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Bildung & Erziehung Familie Gesellschaft Südkids

Lockerlassenlernen zum Weltkindertag

Sonntag, 22. September 2013 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Bildmontage / Mattel Barbie®

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Weltkindertag – was bedeutet das? Ist das wie Muttertag? Oder bedenkt man einmal im Jahr in einer riesigen Spielstraße am Rhein die Kinder, und das war es dann für den Rest des Jahres? Könnte es nicht vielleicht auch ein Anlass sein, über die Welt unserer Kinder nachzudenken und diese auch zu überdenken?

Eine Mutter sitzt auf der Bank am Spielplatz, während ihr kleines Kind den Sandkasten umgräbt, und anschließend, nachdem der Sand erfolgreich umgepflügt wurde, neugierig in Richtung Klettergerüst tapst. „Nicht so hoch… Vorsicht!“ Und anschließend klaubt die Mutter ihr Kind vom Gerüst herunter, spielerisch schaukelnd, beide fröhlich.
Ein Moment, wie ihn beinah jeder kennt, schon einmal beobachtet oder selbst erfahren hat. Und auch nachvollziehen kann, denn die drohende Gefahr des Herunterfallens und Verletzens war von der Mutter erkannt und gebannt worden, bevor sie überhaupt akut wurde.

Doch was hat das Kind dadurch erfahren? Jemand sagt ihm, wann es das, was es gerade vorhat, abzubrechen hat, wann etwas zu gefährlich ist, wann es nicht mehr klettern sollte. Es hatte nicht die Gelegenheit, selbst herauszufinden, wann es nicht mehr weiter klettern möchte, sich überfordert fühlt oder Angst bekommt.

Was macht die Kinder stark – stark für das Leben. Was dazu gehört, wie die Wertung aussieht, das definiert schon jedes Elternteil unterschiedlich. In einem Fall wird auf Durchsetzungskraft und Anpassungsfähigkeit gesetzt, im anderen stehen Mitgefühl und soziale Kompetenz im Fokus, im dritten größtmögliche Leistung und Erfolg in schulischer Bildung und so weiter.

Selbstverständlich möchten alle Eltern, dass es ihren Kindern gut geht. Doch darüber, was ihnen an eigenen Erfahrungen zuzumuten ist, da scheiden sich die Geister. Während die einen schon früh weitgehend auf sich selbst gestellt sind, werden andere bis kurz vor dem Abi morgens noch bis in die Klassenräume begleitet. Das mag überspitzt klingen, doch die Rückmeldungen von Universitäten und anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung lassen doch ein gerüttelt Maß an Verzweiflung über die mangelnden Fähigkeiten zum selbstständigen Arbeiten und Organisieren eben der Schule Entwachsener durchblicken. Doch wie soll Hans können, was Hänschen nicht lernte? Dazu ist weder der Raum bei einem Kind, das keine Begleitung und Förderung erfährt, noch bei denen, die jeden Stolperstein aus dem Weg geräumt bekommen, oder zumindest davor gewarnt werden. Kinder müssen Risikokompetenz erlernen, sich über ihre Stärken und Grenzen bewusst werden. Dafür müssen sie aber auch altersgemäße Risikoerfahrungen machen dürfen.

Wenn wir von früh bis spät unsere Kinder dazu antreiben, dies und jenes zu tun, wie soll es dann die Notwendigkeit, selbst in die Hufe zu kommen, eigenverantwortlich aktiv zu werden, entwickeln? Natürlich wollen wir das Kind vor dem Scheitern bewahren. Am besten von klein auf. Wir ermahnen kleine Kinder zur Vorsicht, nicht zu hoch zu klettern oder zu schaukeln. Und bei den größeren führen wir Tornisterrazzien durch und laden Unterrichtsinhalte herunter, damit der Spross nur ja nicht hinterherhinkt. Doch wenn wir von klein auf jeden blauen Fleck, den unsere Kinder sich im direkten und übertragenen Sinne holen können, zu verhindern suchen, nehmen wir ihnen damit ihre eigenen Erfahrungen – und damit das Erlangen einer selbst entwickelten Risikokompetenz. Dies ist nun kein Plädoyer dafür, den lieben Kleinen möglichst noch im Windelalter morgens einen schönen Tag zu wünschen und sich abzuwenden. Doch wir sollten als begleitende Erwachsene uns hin und wieder dahingehend kritisch überprüfen, welche Risiken das Kind selbst imstande sein könnte, abzuwägen und auch eingehen darf und welche nicht. Wir tun den Kindern keinen Gefallen damit, ihnen jede mögliche Gefahr aus dem Weg zu räumen. Wenn wir mal ein wenig lockerlassen und die Kinder dazu ermutigen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, sind wir womöglich überrascht. Und selbst wenn mal etwas in die Hose geht, ist es selten gleich der GAU. Daraus lernen sie weit mehr – und wir gleich mit. Problemlösungsstrategien zu entwickeln, um Hilfe zu bitten, das Scheitern zu reflektieren und daraus zu lernen, das sind keine Kompetenzen, die die Kinder entwickeln können, wenn sie nicht auch hinfallen dürfen. Was zur Folge haben kann, dass ein Kind die ihm übertragene Angst so verinnerlicht, dass es gemäß der selbsterfüllenden Prophezeiung tatsächlich fällt, die Herausforderungen nicht schafft, die es aber mit etwas Ermutigung sehr wohl bewältigen würde. Oder ein Scheitern in einer Sache als persönliches Scheitern empfunden wird, das ein Aufstehen nahezu unmöglich macht.

Wer zu Beginn des neuen Schuljahres den ein oder anderen Elternabend besuchen oder organisieren durfte, wird wieder so manche Schnurre zu erzählen haben. Neben inhaltlichen Informationen werden, gerade in Bezug auf Klassenfahrten die aberwitzigsten Diskussionen geführt. Die Menge der mitzuführenden Süßigkeiten für die Mitternachtsparty wird auf das Gummibärchen genau abgestimmt. Und Debatten über die Risiken, denen ein Fünfzehnjähriger beim Schwimmen ausgesetzt ist, ein Zwölfjähriger beim Bowlen und die Frage, ob ein Schnitzmesser überhaupt grundsätzlich in Kinderhände gehört, sind keine Seltenheit. Und ja, unsere Kinder essen zum großen Teil sicher eher zuviel Süßigkeiten, als zuwenig, es sind schon Kindern in Schwimmbädern ertrunken, Zehen von Bowlingkugeln geprellt worden und der Schaden, den ein Schnitzmesser im schlimmsten Fall anrichten kann, ist sicherlich etwas, das sich niemand auch nur ausmalen möchte.
Und doch gehört das schrittweise Erlernen der Benutzung auch dieser Dinge in die Kindheit.

Die Lehrer und Pädagogen indes sind in diesen Debatten zu Recht zurückhaltend und lassen die Eltern untereinander den Blutdruck hochjagen. Denn sie sind es, die im Notfall die Schuldzuweisungen der Eltern aushalten müssen, auch, wenn sie nicht nur ihrer Aufsichtspflicht genüge getan haben, sondern sehr viel umsichtiger die Situation begleiteten, als die Eltern selbst. Die eigenen pädagogischen Konzepte werden auf die Bereitschaft der Eltern geprüft, loszulassen. Doch auch bei gegenseitigem Vertrauen bleibt die Ungewissheit, ob im Ernstfall ein Elternteil nicht doch auch juristisch prüfen lässt, ob der Pädagoge verantwortungsbewusst gehandelt hat.

Aus jedem noch so nichtigen Anlass wird heutzutage geklagt oder zumindest juristischer Beistand gesucht. Das Erzwingen von Noten, der Gymnasialempfehlung allen voran. Die Maßhaltigkeit dessen, was den Kindern tatsächlich zuträglich und zumutbar ist und was nicht, geht hierüber verloren.
Da, wo die Grundidee ein gemeinsames Interesse ist, sein sollte, sein könnte, und man Energien bündeln und in einen interessantes Gespräch einsteigen kann (denn wer weiß schon wirklich, wie seine Früchtchen sich außerhalb der eigenen vier Wände tatsächlich gebärden), baut sich vielerorts eine Front auf. Und das kann dazu führen, dass sich Eltern und Pädagogen dann gegenseitig für vermeintliche Missstände verantwortlich machen. So aber hemmen wir uns nur gegenseitig da, wo wir auch voneinander profitieren können. Nicht in jedem Fall, natürlich nicht überall ist eine konstruktive Zusammenarbeit möglich. Doch hin und wieder sollten wir auch einmal zuhören, das Alter, in dem wir unsere Kinder am besten kennen, ist schneller vorbei, als wir denken.
Wir müssen nicht zwangsläufig unsere eigenen Überzeugungen für die einzig wahren erklären, um die besten Eltern für unser Kind zu sein.

Vergessen wir nicht, dass es auch viele Kinder gibt, die vor Aufgaben stehen, die nicht eigentlich in ihre altersgemäße Verantwortung gehören. Die Freiheit, sich um die adäquaten Zuständigkeiten kümmern zu können, Kind sein zu dürfen, ist nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Doch hat das Kind die Möglichkeit, seinen Fokus auf sich selbst und seine Belange zu richten, dann sollten wir ihm diese Belange auch immer mehr in die eigene Hand legen. Wir sollten den Mut haben, auch unseren Kindern mehr zuzutrauen und sie zu bestärken. Sie müssen ihren eigenen Radius stetig vergrößern dürfen und ihre eigenen Kriterien entwickeln. Denn es sind ja nicht unsere Verbote und Ermahnungen, die sie von zerstörerischen Einflüssen abhalten werden, dann zählt ihre eigene, selbst entwickelte Überzeugung.

 

Text: Nora Koldehoff

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