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Glaube Kultur

„Nicht gegen die Geschichte ansanieren“

Dienstag, 15. September 2015 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Halbzeit bei den Bauarbeiten in St. Severin. Stefan Rahmann hat sich auf der Baustelle umgeschaut.

So sieht es also aus, eines der Herzstücke der Kathedrale: Der Schlussstein. Wir stehen auf einem fast deckenhohen Gerüst in St. Severin und können den Stein anfassen. So nah sind wir ihm gekommen. Von unten aus dem Kirchraum ist er in seinen Einzelheiten nur schwer zu erkennen. Hier oben sieht man: Der Stein zeigt den heiligen Kornelius mit Bischofsstab auf blauem Grund. Der Schlussstein ist der abschließende Stein im Hauptknotenpunkt eines Rippengewölbes. Mit ihm wurde das Gewölbe selbsttragend, das stützende Gerüst konnte entfernt werde. Das passierte gegen 900 nach Christus. Jetzt ist St. Severin seit einem Jahr wieder mal Baustelle. Es wird umfassend saniert. Barbara Ellerbrok, die das Team Bau der Gemeinde leitet, und Architekt und Bauleiter Jens Kratzheller haben zu einer Baustellenführung eingeladen.

Wir steigen St. Severin zunächst mal aufs Dach. Fast jedenfalls. Das Gerüst, das wir erklimmen, reicht außen bis an die Regenrinne. Hier sind absolute Spezialisten am Start, die das Dach mit Schieferplatten decken. „Altdeutsche Deckung“, sagt Kratzheller: „Die Platten haben auf jeder Seite des Kirchendachs ein Gewicht von 25 bis 30 Tonnen. Da können Sie sich vorstellen, was für Lasten die Dachdecker mit bloßen Händen hier oben bewegen. Insgesamt werden 2250 Quadratmeter Schiefer verlegt.“

 

 

Vier Dachdecker arbeiten auf St. Severin, darunter eine Gesellin. Die Handwerker balancieren in schwindelerregender Höhe auf 30 Zentimeter breiten Brettern und nageln die Platten mit Zinknägeln auf das Untergerüst aus Holz, die sogenannte Beplankung. Jede Schieferplatte hat drei vorgebohrte Löcher und wird vor Ort genau einpasst. Sie müssen exakt überlappen, damit das Dach später dicht ist. Die Bretter der Dachdecker werden gehalten von Holzböcken, die an Seilen hängen und auf Besen stehen. So wird der bereits verlegte Schiefer geschont. Aus den Platten ragen vereinzelt Haken. „Wenn später das Dach mal repariert werden muss, seilen sich die Dachdecker aus den Gauben ab. Die Seile werden von den Haken gehalten“, weiß Kratzheller. Die Anschlüsse zwischen Dach und Turm bilden sogenannte Bleilappen, die sich als langlebiger erwiesen haben als das in den 80er Jahren verwendete Silikon. Die Dachrinnen sind größer als ihre Vorgängerinnen. Man will auf den Klimawandel mit häufigem Starkregen vorbereitet sein.

Eindruck auf die Baustellenbesucher machen die in die Wände eingelassenen 15 bis 20 Meter langen Anker aus Stahl, die unterschiedliche Punkte der Kirche miteinander verbinden. Die Seitenwände von St. Severin haben nämlich einen starken Drang nach außen. Deshalb müssen sie mit den Ankern stabilisiert werden. „Bei der Sanierung einer so alten Kirche, erlebt man an sonst unzugänglichen Orten immer wieder böse Überraschungen“, erzählt Kratzheller. Eine davon war der schlechte Zustand der Strebebögen. „Da war teilweise gar kein Mörtel mehr unter den Deckplatten“, berichtet der Architekt. Bei einer früheren Sanierung wurde wohl alles vermauert, was gerade weg musste. Sogar Butterbrotpapier habe man gefunden. Jetzt werden die Bögen gleich miterneuert. Was die Kosten weiter in die Höhe treibt. Man rechnet aktuell mit 7,5 Millionen Euro. Das meiste Geld geht für die Gerüste drauf. Das Erzbistum zahlt den Löwenanteil, die Gemeinde muss 50.000 Euro an Spenden einsammeln. Im Moment ist das nur zur Hälfte gelungen.
Dr. Joachim Oepen leitet das Gemeindeteam Konzeption und Gestaltung. Er schwärmt schon jetzt von dem neuen Beleuchtungskonzept. Das spätere Raumlicht wird man steuern können wie zu Hause im Wohnzimmer den Dimmer. Es wird verschiedene „Lichtszenarien“ wie „heller Tag“ und „dunkler Tag“ geben. Sogar „Leselicht“ ist möglich. Erneuert wird neben der Beleuchtung auch die Heizung von St. Severin.

 

Die Kirche ist im Moment fast komplett ausgeräumt. Das Chorgestühl, das älteste in Köln, ist unter Spanplatten verborgen. Raumfüllend ist das Gerüst, das für die Deckensanierung aufgestellt wurde. „Das Gerüst aus dem 21. Jahrhundert steht auf Grundmauern aus dem sechsten Jahrhundert. Faszinierend“, sagt Oepen. Die Geschichte von St. Severin beginnt im vierten Jahrhundert nach Christus als Grabbau. Danach wurde der Kirchraum immer wieder erweitert. St. Severin ist eine der zwölf großen romanischen Kirchen der Stadt.

Steigt man auf das Gerüst, ist man, wie gesagt, dem Schlussstein ganz nah. Unten erläutert Oepen das weitere Vorgehen. „Die maschinengrau gestrichenen Wände mit ihren aufgemalten weißen Fugen werden gesandstrahlt.“ Damit lege man den darunter liegenden Trachytstein frei. An den Kapitellen wird Farbe eingesetzt. Über welche, hat man lange nachgedacht: „Wir wollen ja nicht gegen die Geschichte ansanieren“, sagt Oepen. Die Wahl fiel auf Rot, Blau und einen leichten Goldton. Mit speziellem Mörtel aus Trachytmehl bessern die Restauratoren fehlerhafte Stellen aus.

Der Severinusschrein, der sonst im Hochchor der Kirche steht, wurde für die Dauer der Bauarbeiten in die Krypta ausgelagert. „Das Schreinsgehäuse stammt aus dem 13. Jahrhundert“, weiß Oepen. Es soll saniert werden. Bisher sind die Kosten dafür nicht bekannt. Eins steht aber schon fest. Billig wird das nicht. Aber Oepen gibt die Hoffnung auf Spender nicht auf. Ebenso wie auf das termingerechte Ende der Bauarbeiten. Vor genau einem Jahr wurde die letzte Messe in St. Severin gefeiert. Man rechnet mit einer Bauzeit von zwei Jahren und deren Ende irgendwann im Herbst des nächsten Jahres. Ellerbrok, Oepen und Kratzheller sind sich einig: „Wir sind gut in der Zeit.“
 

Text: Stefan Rahmann

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