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Kultur

Vom Loser zum Mörder und Millionär

Montag, 2. Oktober 2017 | Text: Alida Pisu | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Er sieht ein wenig lächerlich aus, wie er da so steht, mit seinem Kindergeburtstags-Hut auf dem Kopf, der Wunderkerze in der Hand und der geschmacklosen Fliege zu einem zusammengewürfelten Outfit. Das also ist Tom Ripley, die Romanfigur Patricia Highmiths, der sie insgesamt fünf Romane widmete. Ihr erster „Der talentierte Mr. Ripley“, war ein großer Publikums-Erfolg und die Verfilmung mit Alain Delon in der Rolle des Protagonisten ist legendär.

Nun zeigt Tom Ripley (Thomas Strüven) auf der Bühne des Freien Werkstatt Theaters seine Talente. Die man nie bei ihm vermutet hätte, ist er doch ein totaler Loser, was ihm auch sehr bewusst ist. Deshalb macht er sich auf nach Europa, um den Auftrag des reichen Werftbesitzers Herbert Greenleafs zu erfüllen. Greenleaf hofft, dass Tom Ripley seinen Sohn Dickie (Dennis Laubenthal) dazu bewegen kann, sein Leben als dilettierender Maler in Italien aufzugeben und zurück in die Staaten zu kommen. Zunächst stößt Ripley weder bei Dickie noch bei dessen Freundin Marge (Mona Mucke) auf Sympathie, doch er lässt sich nicht abwimmeln. Im Gegenteil, er lügt, dass sich die Balken biegen, nistet sich ein wie ein Kuckuckskind und ergreift unaufhaltsam Besitz vom Leben Dickies.

Bei einem Bootsausflug bringt er Dickie schließlich um, schlüpft in dessen Identität und fährt unter Dickies Namen nach Rom, wo er sich eine Wohnung mietet. Ein unerwarteter Besuch von Freddy, einem alten Freund Dickies, nimmt eine dramatische Wendung, als Freddy entdeckt, dass Tom Ripley die Rolle Dickies spielt. Auch Freddy wird ermordet. Nach einigen Irrungen und Wirrungen kann Ripley die Polizei von Dickies Selbstmord überzeugen und legt ein gefälschtes Testament vor, in dem sein verstorbener „Freund“ den Wunsch äußert, das Vermögen seines Vaters möge auf Ripley übertragen werden. Diesem Wunsch entspricht Herbert Greenleaf. Der Loser wird vom Mörder zum Millionär.

 

„Als würde er sich häuten“.

Die Inszenierung, die Regisseur Thomas Hupfer auf die Bühne bringt, lotet die Gründe und Abgründe eines faszinierenden Charakters aus. Eines Tom Ripley, der nun wirklich keine gute Figur abgibt, als er mit einem Riesenkoffer bei dem Bohemien Dickie und seiner Freundin Marge, einer Schriftstellerin, auftaucht. Er wirkt linkisch und einfältig, gerät aus der Fassung, als er ihre Abweisung spürt. Seine Selbstgespräche mit einem im Koffer angebrachten Spiegel zeigen seine innere Zerrissenheit und Selbstverachtung, er sieht sich als Versager, der nur eine einzige Chance sieht, sein Leben komplett zu verändern: indem er über Dickies Leiche geht. In Thomas Hupfers Inszenierung gibt es viele Hinweise auf den drohenden Mord an Dickie. Schon nach der ersten Begegnung, bei der Dickie und Marge sich ablehnend verhalten, hat Ripley ein Messer in der Hand. Mit diesem Messer wird er Dickie später töten. Aber das ahnt Dickie nicht und lässt sich von diesem fremden Kerl einlullen, der sich mitsamt Riesenkoffer förmlich in sein Leben schiebt und es sich immer weiter aneignet. Das Talent dafür hat er tatsächlich.

Als würde er sich häuten, kommt nach und nach Ripleys berechnende und brutale Seite zum Vorschein. Seltsamerweise verschweigt er noch nicht einmal den Wunsch, Dickie zu töten und seine Stelle einzunehmen. Ein Moment, der Spannung verdichtet und in dem der Zuschauer mit angehaltenem Atem dasitzt. Denn es ist der Moment, in dem alles kippen und Ripley der Loser bleiben müsste, der er ist. Wenn Dickie ihm denn glauben würde. Doch Dickie glaubt Ripleys Lügen, während er ihm die Wahrheit nicht abnimmt. Thomas Strüvens Tom Ripley verändert sich mit jeder Lüge, die ihm geglaubt wird, mit jedem Schachzug, der ihm glückt, hin zu einem skrupellosen Menschen, dessen Körperhaltung und Sprache selbstbewusst werden, der von sich selbst überzeugt, ja geradezu berauscht ist. Als er sich endlich die Kleidung des Toten überstreifen kann, hat er den Loser hinter sich gelassen.

 

„Das Alter Ego von Highsmith“.

Dennis Laubenthal übernimmt nach Dickies Ableben die Rollen des Freundes Freddy und eines Kommissars, der den Mord an Freddy, den Ripley tötet, aufklären soll. Das gibt dem Stück slapstickhafte Züge. Taucht Freddy doch als Elvis-Verschnitt auf und hat Ripley größte Mühe, seine Leiche anschließend  im Riesenkoffer unterzubringen und zu entsorgen. Wie er die Leiche schleift, sie umfällt, wie er sie hierhin und dorthin bugsiert, das ruft im Publikum Heiterkeit hervor. Auch der Commisarrio mit Pfeife und Mütze sorgt für Amüsement. Ist er nicht eher Sherlock Holmes als ein italienischer Kommissar? Beide Charaktere nehmen sich selbst nicht so ganz ernst, sowohl Freddy als auch der Commisarrio kommen als Karrikaturen daher, geben aber der Handlung, die sich bis zur Pause doch etwas zieht, gehörigen Pep und Schwung.

Mona Mucke als Marge verkörpert nicht nur Dickies Freundin, sie ist auch das Alter Ego von Highsmith, wenn sie an ihrem Schreibtisch sitzt und auf ihrer alten Schreibmaschine schreibt oder Texte liest, die Szenen einführen oder miteinander verbinden. Als Marge macht auch sie eine Veränderung durch: von der Frau, die Tom Ripley ablehnte, weil sie ihn durchschaute, wird sie zu seiner Trophäe. Nach Dickies Tod nimmt Ripley ihm das Letzte, was ihm geblieben war: die Liebe von Marge. Die genau weiß, dass Ripley ein Mörder ist. Aber manchmal haben Mörder eben auch etwas Faszinierendes an sich, dem man nicht widerstehen kann.  
Ein insgesamt höchst unterhaltsamer Theater-Abend, den das Publikum mit lang anhaltendem Applaus belohnte.

 

„Der talentierte Mr. Ripley“ nach Patricia Highsmith
Mit Mona Mucke, Dennis Laubenthal, Felix Strüven    
Regie: Thomas Hupfer

Freies Werkstatt Theater, Zugweg 10, 50677 Köln?

Weitere Termine: 26., 27., 28., 29. Oktober 2017
 

Text: Alida Pisu

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