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Gesellschaft

Roboter. Sprachlos mit Mütze – Lükes liebes Leben

Sonntag, 3. Februar 2013 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Queensland Newspapers/ Wikimedia

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Am Freitag, später Nachmittag, war er wieder da. Der Typ Asozialer, der mir zunehmend auf den Keks geht. Doch davor erstmal meine Verwunderung über das Verkehrschaos in Achter- und Severinstraße. Wochend-Rushhour, gepaart mit Ferienanfang, Probelauf des Rosenmontagszuges oder was? Die Erklärung eine Stunde später wieder daheim im Netz: Ampelausfall an der Kreuzung Nordsüdfahrt/Ringe. Aha. Kann passieren, sowas. Doch dann die Zusatzinfo, dass die Sperrung der Nord-Süd-Verbindung vermutlich noch bis Mittwoch bestehen wird, da man erst irgendwo Ersatzteile für die defekte Lichtanlage beschaffen müsse. Ach was. Hat man sowas in einer Kleinstadt nicht auf Lager? Sind die Dinger so komplex und teuer, dass sie nur auf Bestellung bei einem Monopolisten im Silicon Valley zusammengelötet werden? Möglich. Bleibt die Frage nach einer provisorischen Lösung. Gibt´s eigentlich noch Verkehrspolizisten, wie man sie aus alten Filmen kennt, wo weiß Uniformierte von Heinz Erhardt bis Louis de Funès auf einem Podest mitten auf der Kreuzung stehen und mit rudernden Armen die Wagenkolonnen dirigieren? Gehört sowas noch zur polizeilichen Grundausbildung? Kann man wahrscheinlich keinem Beamten mehr zumuten, Anfang Februar bei Wind Wetter stehenden Außendienst zu machen. Und dann die Abgase, der Lärm, der Feinstaub…Aber warum dann nicht eine dieser mobilen Ampeln aufbauen, wie sie in jedem Dorf zum Einsatz kommen, sobald einem Kleinkind das Räppelchen in den Gulli gefallen ist? Am Wochenende nicht verfügbar, da alle in ländlichen Diskotheken als Lichtorgeln im Einsatz? Oder einfach: Hamma nit, hamma noch nie gehat, bruche mir nit?

Mütze kauft ein

Aber jetzt zum Asozialen vom Freitag. Im Supermarkt an der Kasse stand er, direkt vor mir. Ca. 25-30 Jahre, Schlabberjeans, Allwetterjacke, Pudelmütze und Rucksack. Alles aus einer gediegenen Preisklasse. Ein Wägelchen hatte er sich für seine Konsumgüter nicht geleistet. Woher sollte er auch wissen, dass man dafür neuerdings einen Euro oder einen dieser schier unerschwinglichen Plastik-Chips braucht? An die die Kasse zum Wechseln gehen? Reine Zeitverschwendung. Ergo hatte sich der Bemützte einen Pappkarton geschnappt und seine Bedarfsartikel da reingepackt. Schön und gut. Aber dann. Statt seine Utensilien, nachdem die Kassiererin sie über den Scanner gezogen hatte, behände auch wieder in das Behältnis zu packen, war er, während die Frau ihren Job machte, zu einem Behälter geschlurft und hatte den Karton entsorgt. Zurück an der Kasse, nahm er erstmal mit bemerkenswert ausdrucksloser Miene den Waren-Turm in Augenschein, den Dame am Ende des Förderbandes mit einiger Kunstfertigkeit aufgestapelt hatte. Was dann folgte, nahm sich wie eine Live-Performance zum Handtäschchen-Hit des auch schon wieder toten Liedermachers Horst Koch aus. Der Typ setzte den Rucksack ab, öffnete mit einiger Nestelei das Hauptfach, nahm eine Dose in die Hand, verstaute sie im Inneren des Behältnisses, dann griff er sich die Butter, daraufhin die Kekse, usw. Wobei er den Sack die ganze Zeit über am Boden stehen ließ und womöglich aus Sorge um sein sensibles Rückgrat jedes Mal schön in die Hocke ging. Als er endlich alles untergebracht hatte, schloss der den Reißverschluss des Hauptfachs, brachte anschließend die Deckenklappe in die richtige Position und arretierte sorgsam deren Clip-Verschlüsse. Als die geduldige Kassiererin an ihrer geöffneten Kasse ihn dann erwartungsvoll ansah, ob er nun vielleicht willens und in der Lage wäre, endlich mir der Kohle rüberzukommen, ging der Typ wieder in Hocke, nestelte an der Seitentasche seines Rucksacks und fingerte daraus irgendwann seine Börse hervor. Der entnahm er dann seine EC-Karte, brauchte drei Versuche, um sie richtig in den Schlitz zu stecken und irgendwann, nachdem er natürlich sein Portemonnaie noch an Ort und Stelle wieder ins Seitentäschchen seines Säckchens gepackt hatte, war´s dann endlich geschafft: Mütze hatte eingekauft! Gesprochen hatte er während des ganzen Vorgangs nicht eine Silbe und sowas wie Blickkontakt gehörte auch nicht in sein Kommunikations-Repertoire. Ansprechbar war er auch nicht, da auf seinen Ohren monströse Kopfhörer prangten, deren Kabel in seine Jacke führten.  

Allein unter Robotern

Es geht mir nicht darum, dass diese vergeudeten drei Minuten meine Lebensplanung komplett über den Haufen geworfen hätten und eigentlich könnte ich diesem fleischgewordenen Phlegma für den Gratis-Sketch sogar dankbar sein. Wenn eine Oma mit der Geschwindigkeit von Scanner-Kassen nicht mithalten kann und anschließend auch noch triumphierend den Klassiker „Ich hab´s klein!“ zum Besten gibt, nehme ich das mit einem Lächeln. Geschenkt.
Was an Mütze nervt, ist der Umstand, dass der Vogel –da bin ich mir sicher- seine komplette Umgebung in dieser Situation überhaupt nicht wahrgenommen hat. Null. Fragte man ihn, was er am Freitag so gegen 18 Uhr gemacht hat, würde er sich in einem lichten Moment womöglich erinnern, dass er einkaufen war. Ob da außer ihm noch andere Menschen im Supermarkt waren? „Nö, ich glaub´ nich´. Woher soll ich das wissen?“ Und der Typ ist  keineswegs ein Einzelfall. Zumindest habe ich den Eindruck, dass ich im öffentlichen Raum zunehmend von Zeitgenossen jeden Alters und jeden Geschlechts umgeben bin, die wie benebelte, ferngesteuerte Roboter durchs Dasein tapern. Sprechen ist da nur noch im äußersten Notfall drin. Vielleicht bin ich ein altmodischer Sack, aber ich gehe, außer in meiner eigenen Bleibe, gewohnheitsmäßig nicht durch Türen, ohne mich zu vergewissern, ob da hinter mit nicht jemand ist, dem ich das Ding versehentlich an den Kopf knallen könnte. Ob Männlein oder Weiblein ist mit dabei schnuppe. Kommt aber regelmäßig vor, dass ich einem Wesen die Tür aufhalte, das dann, ohne mich eines Blickes zu würdigen, wortlos an mir vorbeischlurft, als wäre ich ein Türen-Aufhalte-Automat. Brülle ich ihm dann ein „Bitteschön!“ hinterher, guckt dieser Zweibeiner mich komplett entgeistert an. Wenn überhaupt.

Stiesel, Sex und Neger

Im Ostwestfälischen, wo meine Wiege stand, gibt es für diesen Menschenschlag das schöne Wort „Stiesel“, das es zu meinem Erstaunen inzwischen sogar in den Duden geschafft hat: „Mann, der sich in Ärger hervorrufender Weise unhöflich, unfreundlich, flegelig benimmt, verhält“, heißt es da. Ist schon länger her, dass so ein Stiesel die Nebenrolle in einer Szene spielte, die ich noch immer zum Niederknien finde. Vor einem Laden in der Südstadt hatten sich drei nicht mehr ganz junge Grazien zu einem Plausch in breitestem Kölsch versammelt. Gut, der Standort unmittelbar vor der Tür war für den Durchgangsverkehr nicht ideal, aber die Ladies hatten sich offenbar zufällig just da getroffen. Dann kam Stiesel, wesentlich jünger. Mit gesenktem Kopf näherte er sich dem Trio und versuchte wortlos, sich mit Körpereinsatz irgendwie Durchgang zu verschaffen. Woraufhin die Damen ihr Gespräch unterbrachen und eine von ihnen, nun in akzentfreiem Hochdeutsch, zu dem Typ wahrhaftig sagte: „Junger Mann, sprechenden Menschen können wir helfen!“ Ich hätte sie knutschen können.
Noch was? Klar doch, Sexismus und Neger. Hinter der, ausgerechnet vom Stern, der mindestens einmal pro Monat ein verkaufsförderndes Nackedei auf dem Titel hat, angezettelten Sexismusdebatte ums lüsterne Brüderle steckt ohnehin nur Philipp Rösler. Und die Idee, den Begriff „Neger“ aus alten Kinderbüchern zu entfernen, ist so sinnig wie der Versuch aus den 70ern, eine gewaltfreie Version von Grimms Märchen unters Volk zu bringen. Schließlich müssten dann alsbald auch Wölfe, Füchse, Hexen und Stiefmütter von ihrem miserablen Leumund befreit werden. Und was ist mit Zwergen? „Schneewittchen und die sieben Minderwüchsigen“? Oder waren das womöglich sowieso eher Liliputaner?

 

Text: Reinhard Lüke

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