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Kultur

„Strunze soll mer jo nit“ – Severinsbürgerpreis geht an Günter Schwanenberg

Montag, 15. September 2014 | Text: Antje Kosubek | Bild: Severinsbürgerpreise

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Günter Schwanenberg wurde 1959 in Köln geboren und arbeitet neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Personaltrainer und Coach auch als Stadtführer, Buchautor und Liedermacher. Während seiner Führungen verbindet er die Geschichte(n) der Stadt mit kölschen Liedern und den Menschen, die hier leben.
Seine „musikalischen Stadtgeschichten“ bietet er seit 1983 an, mit historischen Volks- sowie „echt kölschen“ Karnevalsliedern. In diesem Jahr erhält er den renommierten Severinsbürgerpreis, der jährlich an Personen oder Institutionen verliehen wird, die sich in besonderem Maße um kölnische Sprache, Kultur, Kunst und Brauchtum verdient gemacht haben.

Meine Südstadt: Herr Schwanenberg, Sie sind im Klösterchen mitten in der Südstadt geboren und wohnen in Zollstock. Was verbindet Sie mit dem Vringsveedel?!
Günter Schwanenberg: „Ohne zu tief in meine Familiengeschichte abtauchen zu wollen: ab der Generation meiner Großmutter zurück, finden sich die meisten Wohnadressen meiner Familie mütterlicherseits zwischen Zwirner-, Biberstraße und der Spielmannsgasse. Erst meine Eltern sind dann nach Zollstock, „ins Grüne“ gezogen, gleich an den Südfriedhof. Ich komme immer wieder gerne hierher ins Veedel, um Familienfeste zu feiern und zum Einkaufen. Und wenn man den Begriff Südstadt großzügig auslegt, findet hier ein großer Teil meiner musikalischen Aktivitäten statt: musikalische Führungen, die Stadtgeschichte-Konzerte im Freien Werkstatt-Theater, Weihnachtssingen in der Lutherkirche oder in „Zint Jan“ oder das „Kochbetreute Singen“ im Kartöffelchen. Da bereitet Arno Lichtenscheidt klassische kölsche Gerichte zu, die in alten Liedtexten beschrieben werden.

Bekommt man nicht mit diesem „Geburtsort“ den Karneval schon in die Wiege gelegt?
Zum Karneval… ich habe zwar schon „in der Bütt“ gestanden, als ich noch nicht lesen konnte: die Reden habe ich vorgelesen bekommen und dann auswendig gelernt. Aber im Laufe der Zeit hat sich dann herauskristallisiert, dass ich da wohl eher ein „Köln- bzw. Kölsch-Gen“ als eine Karnevalsveranlagung mitgekriegt habe.

Sie bieten verschiedene musikalische Spaziergänge an, auch über den Südfriedhof. Sind Friedhöfe nicht eher ein Ort der Stille oder Besinnung? Ist das nicht ein Gegensatz?
Die Frage wird mir oft gestellt – und das macht mir immer wieder klar, dass man da offenbar durchaus einen Widerspruch empfinden kann. Damit gehe ich sehr bewusst und hoffentlich auch angemessen um. Aber ich kann inzwischen sicher sagen: nein, es besteht kein Widerspruch! Es geht ja nicht um eine bizarre Bühne. Ich trage auf dem Friedhof, einem ausgewiesenen Ort des Gedenkens, an den Gräbern der Verstorbenen ja auch nichts anderes vor, als das, was diese Menschen in Köln „unsterblich“ gemacht hat – Lieder, Gedichte, Heiteres und Besinnliches.
Da könnte man Wilhelm Räderscheidt nennen, mit der „Geiß, die ne lange Stätz han wollt“, seinem „Justizirrtum“ – oder einem Gedicht zum Tode seiner Frau. Peter Berchem mit dem „Möschebegräbnis“ gehört dazu – beide waren übrigens Lehrer im Severinsviertel bzw. der Südstadt. Unter anderem auch von Karl Berbuer, der hat sogar die Noten von „Heidewitzka“ auf dem Grabstein – das wäre sicher kein Lied, was ich an seinem Grab singen würde – es zeigt aber, wie diese Menschen und ihre Angehörigen über ihre Kunst, die Musik in dem Fall, an die Person erinnern.“

Kölsch ist ja nicht nur Sprache, sondern auch Bier, Geschichte oder auch Lebensgefühl. Liegt Ihnen Erhalt all´dessen sehr am Herzen?
Ja, im Sinne des „kölschen Grundgesetzes“ trifft das sicher zu. Ich wünsche mir aber, dass die dort und immer wieder beschworenen Werte wie Toleranz, Zuversicht, Solidarität und Gemeinschaft noch viel mehr und viel unverkrampfter gelebt werden. Und vielleicht kann ich ja einen Teil dazu beitragen, mit Geschichten aus der Geschichte dieser Stadt, ihrer Sprache, ihren Liedern – und der besonderen Mentalität, die die alten Lieder transportieren. In den letzten Jahren habe ich ja ausschließlich Programme mit mehr als hundert Jahre alten Liedern zusammengestellt. Die sind fast nur für den Karneval geschrieben worden – und da kommt eine Menge rüber in Sachen Spaß und Ironie und ganz spezieller Sicht auf die Stadt und die Menschen hier.

Sie sind Liedermacher, Stadtführer und Buchautor. Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag von Günter Schwanenberg aus? Und was für Stadtführungen bieten Sie an?
Ein lieber Freund, Wolfgang Oelsner, hat mir mal mit auf den Weg gegeben, ich sei ein Glückskind, denn ich müsse von dem, was ich gerne mache, nicht leben. Das trifft fast zu, denn meine Brötchen verdiene ich als Personaltrainer und Coach – fest angestellt, an vier Tagen in der Woche. Aber das mache ich genau so gerne, wie die Arbeit mit den musikalischen Stadtgeschichten in Konzerten und Führungen. Ich suche dafür jeweils Texte aus, die ein reales Ereignis, eine Person oder eine historische Entwicklung beschreiben – eine total spannende Entdeckungsreise durch die Geschichte und Lieder dieser Stadt. Und diese „musikalischen Stadtgeschichten“ bringe ich dann an die Orte, wo sich das Ganze abgespielt hat: zwischen Hahnentor und Hänneschen durch die „Franzusezick“.  „Cöln 1900“ führt mit vielen Aspekten zur Stadterweiterung und Sozialgeschichte im 19. Jahrhundert durch die Südstadt, die kölsche an sicentalität an sich wird bei den „Kölschen Nationalhymnen“ vorgestellt, dazu die Friedhofsführungen mit verschiedenen Schwerpunkten. Und, auch motiviert durch den Severinsbürgerpreis, soll im nächsten Jahr ein Spaziergang durchs „Vringsveedel“ dazu kommen.“

Man kann über Sie lesen, dass Sie in Archiven nach musikalischen Stadtgeschichten „recherchieren“. Wie kann man sich das praktisch vorstellen?!
“Zunächst ging das natürlich ganz hervorragend im Historischen Archiv der Stadt, dort war ich öfter zum Schmökern. Übrigens auch, fest verabredet und mit Termin um 14 Uhr, am 3.3.2009, dem Tag, dem genauen Zeitpunkt des Einsturzes. Warum dieser Termin dann um 11 Uhr doch noch abgesagt wurde ist organisatorisch zwar nachvollziehbar – beschäftigt mich in der Konsequenz aber bis heute. Ja, und danach wurde es schwerer: private Archive, persönliche Nachlässe, Hinweise und Unterlagen von Menschen, die an meinen Veranstaltungen teilnehmen, Antiquariate…aber auch umfangreiche Sammlungen wie das „Kommersbuch“ von Wilhelm Schneider-Clauss, das „Kölnische Volks- und Karnevalslied“ von Paul Mies, „Loss mer doch noch jet singe“ von Gerold Kürten oder die Arbeit von Reinold Louis mit den „Kölschen Evergreens“ bieten immer noch einen guten Zugang. Und dazu, was aber auch ganz reizvoll ist, kommt die Disziplin „Jagen und Sammeln“, z.B. der kleinen Texthefte, die damals zu den einzelnen Sitzungen ausgegeben wurden, und zwar schon im 19. Jahrhundert. Einige davon findet man inzwischen auch in der Liedersammlung der „Akademie för uns kölsche Sproch“.“

Der Severinsbürgerpreis wird jährlich an Personen oder Institutionen verliehen, die sich in besonderem Maße um kölnische Sprache, Kultur, Kunst und Brauchtum verdient gemacht haben. Im letzten Jahr wurde dieser Preis an Martin Stankowski verliehen, nun bekommen Sie diese Auszeichnung. Macht Sie das besonders stolz?
„Ich bin ja schon froh, dass Sie den Begriff „stolz“ selbst erwähnen – „strunze soll mer jo nit“, wie die Kölschen wissen. Aber stolz, das trifft es schon. Und als ich dann die Liste der Preisträger durchgegangen bin… Da sind viele ganz besondere Menschen und Institutionen dabei, die mich zum Teil schon lange begleiten und mit denen mich Vieles verbindet – und die auch durchaus Vorbilder für mich sind und waren – so kann ich das für mich klar formulieren.  Ja, und jetzt gehöre ich dazu… Also: ich habe mich riesig gefreut, als Ursula Jünger mich angerufen hat. Sie hat dann tatsächlich noch gefragt (!), ob ich den Preis auch annehmen möchte. Da hatte ich am 24. Juni schon meine ganz persönlichen Weihnachten.“

 

Ich danke Ihnen für das Gespräch.

 

Der Severinsbürgerpreis 2014 wird am 27. September im Kölnischen Stadtmuseum an Günter Schwanenberg verliehen.

Literatur:
Günter Schwanenberg: „Em Himmel es d’r Düvel loss: Musikalisch-literarische Streifzüge über den Südfriedhof“
MARZELLEN-VERLAG (April 2008)

Günter Schwanenberg, Carl Dietmar und Wolfgang Oelsner: „Wat wor dat doch för e Levve: Kölsche Lieder spiegeln Kölner Geschichte des 19. Jahrhunderts“
MARZELLEN-VERLAG (erscheint im November 2014)

        

 

Text: Antje Kosubek

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