die Reportagefotografie – revolutionierte.

 

Kritisch und kontrovers wurde diese Entscheidung diskutiert und als erhebliches Risiko betrachtet, fehlte es doch an Vertriebswegen zur Zielgruppe der Amateurfotografen, am Interesse des Fotohandels, sich auf die neue Technik einzulassen und durch Inflation, Währungsreform und Arbeitslosigkeit an den finanziellen Mitteln für Luxuskäufe in der Bevölkerung. Jedoch beendete Leitz die Diskussionen mit dem Satz „Ich entscheide hiermit, es wird riskiert“, und betrat neue Ufer.

Dass diese Entscheidung zwar eine unternehmerische war, tatsächlich aber auch mit großer Leidenschaft für das Medium Fotografie verbunden war, zeigen einige Aufnahmen, deren Autor kaum jemandem etwas sagen wird, der sich in der Leica-Geschichte nicht wenigstens ein wenig auskennt: Die kleinen Stadt- und Landschaftsansichten fotografierte Oskar Barnack selbst – mit seiner Ur-Leica.
 

Text: Nora Koldehoff

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